Dein Baby in Bewegung

Vom 7. bis zum 9. Lebensmonat

Von nun an bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Dein Baby ist permanent in Bewegung. Vielleicht robbt es schon am Boden, versucht sich langsam an einem Stuhl oder Tischbein hochzuziehen und dreht sich im Liegen von einer Seite auf die andere. Ein weiterer Meilenstein steht euch außerdem in dieser Phase bevor: dein Baby wird das erste Mal feste Nahrung zu sich nehmen.

Mutter trägt ihr Baby

Motorik

Jetzt wird dein Baby richtig aktiv

Schön langsam solltest du damit beginnen, dich auf bewegte Zeiten einzustellen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat werden Babys nämlich richtig aktiv. Sie erweitern ihren Bewegungsradius und entwickeln beinahe Tag für Tag neue motorische Fähigkeiten. Indem sie bislang viel gestrampelt und sich aus der Bauchlage vom Boden abgedrückt haben, haben Babys ihren gesamten Haltungsapparat trainiert. Davon profitieren sie nun bei ihren ersten Versuchen, zu sitzen oder sich robbend fortzubewegen. Auf ihrer Krabbeldecke oder dem warmen Kuschelteppich bleiben sie nur mehr selten, außer sie beschäftigen sich intensiv mit einem bestimmten Spielzeug. Die meiste Zeit jedoch, möchten sie den Raum und am liebsten die Welt erkunden. Dabei setzen sie all ihre Sinne ein: Woher kommt Mamas Stimme? Wo sehe ich Geschwisterkinder spielen? Wann geht eine Tür auf und wieder zu?

Individuelle Entwicklungsschritte

Eines wird mit diesem Alter besonders deutlich: Jedes Kind entwickelt sich in einem individuellen Tempo. Während sich die einen rund um den achten Monat bereits selbstständig aufrichten können, rollen andere lieber noch am Boden herum. Einige wenige machen bereits die ersten Versuche, sich aufzuziehen und aufrecht zu stehen. Auf welchem Stand sich dein Kind auch immer entwicklungsmäßig befindet, in dieser Phase gibt es eine sehr große Bandbreite. Wenn du dir dennoch ernsthafte Sorgen machst, wende dich an deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin. Üblicherweise wird die Entwicklung deines Babys dann für eine gewisse Zeit beobachtet und anschließend beurteilt. Es kommt nämlich auch auf andere Faktoren wie zwischenzeitliche Erkrankungen, Ess-/Trinkverhalten, Familiensituation sowie das generelle Wachstumsverhalten an. Mit der Zeit wirst du ein Gefühl dafür entwickeln, welche Bereiche sich bei deinem Kind schneller ausprägen. Es gibt Kinder, die bald einmal brabbeln und Laute von sich geben, andere wiederum beobachten viel, wiederum andere entwickeln sich in puncto Motorik sehr rasch.

Sitzen lernen

Gegen Ende des neunten Monats ist dein Baby möglicherweise in der Lage, sich aufzusetzen und sich im Sitzen schon für eine kurze Zeit zu halten. Jedes Kind hat dafür gewissermaßen eine eigene „Technik“. Längere Zeit aufrecht sitzen sollte es in diesem Alter jedoch noch nicht. Wenn du dein Baby zu dir auf den Schoß nimmst, kann es sich locker anlehnen, beim freien Spiel ist ein Stillkissen eine wunderbare Unterstützung für den Rücken. Solltest du eine Babywippe besitzen, kann der Nachwuchs dort auch schon eine aufrechtere Position einnehmen. Möglicherweise musst du auch schon von der Babyschale fürs Auto auf den nächstgrößeren Kindersitz wechseln. Autofahrerclubs empfehlen übrigens, Kinder bis zum 15. Lebensmonat und darüber hinaus in einem rückwärtsgerichteten Kindersitz zu transportieren. Sogenannte „Reboarder“ werden entgegen der Fahrtrichtung montiert und gelten als besonders sicher bei Frontalkollisionen.

Kindersicherheit im Haushalt

Vielleicht robbt es schon oder es überspringt diese Phase und beginnt späterhin gleich mit dem Krabbeln. Bewegung ist jedenfalls die schönste Beschäftigung für dein Baby. Manche Dinge klappen gut, andere weniger, wie z.B. sich vom Rücken zurück auf den Bauch zu rollen. Alle Aktivitäten müssen wieder und wieder geübt werden, langweilig wird dem Nachwuchs also nicht. Wichtig für Eltern: euer Baby wird jeden Tag mobiler, daher müssen die eigenen vier Wände spätestens jetzt auf Kindersicherheit überprüft werden. Unbedingt kindgerecht gesichert gehören:

  • Steckdosen
  • Fenster und Balkontüren
  • Putzmittel- und Medikamentenschränke
  • Öfen aller Art
  • Scharfe sowie spitze Kanten, Glastische
  • Elektronische Geräte

Ebenso ist es wichtig, dass keine Kabel (z.B. von einer Lampe, von einem Bügeleisen) oder sonstige Gegenstände am Boden liegen oder von einem Kasten/einer Kommode hängen. Kinder ziehen gerne daran, da alles was sich bewegt und baumelt nahezu eine magische Anziehung auf die Kleinen ausübt. Kindersicherheit ist auch später ein Thema, wenn sie das Laufalter erreicht haben. Dann erweitert sich der Radius automatisch, und das in relativ kurzer Zeit. Schlafzimmer, Badezimmer, Küche, sämtliche Einrichtungsgegenstände – nichts ist mehr vor den Entdeckern sicher.

Das Unfallrisiko ist immer dann am größten, wenn die Kleinen gerade eine neue Fortbewegungsform gelernt haben, denn sie müssen sich an die neue Perspektive (vom Robben zum Krabbeln und dann später auf zwei Beinen) jeweils erst neu gewöhnen. Die Welt sieht ja jedes Mal gleich ganz anders aus! Auch wenn beispielsweise eine Rampe oder Stufe krabbelnd schon gut gemeistert wurde, kann sie für das neu laufende Kind zur Stolperfalle werden.

Tipp: Ein krabbelndes Kind konsequent umdrehen (dazu sagen “Rückwärts!”), wenn es sich auf eine Stufe, zum Sofaende etc. hinbewegt. Es lernt dann, Abgründe mit den Füßen voraus anzugehen und das ist sicherer.

Feinmotorik

Kommen wir nun zur Feinmotorik, auch auf diesem Gebiet tut sich einiges. In den letzten Monaten hat dein Baby ja schon versucht, nicht nur Gegenstände, sondern auch die eigenen Finger, Hände und Zehen in die Hand zu nehmen. Zwischen dem siebten und achten Monat kommt der sogenannte Scherengriff zum Einsatz. Kinder packen Gegenstände zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit der Zeit werden sie darin sehr geschickt, sie können vor allem kleinere oder auch dünne Dinge gut damit be- und ergreifen. Ab dem neunten Monat können die ersten Kinder bereits den Pinzettengriff anwenden. Diese Technik ist gewissermaßen die Weiterentwicklung des Scherengriffs. Gegenstände werden zwischen der Fingerkuppe des Zeigefingers und dem Daumen gehalten. Erste Brotstücke, Knabbereien und Gemüse- oder Obstspalten werden ebenso im Pinzettengriff gepackt, er zählt daher auch zu den Beikostreifezeichen.

Sinneswahrnehmung

Sehen

Nicht nur der Bewegungsradius erweitert sich, sondern auch die Qualität der Sinneswahrnehmungen. Beides hängt letztlich zusammen, je mehr sich dein Kind bewegt, desto schärfer müssen seine Sinne ausgeprägt sein. Schließlich gilt es, Motorik und Sensorik zu kombinieren. Zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat sind Tast- und Sehsinn deines Babys immer besser ausgeprägt. Es kann feinste Nuancen unterscheiden, Bezugspersonen eindeutig erkennen und zielgerichtet nach Gegenständen greifen, die sich in der Nähe befinden.

Verstecken ist momentan eines der Lieblingsspiele deines Babys. Ganz gleich, ob du dich versteckst und plötzlich wieder auftauchst oder ob ein Spielzeug unter der Decke verschwindet – der Nachwuchs könnte dieses Hin und Her stundenlang spielen. Jedes Mal wenn dein Baby dich oder den versteckten Gegenstand wiederentdeckt, wir es lächeln, glucksen oder einen Laut der Freude von sich geben.

Tipp: wenn du deinen Sonnenschein für ein paar Minuten (oder auch länger) beschäftigen möchtest, setze ihn vor einen Spiegel oder ein Spielzeug mit integriertem Spiegelelement. Kinder erkennen sich in diesem Alter zwar noch nicht selbst, sie haben aber die größte Freude mit ihrem eigenen Spiegelbild. Sie greifen danach, lächeln es an oder versuchen mit dem Baby im Spiegel zu kommunizieren.

Gleichgewicht und Geschmack

Zwei weitere Sinne kommen jetzt zur Reife: der Gleichgewichtssinn und der Geschmackssinn. Auch hierbei handelt es sich wieder um ein ausgeklügeltes Timing der Natur. Ab dem neunten Monat wird dein Baby nämlich versuchen, sich an Gegenständen hochzuziehen und vielleicht auch schon ein wenig selbst zu stehen, bevor es wieder zurück auf den Popo plumpst. Ist das einmal geschafft, darf man durchaus von einem großen Meilenstein sprechen.

Wenn dein Kind aufstehen möchte, muss es sich nicht nur aus einer sitzenden Position aufrichten, sondern auch Hände, Augen und Beine entsprechend koordinieren. Später kannst du den Gleichgewichtssinn deines Babys fördern, indem du es so oft wie möglich barfuß laufen lässt und ihm auch unterschiedliche Untergründe (Wiese, Pflaster, Waldboden) anbietest. Auf den Geschmackssinn werden wir beim Thema Beikost noch zu sprechen kommen, er prägt sich durch die erste feste Nahrung immer mehr aus. Deinem Kind erschließt sich durch die Beikost eine vollkommen neue Dimension an Konsistenz und Geschmackserfahrungen.

Kommunikation

Die ersten Silben

Dein Baby ist zu diesem Zeitpunkt schon eine richtige Plaudertasche. Es kann einfache Laute wie „Dadada“ oder „Mamama“ aneinanderreihen. Außerdem versteht es bereits, dass Mama und Papa mit ihm reden, es reagiert auf seinen Namen und darauf, wenn ihm jemand ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Kommuniziert wird in diesem Alter im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen. Jede Bewegung ist letztlich Kommunikation, ebenso wie weinen, quengeln, lächeln oder quietschen und glucksen. Gerne übt dein Baby nun den Wechsel zwischen einem ernsten und einem fröhlichen Gesichtsausdruck, es möchte testen, wie das Gegenüber darauf reagiert. Gegen Ende des neunten Monats kann es vielleicht schon erste Silben von sich geben, in den nächsten Monaten wird ziemlich wahrscheinlich ein „Mama“ oder „Papa“ über seine Lippen huschen.

Wichtig: Sprich mit deinem Kind so oft es geht, sing ihm Lieder vor oder lies aus einem Buch. Der Klang deiner Stimme, die Sprachmelodie, die Bewegung deiner Lippen – all diese Dinge fördern die geistige Entwicklung deines Babys. Im Laufe der Zeit wird es dein Verhalten immer mehr imitieren und lernen, dass über Sprache kommuniziert wird.

„Fremdeln“ ab dem achten Lebensmonat

Im achten Monat beginnt zudem eine Phase, die manche Eltern bereits fürchten: Dein Baby „fremdelt“. Das bedeutet, dass es vor unbekannten Personen aber auch vor Bezugspersonen, die es nicht so häufig sieht, Angst hat. Auf die Ansprache durch eine „fremde“ Person reagieren Kinder in diesem Alter häufig mit Weinen oder Schreien. Sie drehen sich automatisch weg und suchen die Nähe von Mama oder Papa. Dort „vergraben“ sie sich dann regelrecht, manche Babys klammern sich auch an ihre Eltern und wollen nur getragen werden, bis der oder die Unbekannte den Raum verlassen hat. Selbst wenn dein Kind zuvor offen und freundlich auf sein Umfeld reagiert hat, in der „Fremdel-Phase“ ist alles anders.

Die ängstliche und abweisende Haltung ist übrigens normal. Sie ist ein Zeichen für die geistige Entwicklung deines Kindes. Es hat nun verstanden, dass es vertraute und fremde Personen gibt. Zudem merkt es, dass es keine symbiotische Einheit mit Mama oder Papa bildet. Auch das verunsichert im Umgang mit anderen Personen. Wie reagieren Eltern nun richtig? Ein Patentrezept gibt es natürlich nicht, wie immer bist du jedoch mit Gelassenheit gut beraten. Zwinge dein Kind nicht, von einem anderen getragen zu werden. Erkläre deinem Gegenüber, dass sich dein Kind in der Fremdelphase befindet und das nicht persönlich zu nehmen ist. Dadurch fühlst du dich weniger unter Druck und dein Gegenüber versteht die Reaktion des Babys.

Gefühle

Natürliche Neugierde

Zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat ist dein Kind voller Entdeckerdrang und Abenteuerlust. Es fühlt sich mutig, stark und ausdauernd genug, um mit dem rasanten Entwicklungstempo Schritt zu halten. Dabei hilft eine natürliche Neugierde, die Babys immer wieder veranlasst, Neues zu probieren. In dieser spannenden Phase bleiben Rückschläge natürlich nicht aus. Du musst also damit rechnen, dass es immer wieder frustriert und verärgert reagiert, wenn etwas nicht so klappt, wie es sich das vorstellt.

So kann es beispielsweise sein, dass es dein Kind einfach nicht schafft, sich vom Rücken wieder auf den Bauch zu drehen oder dass es immer wieder versucht, sich am Stuhl hochzuziehen, die Kraft dennoch nicht ausreicht. Dann wird es vermutlich schreien, weinen oder seinen Ärger anderweitig zum Ausdruck bringen. Das kann mitunter ganz schön anstrengend werden, sowohl für die Eltern als auch für das Baby oder Geschwisterkinder. Dennoch solltest du Ruhe bewahren und einfühlsam auf die Bedürfnisse deines Babys reagieren. Tröste es, nimm es in den Arm, trage es ein wenig durch die Wohnung oder versuche, es mit einem Spielzeug oder einem lustigen Reim auf andere Gedanken zu bringen.

Erste Ängste beim Baby

Weitere Themen, die die Gefühlswelt deines kleinen Schatzes durcheinanderbringen: Verlustängste und Verunsicherung. Letzteres äußert sich im „Fremdeln“. Dein Kind lernt jetzt auch, dass es nicht eins mit seinen engsten Bezugspersonen ist und von ihnen auch „verlassen“ werden kann. Verschwindet die Mama kurz ums Eck in die Küche, reagiert ein Baby möglicherweise schon mit lautem Weinen, weil es nicht versteht, dass die Mama auch wieder zurückkommt, beziehungsweise trotzdem noch anwesend ist. In solchen Situationen benötigt dein Kind viel Aufmerksamkeit, Liebe und Geborgenheit. Je sicherer und näher die Bindung zu den Eltern, desto eher gelingt es, Verlustängste zu überwinden. Kinder müssen in diesem Alter lernen, dass sie sich stets auf Mama und Papa verlassen können. Vertrauensbildung ist dabei besonders wichtig und die gelingt, wenn du stets auf die Bedürfnisse deines Kindes reagierst. Das bedeutet nicht, dass du immer sofort hüpfen musst, wenn dein Baby etwas braucht. Nimm es jedoch ernst in seinem Gefühlsausdruck und spendiere ihm die eine oder andere Extra-Kuscheleinheit.

Tipp: auch immer gleich bleibende Rituale, wie beispielsweise das tägliche Babybad oder eine gelegentliche Massage, vermitteln Sicherheit.

Was euch in dieser Zeit außerdem beschäftigt:

Beikost

Nun ist es endlich soweit, dein Baby beginnt, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Rund um den sechsten Monat zeigt es vermutlich erste Beikostreifezeichen, spätestens mit der 26. Lebenswoche solltest du dann mit der Beikosteinführung beginnen. Es handelt sich hierbei allerdings nur um eine Richtlinie. Manche Babys interessieren sich erst gegen Ende des ersten Lebensjahres für Brei, chronisch kranke Kinder und Frühchen sind üblicherweise auch immer etwas später dran. Wenn du dir in Bezug auf den richtigen Zeitpunkt nicht sicher bist, wende dich an deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin oder eine Stillberaterin.

Der Ernährungsfahrplan für die Beikosteinführung sieht vor, dass du mit einem einfachen Gemüsebrei beginnst. Du kannst Karotten oder Kürbis langsam weichkochen, ohne Zugabe von Salz oder Gewürzen, und das Gemüse anschließend zu einem feinen Brei pürieren. Alternativ greifst du auf einen fertigen Babybrei aus dem Drogeriemarkt zurück. Achte hier bitte auf die Altersangabe. Zwischen dem siebten und neunten Lebensmonat erweiterst du den Gemüsebrei um Kohlehydrate und eine kleine Portion Fisch oder Fleisch. Ebenso kannst du als Snack oder Abendessen einen Milch-Getreide-Obst-Brei einführen. Kuhmilchprodukte als auch Gluten sind in kleinen Mengen übrigens erlaubt. Verzichten solltet ihr jedoch auf Salz, Zucker, Honig, Knabbergebäck, Babykekse, rohe Lebensmittel, Säfte und Limonaden sowie industriell hergestellte Wurst- und Fleischwaren.

Baby Led Weaning (BLW)

Hierbei handelt es sich um eine alternative oder ergänzende Form der Beikost. Zu Deutsch würde man es breifreie Beikost nennen. Babys bekommen ab Beikostreife nämlich keine pürierten Speisen, sondern gedünstete Lebensmittel in babygerechten Stücken. Karotte, Kürbis, Kartoffel und Co. werden bissfest beziehungsweise weich gegart und dann in die Form etwas dickerer Pommes gebracht. Dein Baby sitzt auf deinem Schoß oder in seinem Hochstuhl und du legst ihm die Stücke einfach hin. Es kann danach greifen, das Gemüse zum Mund führen, knabbern, daran lutschen oder gleich davon abbeißen.

Abstillen

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt, bis zum sechsten Lebensmonat ausschließlich zu stillen, anschließend zusätzlich zur Beikost nach Bedarf. Wenn du Abstillen möchtest oder musst, wende dich an deine Hebamme oder eine Stillberaterin. Es ist wichtig, die Entwöhnung von der Brust als Prozess zu begreifen. Dein Kind muss schließlich eine lieb gewonnene Gewohnheit loslassen, das Gleiche gilt vermutlich auch für dich. Grundsätzlich wird beim Abstillen eine Mahlzeit an der Brust nach der anderen durch Brei oder Säuglingsanfangsnahrung (PRE-Milch) ersetzt. Vielleicht benötigt dein Kind in dieser Phase mehr Kuscheleinheiten oder es schläft schlechter als sonst. All das wären typische Symptome einer Umstellungsphase.

Nun steht die 4. Mutter-Kind-Pass Untersuchung (7. - 9. Lebensmonat) an

Jetzt ist dein Baby richtig aktiv. Es lernt seinen Körper kennen und schon bald gelingt es ihm, Bewegungsabläufe immer besser zu koordinieren. In diesem Alter trainieren Babys fleißig, ihr Köpfchen zu heben, sie ziehen sich vorsichtig in den Sitz auf oder drehen sich unaufhörlich von einer Seite auf die andere. Diese Bewegungsfreude wird auch bei eurem vierten Mutter-Kind-Pass Termin eine Rolle spielen. Der Arzt/die Ärztin sieht sich an, ob dein Kind schon frei sitzt, krabbelt und es schon eine gewisse Stehbereitschaft zeigt. Greifbewegungen, die Reaktion des Kindes auf soziale Kontakte sowie die Bereitschaft, Sprachlaute zu imitieren sind ebenfalls Themen dieser Untersuchung. Gemessen wird auch wieder der Entwicklungszustand deines Kindes anhand von Körpergewicht, Körperlänge und Kopfumfang.

Ein wichtiger Bestandteil der vierten Mutter-Kind-Pass Kontrolle ist eine ausführliche HNO-Untersuchung. Diese wird von deinem Kinderarzt/deiner Kinderärztin durchgeführt, bei Auffälligkeiten wird er/sie dich zur weiteren Abklärung an einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt überweisen. Bei der Anamnese wirst du einige Frage beantworten müssen, beispielsweise, ob dein Kind auf Geräusche reagiert, ob es bei plötzlich lauten Geräuschen erschrickt, ob es auf Zurufe reagiert oder, ob es lallende Laute von sich gibt, wenn es zufrieden ist. Der Arzt/die Ärztin untersucht außerdem das Ohr, die Nase, den Rachen und den Mundbereich deines Kindes. Nach dieser Untersuchung musst du das erste Mal einen Nachweis über die Durchführung der erforderlichen Kontrollen bei deiner Krankenkasse abgeben. Ein Vordruck dafür findest du im hinteren Teil deines Mutter-Kind-Pass.

Mögliche Erkrankungen in dieser Zeit

Erkältungen und Infektionen der Atemwege

Erkältungskrankheiten zählen zu den Klassikern unter den Kinderkrankheiten. Man geht davon aus, dass jedes Kind pro Jahr etwa 10-15 Infekte durchmacht, der Großteil davon sind von Viren ausgelöste grippale Infekte sowie Infektionen der oberen Atemwege. Die Symptome sind zumeist eindeutig: verstopfte Nase, Schnupfen, Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden, Husten, geschwollene Lymphknoten und eine leicht erhöhte Körpertemperatur oder Fieber. Letzteres ist übrigens ein Zeichen dafür, dass sich der Körper gegen die Krankheit wehrt. Nach aktuellem Wissensstand gibt es über 200 unterschiedliche Erkältungsviren, z.B. aus der Gruppe der Rhinoviren oder Coronaviren.

Kommt dein Kind damit in Berührung, dauert es nicht lange, bis der nächste Schnupfen folgt. Auch wenn diese Phase für dich anstrengend werden kann, Erkältungen helfen dabei, das Immunsystem deines Babys zu stärken. Du kannst sanft mit Hausmitteln unterstützen und bei Bedarf mit abschwellenden Nasensprays und fiebersenkenden Mitteln die Symptome behandeln. Die Möglichkeiten der Therapie richten sich auch nach dem Alter deines Babys, Rücksprache mit dem Kinderarzt/der Kinderärztin ist jedenfalls erforderlich. Ein banaler Infekt dauert im Normalfall sieben Tage. Achtung: Grippale Infekte und Erkältungskrankheiten sind nicht mit der echten Grippe gleichzusetzen!

Fieberkrämpfe

Ob dein Kind zu hohem Fieber neigt oder nicht, ist eine Type-Frage. Manche Kinder fiebern rasch und sehr hoch (bis zu 40° Celsius) sind aber bis zu einer gewissen Temperaturschwelle noch relativ fröhlich. Andere fiebern nicht höher als 38,5 ° Celsius und zeigen bereits bei erhöhter Temperatur Erschöpfungszustände. Viele Krankheiten im Kindesalter sind von Fieber begleitet, schließlich wird unter erhöhter Körpertemperatur die Immunabwehr gesteigert. In zwei bis fünf Prozent aller Fiebererkrankungen im Kleinkindalter kommt es zu sogenannten Fieberkrämpfen. Es handelt sich hierbei um krampfhafte Anfälle, ähnlich eines epileptischen Anfalls. Dein Kind zuckt und verliert möglicherweise für kurze Zeit das Bewusstsein.

Eines sei gleich vorweggesagt: Fieberkrämpfe sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, sie jagen allen Beteiligten aber einen großen Schreck ein. Eltern können in dieser schwierigen Situation nicht viel tun, außer so gelassen wie möglich zu reagieren. Achte darauf, dass sich dein Kind beim Zucken nicht verletzen kann, bringe es in die stabile Seitenlage (sofern möglich) und kontaktiere unverzüglich den Notarzt oder die Rettung. Fieberkrämpfe dauern meistens nur wenige Minuten, sie müssen aber immer medizinisch abgeklärt werden. Wenn dein Kind zu Krampfanfällen neigt, ist es sinnvoll, bereits ab einer gewissen Körpertemperatur fiebersenkende Mittel zu verabreichen. Es können im Einzelfall auch krampflösende Medikamente verordnet werden – das entscheidet der Kinderarzt/die Kinderärztin.

Experten-Überprüfung (entwicklungspsychologische Inhalte) durch

Stefanie Hoehl

Univ.-Prof.in Dr.in Stefanie Höhl

Stefanie Höhl ist Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Wien. Sie leitet dort die Wiener Kinderstudien zur Erforschung der frühen sozialen Entwicklung und der Entwicklung des Denkens.

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