Wochenbetttraditionen rund um den Globus

Während das Wochenbett in unserer Kultur etwas stiefmütterlich behandelt wird, spielt es in anderen Ländern eine große Rolle. Wir nehmen euch mit auf eine Reise rund um die Welt und stellen euch vielfältige, spannende und ungewöhnliche Traditionen und Rituale für frisch gebackene Mamas vor.

Vietnam und Thailand: Wärme für die Mama

In Asien gibt es die Tradition des sogenannten „Mother-Roasting“. Wörtlich übersetzt würde das bedeuten, dass die Mutter im Wochenbett gebraten wird – das ist natürlich nicht der Fall. Allerdings haben wir es hier schon mit Wärme zu tun. Grundgedanke des Mother Roasting ist es, die Mutter direkt nach der Geburt und im Wochenbett umfassend und durchgehend warm zu halten. Das beginnt bei warmer Kleidung, geht über warme Speisen bis hin zum Aufenthalt in gut temperierten Räumen. Wöchnerinnen in Vietnam und Thailand sollen sich stets in der Nähe einer Wärmequelle aufhalten, während sie von anderen Frauen versorgt werden.

Zum „Roasting“ gehört nicht nur die Wärmezufuhr, sondern auch die Hinwendung zum Körper nach der Geburt. Die frisch gebackene Mutter wird mit allen Mitteln dabei unterstützt, sich von den Strapazen zu erholen – sowohl körperlich als auch mental. Im Wochenbett genießt sie Massagen, trinken spezielle Teemischungen oder nehmen stärkende Kräuterelixiere zu sich. Für die Wöchnerin soll eine Atmosphäre geschaffen werden, die ihr Kraft und Halt gibt, in der sie sich erholen und in ihrer neuen Rolle als Mutter einfinden kann.

China: Wochenbettruhe mit strengen Regeln

Die absolute Ruhe nach der Entbindung wird in China sehr ernst genommen. Man ist der Ansicht, dass der weibliche Körper mindestens 30 Tage gewissermaßen in einen Stand-By-Modus gehen sollte. Das bedeutet, dass sich frisch gebackene Mütter in dieser Zeit nicht das Haus verlassen und generell keinen nennenswerten Tätigkeiten auf sich nehmen. Das Baby wird bevorzugt von der Großmutter oder anderen Verwandten beaufsichtigt.

Das Wochenbett wird als „Zuo Yuezi“ (einen Monat lange sitzen) bezeichnet. Die ursprüngliche Tradition sieht die Einhaltung zahlreicher Regeln vor. Es gibt gewisse Dinge, die die Wöchnerin tun soll, wie beispielsweise fleischhaltige Speisen und TCM-Kräutermischungen zu sich zu nehmen. Ebenso gibt es Aktivitäten, auf die sie verzichten soll (sich zu duschen oder Besucher einzuladen). Die Wochenbetternährung sieht eine strenge Diät im Sinne von Verboten für bestimmte Lebensmittel vor. Andere Speisen wiederum werden ausdrücklich empfohlen wie Brühen aus Fisch oder Ochsenschwanz und Eintöpfe mit Roten Datteln und Ingwer. In China geht man davon aus, dass eine Frau nach der Geburt eine strenge Auszeit einhalten soll, um ihre Gesundheit wiederherzustellen und sie auch langfristig zu bewahren.

Mexiko: „Quarantäne“ und Rückzug

In Mexiko sind frisch gebackene Mamas angehalten, vierzig Tage die sogenannte cuarentena einzuhalten. Dabei handelt es sich tatsächlich um eine Art Quarantäne, die über einen Monat andauert. In dieser Zeit hat die Wöchnerin keine Kontakte zu ihrer Außenwelt, Besucher kommen nicht ins Haus, sie wird gewissermaßen abgeschirmt vom Alltag und dem Leben. Familienmitglieder und weibliche Verwandte sorgen im Wochenbett für die frisch gebackene Mutter, sodass sie sich um nichts kümmern muss (nicht um den Haushalt, nicht um das Essen, nicht um Geschwisterkinder, nicht um Einkäufe).

Traditionellerweise ist die Hebamme die einzige haushaltsfremde Person, die die Wöchnerin in der cuarentena besuchen kommt. Ziel ist es, die Frau nach der Geburt zu verwöhnen und sie umfassend zu bemuttern. Sie soll sich vollkommen auf ihre Genesung und das Neugeborene konzentrieren, um Alltagsangelgenheiten kümmert sich die Familie.

Schweden: Das pragmatische Wochenbett

Im hohen Norden wird im Regelfall aus einer Schwangerschaft keine große Sache gemacht. Eine Schwangere gilt nicht als krank, sie darf bis knapp vor den Geburtstermin arbeiten (außer in körperlich anstrengenden und risikoreichen Berufen) und es gibt auch nicht so viele Vorsorgetermine wie in Österreich. Ähnlich pragmatisch geht es dann auch im Wochenbett weiter. Wenn es medizinisch vertretbar ist, werden Mutter und Kind rasch aus dem Krankenhaus entlassen, um das Wochenbett in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Wer Glück und die finanziellen Mittel hat, schafft es vermutlich, sich eine private Hebamme für die Wochenbettbesuche zu Hause zu organisieren. Klappt das nicht, werden Wochenbettsprechstunden in niedergelassenen Hebammenpraxen angeboten, die die Wöchnerin zur Kontrolle aufsuchen sollte.

Niederlande: Besuche von der Wochenbettkrankenschwester

In den Niederlanden gibt es eine außergewöhnlich hohe Hausgeburtsrate, da eine Entbindung in der Klinik nur dann vom Gesundheitssystem finanziert wird, wenn die medizinische Notwendigkeit besteht. Spitalsgeburten bilden die Ausnahme, Hausgeburten die Regel. Dadurch hat der Großteil aller Mütter bereits in der Schwangerschaft einen relativ natürlichen Zugang zur Geburt. Das Wochenbett beginnt also häufig in den eigenen vier Wänden, die frisch gebackene Familie hat dadurch ein Maximum an Privatsphäre. Betreut wird die Wöchnerin von einer Hebamme und einer sogenannten Wochenbettpflegerin. Sie unterstützt die Mutter beim Stillen, bei der Pflege des Neugeborenen, bei der Versorgung von Geburtsverletzungen und steht ihr als vertraute Ansprechpartnerin zur Seite.

Goldene Regeln fürs Wochenbett

Du bist die Hüterin deines Wochenbettes und auch wenn es hierzulande keine klassische Wochenbetttradition gibt, laden wir dich ein, dir Zeit und Raum zu geben. Lass dich von den unterschiedlichen Kulturen inspirieren und gestalte die Wochenbettphase ganz nach deinen Wünschen. Ein paar Tipps haben wir für dich zusammengetragen – fühle dich frei, zu wählen und das eine oder andere dann auch umzusetzen:

  • Lasse dir ein sogenanntes Meal Train In den ersten Wochen kochen abwechselnd Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn für dich – es gibt einen Plan, in den sich jeder eintragen kann. Die Speisen werden dir vor die Tür gestellt oder dein Partner nimmt sie entgegen.
  • Gönn dir eine Massage, ein Belly-Binding, Vaginal Steaming oder eine Shiatsu-Einheit im Wochenbett. Wenn du dich entspannst, unterstützt du damit auch die körperliche Regeneration.
  • Ruhe ist essenziell. Schaffe dir überall in deinem Heim Ruheinseln, auf die du dich alleine oder mit dem Baby zurückziehen kannst.
  • Papa schafft das! Gewöhnt euch an, dass der Papa täglich eine gewisse Zeit mit dem Baby alleine verbringt. Und wenn es auch nur ein paar Minuten sind, in denen du duschen oder eine Tasse Tee trinken kannst.
  • Achte auf warme Getränke, warme Speisen oder idealweise warme Zwischendurch-Mahlzeiten wie Kompotte, Fruchtbreie oder süße Aufläufe.

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