Die Stillberaterin – So unterstützt sie dich beim Stillen

Stillen wird gerne als „die natürlichste Sache der Welt“ bezeichnet – und wenngleich wir da auch zustimmen würden, wissen wir dennoch, dass eine erfolgreiche Stillbeziehung nicht selbstverständlich ist. Als frisch gebackene Mama bist du vielleicht unsicher, geschwächt von der Geburt oder einfach noch nicht in deiner neuen Rolle angekommen. Tatsächlich leiden mehr als die Hälfte der österreichischen Mütter in den ersten 4 Monaten nach der Entbindung mindestens einmal unter Stillschwierigkeiten. Die häufigsten Probleme sind:

  • 38,2 % zu wenig Milch
  • 17,7 % wunde Brustwarzen
  • 14,3 % Abszess/Brustentzündung

Obwohl zwischendurch Probleme auftreten, können die meisten (72,7 %) der Betroffenen ihre Babys weiter stillen. Eine wichtige Maßnahme dafür ist neben dem Abpumpen auch die Stillberaterin. Erkundige dich schon während der Schwangerschaft nach professioneller Unterstützung beim Stillen, um einen sanften Stillstart zu gewährleisten.

 

Was macht eine Stillberaterin?

Still- und Laktationsberaterinnen sind ausgewiesene Expertinnen, die dir bei allen Fragen rund um das Stillen kompetent weiterhelfen. Im Fokus der Beratung stehen immer die individuellen Anliegen der Mütter. Deshalb erfolgt das Gespräch nicht nach einem standardisierten Ablauf, sondern wird konkret auf deine Anforderungen und Fragen ausgerichtet. Wenn du Probleme mit dem Milcheinschuss oder Schwierigkeiten beim Anlegen deines Babys hast, gibt dir eine Beraterin konkrete Tipps. Zudem kann sie auch die Anlegetechnik kontrollieren.

Häufig beobachten Stillberaterinnen dich und dein Baby bei einer Stillmahlzeit, um mögliche Probleme zu identifizieren. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die umgestellt werden müssen. So kann bereits eine Veränderung deiner Körperhaltung beim Stillen einen großen Unterschied machen. Stillberaterinnen unterstützen dich vom Beginn bis zum Ende eurer Stillbeziehung. Selbst wenn anfangs alles reibungslos funktioniert und du erst im späteren Verlauf Herausforderungen beim Stillen begegnest, darfst du eine Laktationsberaterin konsultieren. Sie ist eine Ansprechpartnerin für typische Stillprobleme wie Milchstau, Brustentzündung oder Probleme mit dem Milchspendereflex. Aber sie hilft dir auch beim Abstillen und dabei, dein Baby von der Brust zu entwöhnen.

Tipp: Viele Stillberaterinnen stehen auch zur Verfügung, wenn du dein Baby nicht voll stillst oder es Unsicherheiten bei der Beikosteinführung gibt.

Mögliche Themen für die Stillberatung:

  1. Stillen in den ersten Tagen nach der Geburt/Probleme beim Anlegen
  2. Stillen nach einem Kaiserschnitt
  3. Milcheinschuss, Milchstau
  4. Brustentzündung
  5. Schlechte Gewichtszunahme beim Baby
  6. Erkrankungen der Mutter und/oder des Kindes
  7. Gewinnung und Aufbewahrung von Muttermilch
  8. Stillen im Alltag
  9. Stillen am Arbeitsplatz/Abpumpen von Muttermilch
  10. Stillverträgliche Medikamente
  11. Wunde Brustwarzen, Schmerzen in den Brüsten
  12. Beikosteinführung, Stillen und künstliche Säuglingsanfangsmilch
  13. Entwicklungs- und Schlafstörungen beim Baby, Entwicklungsschübe
  14. Stillen eines zahnenden Babys
  15. Ernährung in der Stillzeit
  16. Schmerzen beim Stillen/gesundheitliche Probleme
  17. Stillen von Mehrlingen
  18. Stillen von Frühchen
  19. Stillen unter besonderen Umständen (Down Syndrom, Fehlbildungen an Kiefer, Lippen, Gaumen, verkürztes Zungenbändchen)

Unterschied: Ehrenamtliche Stillberaterinnen und IBCLC-Beraterinnen

Man unterschiedet ehrenamtliche Stillberaterinnen und IBCLC Beraterinnen, die über einen medizinischen Grundberuf verfügen müssen. Stillberaterinnen der La Leche Liga (LLL) und der AFS (Österreichischer Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) arbeiten nach dem Konzept von Mutter zu Mutter. Voraussetzung ihrer Ausbildung ist es, selbst ein oder mehrere Kinder gestillt zu haben, die persönliche Erfahrung mir dem Thema Stillen spielt eine große Rolle. Zusätzlich müssen ehrenamtliche Stillberaterinnen, je nach Ausbildungsanbieter, an Stillgruppen, Kursen und Workshops teilnehmen. Die Ausbildung dauert zumeist ein bis zwei Jahre. Beraterinnen der LLL und der AFS arbeiten in ihrer Freizeit und verlangen kein Entgelt. Die Beratungen können telefonisch, persönlich oder per E-Mail stattfinden. Sowohl LLL als auch AFS führen auf ihren Websites ein Verzeichnis über die zertifizierten Stillberaterinnen.

Ehrenamtliche Stillberaterinnen

Bei ehrenamtlichen Stillberaterinnen spielt die persönliche Erfahrung mit dem Stillen eine große Rolle. Aber natürlich muss auch eine professionelle Beratung gewährleistet sein. Deshalb müssen die ehrenamtlichen Helferinnen an Stillgruppen, Kursen und Workshops teilnehmen. Wie die Fortbildungen konkret aussehen, hängt vom jeweiligen Anbieter ab.

Die Ausbildung dauert zumeist ein bis zwei Jahre. Beraterinnen der LLL und der AFS arbeiten in ihrer Freizeit und verlangen kein Entgelt. Die Beratungen können telefonisch, persönlich oder per E-Mail erfolgen. Sowohl LLL als auch AFS führen auf ihren Websites ein Verzeichnis über die zertifizierten Stillberaterinnen.

Wichtig: Stillberaterinnen, die ehrenamtlich arbeiten, dürfen keine medizinischen Diagnosen erstellen und auch keine Medikamente verschreiben. Bei einer vorliegenden medizinischen Indikation wird dich deine Stillberaterin aber an einen Gynäkologen/eine Gynäkologin oder deine Hebamme verweisen.

IBCLC Stillberaterinnen

IBCLC steht für International Board Certified Lactation Consultant. Es handelt sich den IBCLC Stillberaterinnen um Personen, die eine fundierte medizinische Grundausbildung absolviert haben, wie etwa Hebammen oder Kinderkrankenschwestern. Häufig sind IBCLCS in Krankenhäusern (auf der Wochenbettstation oder der Neonatologie) oder in verwandten Gesundheitsberufen tätig. IBCLCs beraten auch in Einzel- oder Gruppensettings. Manchmal arbeiten sie mit Hebammen zusammen oder siedeln sich in einer Gemeinschaft von Ärzt*innen (Geburtshilfe, Kinder- und Jugendheilkunde) an.

IBCLC Beraterinnen dürfen für ihre Arbeit ein Entgelt verlangen. Die Preise variieren nach Region und Beratungsaufwand. Dabei liegt der Stundensatz üblicherweise zwischen 40 und 70 Euro. IBCLCs bewähren sich vor primär jenen Situationen, in denen auch medizinisches Wissen gefragt ist, etwa bei:

  • gesundheitlichen Problemen
  • schweren Erkrankungen des Stillkindes
  • Stillen und Zufüttern von Babys
  • zu früh geborenen Säuglingen

Die Zertifizierung EISL steht Personen ohne medizinischem Hintergrund zur Verfügung (z.B. Doulas). Sie besteht aus dem Basismodul der IBCLC Ausbildung.

Hebammen & Doulas

Jede schwangere Frau sollte die Begleitung erhalten, die sie sich wünscht und auch verdient. Hebammen sind in Österreich in Krankenhäusern, freiberuflich oder in Geburtshäusern tätig. Jede Hebamme hat sich in Ihrer Ausbildung mit dem Thema Stillen befasst, manche haben eine zusätzliche IBCLC-Ausbildung absolviert. Doulas arbeiten selbstständig oder in Kooperation mit einer Hebamme.

Während Hebammen über eine hohe medizinische Kompetenz verfügen, sorgen sich Doulas um die emotionalen Wünsche und Bedürfnisse der Schwangeren. Eine Doula ersetzt nicht die Aufgabenbereiche einer Hebamme! Zu ihren Aufgaben zählen:

  • Geburtsatmosphäre schaffen, in der die Gebärende gut loslassen kann
  • Gemeinsame Erarbeitung eines Geburtsplans mit den Schwangeren
  • Unterstützung im Wochenbett mit nahrhaften Gerichten

Manche Doulas besitzen Zusatzausbildungen rund ums Stillen (z.B. EISL). Sie können dir erste Tipps zum Anlegen geben, mit dir über das Bonding nach der Geburt sprechen oder dir bei Stillproblemen unter die Arme greifen. Möglicherweise verweisen sie dich an eine Stillberaterin oder einen Gynäkologen/eine Gynäkologin in deiner Nähe. Das hängt von der jeweiligen Problemstellung, deinem individuellen Anliegen und der Fachkompetenz der Hebamme oder Doula ab.

Das Angebot einer Doula oder einer Hebamme ist kostenpflichtig. Da die Betreuung/Begleitung zumeist auf mehrere Monate ausgelegt ist, werden häufig Paket-Preise vereinbart. Hebammen, die freiberuflich arbeiten, können ihre Tarife auch frei wählen. Die Kosten für einen Hausbesuch durch eine Wahlhebamme liegen meist zwischen 90 und 100 Euro. Davon wird ein Teil von der Krankenkasse rückerstattet.

Möglich sind auch Besuche in der Hebammenordination (beispielsweise während der Schwangerschaft), diese sind etwas günstiger. Die Kosten für eine Doula sind sehr unterschiedlich. Manche Doulas arbeiten ehrenamtlich, andere auf Basis freiwilliger Spenden, wieder andere bieten ausschließlich Pakete an. Du kannst jedoch von einem durchschnittlichen Stundensatz von 50 bis 60 Euro ausgehen.

Stillambulanzen

Mitunter sind Stillberaterinnen auch in sogenannten Stillambulanzen tätig. Es handelt sich hierbei um eine Ambulanz-Einheit, die an eine geburtshilfliche medizinische Abteilung angegliedert ist. Um eine Stillambulanz aufsuchen zu können, benötigst du eine Zuweisung deines Hausarztes/deiner Hausärztin oder eines Facharztes. Die Kosten für die Beratung oder Begleitung in der Stillambulanz werden von der Krankenkasse übernommen.

Stillgruppen

Stillgruppen sind Austauschrunden für werdende und stillende Mütter. Sie werden von einer ehrenamtlichen oder einer IBCLC Stillberaterin geleitet und finden in regelmäßigen Abständen statt. Im Rahmen einer Stillgruppe hast du die Möglichkeit, andere Mamas in ähnlichen Situationen kennenzulernen sowie dich über Probleme und Erfahrungen auszutauschen. Ob es ein fixes Programm mit Impulsen zu bestimmten Themen (wie Schnuller, Beikost, Stillprobleme) gibt oder ob der Austausch frei gestaltet wird, hängt von der Gruppenleitung ab.

Allerdings wird versucht, immer genug Raum für individuelle und akute Fragestellungen zugegeben. Ziel ist es, dass sich Mütter gegenseitig stärken, in der Frauenrunde Selbstvertrauen tanken und sich bei konkreten Fragen an eine kompetente Ansprechperson (die anwesende Stillberaterin) wenden können. Viele Stilgruppentreffen sind kostenlos, für manche wird ein geringer Unkostenbeitrag erhoben. Häufig werden Stillgruppen auch von Gesundheitsreferaten, Familienzentren oder kommunalen Gesundheitseinrichtungen angeboten.

Wie finde ich eine Stillberaterin in meiner Nähe?

Wer weiß, wo er suchen muss, der findet ruckzuck eine passende Unterstützung für seine Bedürfnisse und Fragen. Stillberaterinnen in Österreich findest du hier:

VSLÖ (Verband der Still- und Laktationsberater Österreichs):

  • IBCLC-Stillberaterinnen in der Nähe
  • Baby- und Stillgruppen
  • Infomaterial zum Download
  • Videos zum Stillen
  • www.stillen.at

La Leche Liga Österreich (LLL):

  • Beratungsangebot per Regionalsuche finden
  • Stillberatung per Telefon oder online
  • Stillgruppen
  • lalecheliga.at

Still-Lexikon

  • Unabhängiges Verzeichnis verschiedener Stillberater in Österreich und Deutschland mit praktischer Suchfunktion
  • IBCLC-Laktationsberaterinnen
  • Ehrenamtliche Stilberaterinnen
  • Stillgruppen
  • verzeichnis.still-lexikon.de

Tipp: Suche dir Stillberaterinnen in deiner Nähe heraus. Am besten kontaktierst du sie direkt über die bereitgestellten Kontaktdaten. Falls du bei der Auswahl der passenden Ansprechpartnerin unsicher bist, kannst du dich auch bei anderen Müttern zu deren Erfahrungen erkundigen. In Stillgruppen und Foren findest du meistens gute Empfehlungen von Mama zu Mama.

Checkliste für den ersten Termin bei der Stilberaterin

Mit dieser Checkliste bist du gut auf deinen ersten Termin bei der Stillberaterin vorbereitet und kannst die Beratung optimal nutzen. Bringe folgende Dinge zu deinem ersten Termin mit der Laktationsberaterin mit:

  1. Stillprotokoll: Aufzeichnungen über Stillzeiten, Dauer, Probleme und Besonderheiten
  2. Fragenliste: mit allen Fragen und Bedenken zum Stillen
  3. Mutter-Kind-Pass: Informationen zum Gesundheitszustand und zur Entwicklung des Babys
  4. Unterlagen: Alle relevanten medizinischen Unterlagen und/oder Diagnosen
  5. Stillhilfsmittel: Brusthütchen, Stillkissen, Milchpumpe und Zubehör etc.
  6. Notizbuch und Stift: für Aufzeichnungen während des Termins

Die Stillberaterin möchte in der Regel sehen, wie du dein Baby anlegst und dir dabei direkt Praxistipps geben. Deshalb ist es wichtig, dass dein Kind leicht hungrig zum Termin erscheint. Allerdings sollte es auch keinen übermäßigen Hunger haben, sonst weint und quengelt es vielleicht. Als Stillende trägst du bei dem Termin idealerweise bequeme Kleidung, die leicht zu öffnen ist, um das Stillen zu erleichtern.

Stillambulanzen

Mitunter sind Stillberaterinnen auch in sogenannten Stillambulanzen tätig. Es handelt sich hierbei um eine Ambulanz-Einheit, die an eine geburtshilfliche medizinische Abteilung angegliedert ist. Um eine Stillambulanz aufsuchen zu können, benötigst du eine Zuweisung deines Hausarztes/deiner Hausärztin oder eines Facharztes. Die Kosten für die Beratung oder Begleitung in der Stillambulanz werden von der Krankenkasse übernommen.

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Kommentare

Kommentar von Sosan |

Meine Tochter, 2 Jahre und 5 Monate alt, geht nächste Woche in der Kinderkrippe.
Ich stille sie noch also nur zum schlafen, wenn sie Mittagsschläfchen macht oder in der Nacht, wenn sie einschläft.
Kann ich das noch so beibehalten oder muss ich sie abstillen?

Antwort von Schwanger.at

Hallo Sosan, wenn du möchtest, kannst du das Stillen gerne beibehalten, wenn du und deine Tochter das möchten. Der Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung ist kein Grund, abzustillen. Vielleicht verschiebt sich die Stillzeit zu Mittag ein wenig nach hinten - dann stillst du deine Tochter einfach, wenn du sie aus der Krippe abgeholt hast. Eine gute Eingewöhnungszeit euch beiden!

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