Die Geburtslage des Kindes

In den ersten Monaten der Schwangerschaft genießt der Nachwuchs das großzügige Raumangebot im Mutterleib. Er hat genügend Platz, um zu turnen, sich zu strecken und zu drehen, für Purzelbäume und sonstige Aktivitäten. Je näher der errechnete Geburtstermin rückt, desto mehr Bedeutung bekommt jedoch die Lage des Kindes.

Gemütliche Babys behalten ihre Position oft während der gesamten Schwangerschaft bei, aktivere Kinder drehen sich noch in den letzten Wochen vor der Entbindung. Die Lage, die der Fötus endgültig einnimmt, ist vor allem in Hinblick auf die Geburt relevant. Es gibt bestimmte Positionen, die eine natürliche vaginale Entbindung erschweren oder gar ausschließen. Ob das Kind bereits richtig liegt, wird im Rahmen der letzten zwei Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen vom Gynäkologen/von der Gynäkologin festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt werden Eltern auch über mögliche Konsequenzen (z.B. Anmeldung zum Kaiserschnitt im jeweiligen Geburtsspital) einer Lageanomalie informiert.

Oma hält neugeborenes Baby

Feststellung der Kindeslage

Bei jeder Mutter-Kind-Pass-Untersuchung wird die Lage des Kindes mittels Ultraschall beurteilt. Der betreuende Frauenarzt/die betreuende Frauenärztin trägt die Position dann mit einem entsprechenden Kürzel (z.B. SEL oder BEL) in den Mutter-Kind-Pass ein. Der Großteil aller Ungeborenen ist im Mutterleib sehr aktiv, das heißt, es kommt häufig vor, dass sie ihre Lage im Laufe der Schwangerschaft immer wieder ändern. Manche Babys drücken ihren Kopf gerne gegen das Becken der Mutter, andere bevorzugen es zu sitzen, wieder andere liegen überhaupt quer in der Gebärmutter.

Zusätzlich zum Ultraschall gibt es auch die Möglichkeit, die Lage des Kindes von außen zu ertasten. Hebammen und ÄrztInnen setzen zu diesem Zweck die so genannten Leopold-Handgriffe ein. Es handelt sich hierbei um eine definierte Abfolge von Untersuchungsschritten, mit deren Hilfe auch ohne Ultraschall erhoben werden kann, wo sich das Kind im Uterus befindet. Die Position des ungeborenen Babys spielt während der Schwangerschaft noch eine untergeordnete Rolle, gegen Ende hin wird sie jedoch immer wichtiger. Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der letzten beiden Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen (zwischen der 30. und 34. Schwangerschaftswoche sowie zwischen der 35. und 38. Schwangerschaftswoche) können schon erste wichtige Hinweise auf die mögliche Ausgangslage für die Geburt geben.

Optimale Startposition

Idealerweise befindet sich das Baby vor der Geburt in der vorderen Hinterhauptslage. Diese Position wird im Mutter-Kind-Pass mit der Abkürzung SL vermerkt. Das Kürzel SL steht für Schädellage und dies wiederum bedeutet, dass der Kopf des Kindes bereits unten im Becken der Mutter liegt. Der Hinterkopf des Babys zeigt zum Bauch der Mutter, mit dem Gesicht blickt das ungeborene Baby zum Rücken der Mutter. Es handelt sich hierbei um die optimale Ausgangsposition für eine natürliche Geburt, da der Kopf des Kindes und Beckenumfang der Mutter an der günstigsten Position aufeinandertreffen.

Die vordere Hinterhauptslage ist auch jene Lage, die Kinder am häufigsten einnehmen. So begeben sich etwa 95% aller Babys rechtzeitig vor der Geburt in diese Position. Je nach Lage des kindlichen Rückens (auf der linken oder auf der rechten Seite) unterscheidet man zwischen SL I oder SL II. Für die Geburt hat dies jedoch keine Bedeutung. Da sich der Kopf ohnehin erst richtig ins Becken dreht, wenn die Geburt kurz bevorsteht. Beide Positionen gelten als ideale Voraussetzung, um natürlich zu entbinden.

Lageanomalien

Relativ selten (in 5% aller Fälle) erschwert die Lage des Babys eine natürliche Entbindung oder macht sie sogar unmöglich. Man spricht dann von einer Lageanomalie des Kindes. Babys können es sich schließlich auf unterschiedliche Art und Weise in der Gebärmutter gemütlich machen. Die Art der Lageanomalie bestimmt den Ablauf der Geburt und mögliche Risiken für Mutter und Kind.

Beckenendlage/Steißlage

Die Beckenendlage oder Steißlage wird mit BEL abgekürzt. Der Kopf des Babys zeigt in diesem Fall nicht nach unten, sondern nach oben (er befindet sich ungefähr unter den Rippen der Mutter). Kinder in Beckenendlage sitzen sozusagen im Mutterleib, der Rücken zeigt nach vorne. Sie können dabei insgesamt 7 unterschiedliche Positionen einnehmen, die darüber bestimmt werden, wie sich die kindlichen Arme, die Beine und der Kopf zueinander verhalten. Manche Babys haben beide Beine gestreckt, anderen kauern im Schneidersitz. Eine natürliche Geburt aus Beckenendlage ist grundsätzlich möglich, wird jedoch nur selten durchgeführt beziehungsweise nur auf wenigen Geburtenstationen angeboten. Es handelt sich hierbei um eine komplizierte Ausgangslage, die hohe Kompetenz und Erfahrung seitens des Entbindungsteams erfordert. Wird natürlich entbunden, muss die Geburt schneller vorangehen, Mutter und Kind müssen strenger überwacht werden, häufiger kommt es auch zu einem Dammschnitt, um Platz für das Baby zu machen. In der Entbindungspraxis erblicken Kinder in Beckenendlage meist per Kaiserschnitt das Licht der Welt.

Querlage

Wie der Name schon verrät, liegt das Kind dabei quer im Bauch der Mutter. Dies kommt zwar relativ selten vor wird jedoch durch eine zu hohe Fruchtwassermenge, zu viel Platz in der Gebärmutter, eine vorliegende Plazenta oder eine nachgiebige Gebärmutterwand begünstigt. Manche Babys drehen sich vor der Geburt noch in die Schädellage. Ist dies nicht der Fall, muss per Kaiserschnitt entbunden werden, da eine natürliche Geburt zu viele Risiken (z.B. Nabelschnurvorfall, Schädigung der Gebärmutter) für Mutter und Kind bedeuten würde.

Hintere Hinterhauptslage

Hier liegt das Ungeborene zwar mit dem Kopf nach unten, allerdings befindet sich der Hinterkopf nicht in der richtigen Position. Das Baby sieht bei der Geburt nach oben – daher wird es umgangssprachlich auch als „Sternengucker“ bezeichnet. Eine vaginale Geburt ist unter Berücksichtigung individueller Faktoren möglich. Hilfsmittel wie Saugglocke oder Geburtszange kommen jedoch im Vergleich zu regelkonformen Geburten häufiger zum Einsatz.

Deflexionshaltungen

Treten erst während der natürlichen Geburt auf, wenn das Kind bereits ins mütterliche Becken eintritt. Von Deflexionshaltung spricht man, wenn sich der Kopf des Kindes von der Brust weg bewegt. Man unterscheidet dann Vorderhaupts-, Stirn-, oder Gesichtslage.  Daraus entstehen möglicherweise Geburtskomplikationen, die ein medizinisches Eingreifen (z.B. Notkaiserschnitt) erfordern können.

Die äußere Wendung

Frauen, die sich eine natürliche Geburt wünschen, haben die Möglichkeit, in der 36. oder 37. Schwangerschaftswoche eine äußere Wendung durchführen zu lassen, sofern sich der Nachwuchs noch nicht in der richtigen Startposition befindet. Diese spezielle Wende-Technik wird nur in Krankenhäusern oder von erfahrenen GynäkologInnen und nur unter bestimmten Voraussetzungen angeboten. Nach einer gründlichen Ultraschalluntersuchung wird der Arzt/die Ärztin versuchen, äußeren Druck auf den Bauch auszuüben, um das Baby zu einer Drehung zu animieren.

Risiken wie z.B. eine vorzeitige Plazentaablösung oder ein Einsetzen der Wehen müssen im Vorfeld sorgsam abgewogen werden, da der Eingriff nur in 50% aller Fälle erfolgreich ist. Alternativ zur äußeren Wendung gibt es noch andere Methoden, das Baby zur Drehung zu animieren (z.B. Moxibustion oder das Einnehmen einer bestimmten Köperhaltung). Solche Maßnahmen sollten jedoch nur in Absprache mit der Hebamme oder mit dem Arzt/der Ärztin beziehungsweise unter fachkundiger Anleitung ergriffen werden.

OA Dr. Joachim Pömer, Facharzt für Gynäkologie & Geburtshilfe gibt in diesem BABY ACADEMY-Vortrag Informationen zu den möglichen Risiken, optimalen Geburtspositionen und Alternativen wie der äußeren Wendung:

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