Krankheiten im Säuglingsalter

Wenn ein Baby zum ersten Mal krank wird, dann ist das für alle Beteiligten ein Belastungstest. Die Abwehrkräfte des kleinen Körpers werden nämlich auf die Probe gestellt, während Eltern alles tun, um den kranken Nachwuchs bestmöglich zu umsorgen. Erkrankungen im Säuglingsalter sind nicht angenehm, aber sie gehören einfach dazu. Sie helfen dem Baby dabei, die eigene Immunabwehr zu stärken und sich schon früh gegen künftige Viren, Bakterien, Keime und sonstige Erreger zu wappnen.

Krankes Baby wird untersucht

Der Nestschutz

Normalerweise verfügen Säuglinge über einen so genannten Nestschutz. In den letzten Wochen vor der Geburt erhalten ungeborene Babys über die Plazenta gewisse Antikörper. Diese dienen zum Schutz vor Erregern in den ersten Wochen/Monaten nach der Geburt. Der Nestschutz ist im Regelfall bis zum 6. Lebensmonat, spätestens bis zum 9. Lebensmonat wirksam. Seine Aufgabe ist es, das Baby so lange vor Krankheiten zu bewahren, bis das kleine Immunsystem ausgereift ist.

Babys, die gestillt werden, verfügen außerdem über besonders starke Abwehrkräfte, da sie über die Muttermilch zusätzlich Abwehrstoffe aufnehmen. Weder Nestschutz noch Stillen sind jedoch eine Garantie für Gesundheit. Gewisse Krankheiten oder Bakterieninfektionen können im Säuglingsalter  jederzeit auftreten. Zu den gängigsten Säuglingserkrankungen zählen:

Erkältung

Verstopfte Nase, belegte Atemwege, leicht erhöhte Temperatur und Erschöpfung: diese typischen Erkältungssymptome können auch Babys treffen, da ihre Immunabwehr in den ersten Lebensmonaten noch nicht so stark ist. Zu den weiteren Symptomen zählen eine Anschwellung der Lymphknoten, gerötete Augen, Unruhe, Schwierigkeiten beim Schlafen/bei der Nahrungsaufnahme, Fieber und Husten.

Grundsätzlich geben leichte Erkältungen noch keinen Anlass zur Sorge, da sie nach 8-10 Tagen von selbst wieder abklingen. Wenn Eltern jedoch nach einigen Tagen das Gefühl haben, dass sich der Zustand des Kindes nicht bessert und/oder die Temperatur immer höher steigt, empfiehlt es sich einen Arzt zu konsultieren. Auch wenn derartige Infektionen an sich harmlos sind, ist bei Säuglingen besondere Beobachtung des Krankheitsverlaufs geboten, weil sie sich kaum mitteilen können.

Grippe

Schwerwiegender als eine herkömmliche Erkältung wirkt eine Infektion mit Influenzaviren. Husten, Schleimhautschwellungen, hohes Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit sind die Folge. Ist ein Säugling davon betroffen, bedeutet dies eine massive Schwächung seines Organismus. Daher ist es einerseits wichtig, ihm ausreichend Flüssigkeit zu geben (Muttermilch, Tee oder Wasser) und andererseits dafür zu sorgen, dass er viel Ruhe bekommt.

In den Entspannungsphasen hat der Körper nämlich die Möglichkeit, sich gegen die Erreger zu wehren und zu regenerieren. Treten zusätzlich zum hohen Fieber Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Erbrechen) auf oder besteht die Vermutung, dass die Ohren schmerzen, sollte man das Kind rasch zum betreuenden Kinderarzt/der betreuenden Kinderärztin bringen.

RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus)

Beim Respiratorischen Synzytial-Virus handelt es sich um einen Erreger, der in den Wintermonaten weit verbreitet ist. Er löst Atemwegserkrankungen mit Symptomen wie Husten und Schnupfen aus. Besonders Babys und Kleinkinder in der ersten RSV-Saison sind gefährdet. Bei anhaltenden und schweren Symptomen wie Atemnot, Sauerstoffmangel, starke Trinkschwäche oder hohes Fieber ist manchmal ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Vor allem Säuglinge unter sechs Monaten, Frühgeborene oder Kinder mit Herz- oder Lungenerkrankungen können durch RSV ernsthaft erkranken.

Seit Dezember 2024 ist in Österreich ein Impfstoff gegen das RS-Virus verfügbar. Dieser kann in der ersten Lebenswoche direkt im Spital verabreicht werden und steht Eltern kostenlos zur Verfügung. Eine Immunisierung ist jedoch auch später noch beim niedergelassenen Kinderarzt/der niedergelassenen Kinderärztin möglich. Wir empfehlen dir, dich rechtzeitig bezüglich des richtigen Zeitpunktes für die Impfung zu erkundigen. Die RSV-Saison beginnt üblicherweise im Oktober und endet mit März.

Magen-Darm-Erkrankungen

Die Darmflora muss sich bei Babys erst ausbilden und daher sind sie auch anfälliger für gewisse Magen-Darm-Infekte. Kommt es zu Erbrechen und Durchfall, ist die wichtigste Aufgabe der Eltern, den Flüssigkeitsverlust so schnell wie möglich auszugleichen. Still-Babys erhalten dann vielleicht öfter eine Mahlzeit, ältere Babys dürfen milde Tees aus Fenchel oder Wasser trinken.

Gegen Reizungen und rote Stellen am Po helfen Wundcremes für Babys oder spezielle Zinksalben aus der Apotheke. Eltern sollten Magen-Darm-Erkrankungen stets im Auge behalten. Sobald zusätzlich hohes Fieber auftritt, ist die Rücksprache mit einem Arzt/einer Ärztin erforderlich.

3-Monats-Koliken

Leidet ein Baby in den ersten 3 Monaten verstärkt unter Koliken im Verdauungstrakt, dann spricht man von den 3-Monats-Koliken. Etwa 20% aller Säuglinge sind davon betroffen, Jungen manchmal häufiger als Mädchen. Wie es zu den schmerzhaften Verkrampfungen kommt, ist noch nicht restlos geklärt. Fest steht hingegen, dass betroffene Babys und Eltern in dieser Zeit besonders leiden, denn gegen diese Koliken gibt es kein Patentrezept. Während manchen Säuglingen ein geregelter Tages- und Ernährungsablauf hilft, quälen sich andere stundenlang.

Jedes Baby ist ein Individuum und daher müssen Eltern einfach ein wenig experimentieren, um festzustellen, welche Maßnahmen dem eigenen Kind am besten helfen. Manchmal wirkt eine Ernährungsumstellung seitens der Mutter Wunder, teilweise schaffen Bauchmassagen in kreisförmigen Bewegungen und das Tragen am Bauch Abhilfe. Einziger Vorteil dieser typischen Säuglingsbeschwerde: nach spätestens 3 Monaten hört sie wieder auf.

Mittelohrentzündung

Ob ein Baby an einer Entzündung im Ohr leidet oder nicht, ist von außen oft nicht eindeutig festzustellen. Als sichere Anzeichen gelten jedoch häufige Kindsbewegungen zum Ohr hin sowie Fieber. Bemerkt man außerdem, dass sich das Neugeborene ungewöhnlich ruhig oder aufgekratzt verhält, könnte dies auf eine Mittelohrentzündung hinweisen. Häufig treten solche Infektionen in Verbindung mit Erkältungskrankheiten auf. Mittelohrentzündungen sind nicht gravierend, sollten jedoch ernst genommen werden. Bleiben sie nämlich unbehandelt, besteht die Gefahr, dass Trommelfell und Ohr-Innenraum Schaden nehmen.

Bei Verdacht auf Mittelohrentzündung, empfiehlt es sich, einen Termin bei einem Kinderarzt/einer Kinderärztin oder einem HNO-Facharzt/einer HNO-Fachärztin zu vereinbaren. Liegt tatsächlich eine Infektion des Gehörgangs vor, werden im Regelfall Antibiotika verschrieben.

3-Tage-Fieber

Hierbei handelt es sich um eine akute Fiebererkrankung, die vorwiegend bis zum 2. Lebensjahr auftritt. Bis auf schnell ansteigendes Fieber, gibt es eigentlich keine Symptome, daher ist die Diagnose mitunter ein wenig schwierig. Leidet ein Baby am 3-Tage-Fieber dann steigt die Körpertemperatur innerhalb weniger Stunden rasch auf bis zu 40 Grad oder manchmal auch darüber hinaus. 3-4 Tage bleibt das Fieber im Normalfall auf diesem hohen Niveau.

Eltern sollten versuchen, die Ruhe zu bewahren, auch wenn dies in Anbetracht der hohen Temperaturen nicht einfach erscheint. Wichtig ist es, auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten und vor allem beim Auftreten von Fieberkrämpfen sofort einen Arzt/eine Ärztin aufzusuchen. Klingt das Fieber ab, ist ein rötlicher Hautausschlag zu erkennen, der nach wenigen Tagen wieder verschwindet.

Pseudo-Krupp

Pseudo-Krupp ist ein Kinderhusten. Er entsteht aufgrund eines Virenbefalls der Schleimhäute in der Nähe des Kehlkopfes und tritt vorwiegend zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 3. Lebensjahr, manchmal auch später, auf. Erkrankte Kinder neigen zu starken Hustenanfällen, wobei sich der Husten wie ein „Rasseln“ oder keuchendes „Bellen“ anhört. Vereinzelt zeigen sich auch Atemnot und Schweißausbrüche sowie Fieber.

Im Akutfall raten ÄrztInnen dazu, Panik zu vermeiden und für die Zufuhr von kühler, frischer Luft zu sorgen. Kinder, die stark betroffen sind, sollten jedenfalls zum Kinderarzt/zur Kinderärztin gebracht werden. Er/sie kann die Gefährdung beurteilen und cortisonhaltige Medikamente verschreiben.

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