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Phasen der Geburt
Gegen Ende der Schwangerschaft beginnt für viele Frauen eine besondere Zeit. Sie verleben Momente der unbändigen Vorfreude, Tage des Wartens und eine Art positive Aufregung. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist nämlich klar: es könnte jeden Moment so weit sein. Vor allem rund um den errechneten Geburtstermin steigt die Freude ins Unermessliche.
Zwischen Anspannung und Vorfreude
In den letzen Tagen einer Schwangerschaft erleben viele werdende Mamis (wieder einmal) ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits können sie es kaum erwarten, den kleinen Schatz endlich in Händen zu halten, andererseits machen sich auch Ängste und Sorgen breit. Kommt mein Baby „pünktlich“? Wird bei der Geburt alles gut verlaufen? Wie wird es sich anfühlen? Solche und ähnliche Gedanken sind verständlich und nehmen zu, wenn der Nachwuchs ein wenig auf sich warten lässt.
Nur 5% aller Babys kommen zum errechneten Termin auf die Welt; alles zwischen 2 Wochen davor und 2 Wochen danach gilt als vollkommen normal. Während schwangere Frauen also auf die Ankunft ihres kleinen Lieblings warten, werden meistens noch einmal alle Checklisten überprüft und in der Wohnung die letzten Vorbereitungen getroffen. Und irgendwann ist es dann soweit: die Fruchtblase platzt und die ersten, leichten Wehen stellen sich ein. Das markiert die letzte Etappe der Schwangerschaft, die Geburt.
So individuell Frauen die Schwangerschaft erleben, so unterschiedlich begehen sie auch die Niederkunft. Grundsätzlich besteht jede Geburt aus drei Phasen: Eröffnung, Austreibung und Nachgeburt.
Die Eröffnungsphase
Diese Phase leitet, wie der Name schon sagt, den Beginn der Geburt ein. Bei den meisten Frauen öffnet sich die Fruchtblase zu einem relativ frühen Zeitpunkt, anschließend setzen die ersten Wehen, so genannte Frühwehen ein. Ziel dieser ersten Phase ist die Öffnung des Muttermundes auf einen Durchmesser von etwa 10 cm. Dies geschieht langsam und über mehrere Stunden hinweg, damit sich der Körper auf die bevorstehende Geburt einstellen kann. Die Eröffnungsphase wird noch einmal in drei aufeinanderfolgende Abschnitte unterteilt:
1. Latenzphase
Zu Beginn der Latenzphase ist der Muttermund 2 cm geöffnet. Für den Kopf des Babys muss jedoch noch ein wenig „Raum“ geschaffen werden und dafür sorgt der Körper mit Hilfe von Hormonen und leichten Wehen. Muttermund und Gewebe sollen weich, die Bänder elastisch werden. Die Wehen in diesem Stadium werden Eröffnungswehen genannt. Sie treten in einem Abstand von 5 bis 20 Minuten auf und dauern nicht länger als 60 – 90 Sekunden. Sie sind am ehesten vergleichbar mit Regelbeschwerden oder leichten Rückenschmerzen; manche Frauen nehmen die Kontraktionen gar nicht bewusst wahr. Während der Latenzphase können schwangere Frauen allen Tätigkeiten nachgehen, auf die sie Lust haben und die sie nicht zu sehr anstrengend. Ein warmes Bad, ein Spaziergang an der frischen Luft, Lesen oder einfach auf der Couch liegen – Hauptsache entspannt und stressfrei. In jedem Fall gilt es, auf einen ausgewogenen Kräftehaushalt zu achten, denn gegen Ende hin werden die Wehen stärker. Die Latenzphase kann bis zu 8 Stunden oder länger dauern; ist der Muttermund auf 3-4 cm geöffnet, gehen Schwangere in die aktive Phase über.
2. Aktivphase
Mit jeder Phase rückt die Geburt des eigenen Kindes näher. Auch in der aktiven Phase liegt das Hauptaugenmerk auf weiterer Ausdehnung des Muttermundes. Eine verstärkte Wehentätigkeit (die Abstände zwischen den Kontraktionen werden kürzer), soll dazu führen, dass sich der Muttermund auf 8 cm öffnet. Zwischen 3 und 5 Stunden kann die aktive Phase dauern; das Köpfchen des Kindes liegt bereits tief und beginnt auf den Muttermund zu drücken. Wer Wehen und Druck als unerträglich empfindet, der kann seine Hebamme oder die betreuende Schwester nach Schmerzmitteln fragen. Da die Kontraktionen in dieser Phase sehr schmerzhaft sein können, empfiehlt sich bereits hier die Anwendung der erlernten Atem- und Entspannungstechniken.
3. Übergangsphase
Endet die aktive Phase, markiert dies den Beginn der Übergangsphase. Diese Etappe ist für viele Frauen die intensivste und schmerzhafteste des ganzen Geburtsvorganges. Im Zeitrahmen von etwa einer Stunde treten die Wehen in immer kürzeren Abständen auf, dauern länger und werden immer heftiger. Dadurch soll sich der Muttermund vollständig öffnen. In der Übergangsphase durchwandern werdende Mütter eine breite Palette von Emotionen. Tipp: Hebammen und Gynäkologen sind der festen Überzeugung, dass sich die Annahme der Emotionen positiv auf den Geburtsvorgang auswirkt. Wer den Drang verspürt, zu schreien, zu heulen oder aber auch zu lachen, der sollte diesen Gefühlen freien Lauf lassen. Sie sind normal und Ausdruck eines außergewöhnlichen, körperlichen Vorgangs. Manche Frauen haben auch Probleme damit, dass sie noch nicht pressen dürfen, obwohl sie sich schon danach fühlen. Das kann ebenfalls zu Frustration und Unzufriedenheit führen. Ist jedoch das Ende dieser Etappe in Sicht, steht die Geburt des Kindes unmittelbar bevor.
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Die Austreibungsphase
In der Austreibungsphase hat man einen großen Teil der Geburt bereits hinter sich gebracht und es dauert von diesem Moment an nicht mehr lange, bis man seinen Schatz endlich in Händen halten kann. Jetzt schiebt sich das Kind mit Hilfe von Presswehen durch den Geburtskanal. Dieser Vorgang dauert unterschiedlich lange. Beim ersten Kind sind es meistens 1-2 Stunden, bei der zweiten oder dritten Geburt können es auch nur 20 Minuten sein. In dieser Phase darf die Mutter nun endlich mitarbeiten und pressen – ein gutes Gefühl, welches vielen Schwangeren noch einmal zu ungeahnten Kräften verhilft.
Die Presswehen sind schmerzhaft und kommen im 1-2 Minuten Takt. Bei der Bewältigung des Schmerzes helfen jene Atemübungen, welche im Geburtsvorbereitungskurs erlernt wurden. Während der Austreibungsphase stehen Hebamme oder Gynäkologe ununterbrochen unterstützend zur Seite. Sie kontrollieren den Fortschritt, geben Anweisungen und können, falls nötig, jederzeit eingreifen.
Am Ende dieser Phase tritt das Köpfchen des Kindes bereits aus dem Muttermund hervor. Dieser wird dadurch jedoch stark gedehnt – das macht sich als brennender oder stechender Schmerz bemerkbar. Ab diesem Moment dürfen Gebärende nicht mehr pressen, denn der Damm muss sich langsam ausdehnen, damit der Kopf des Kindes problemlos durch gleiten kann. Wer ein oder zwei Wehen durchhält und die Beckenbodenmuskulatur entspannt, kann einen Dammschnitt vermeiden und den Nachwuchs bald in Empfang nehmen.
Sobald das Köpfchen des Kindes geboren ist, rutschen zuerst die Schultern und dann der restliche Körper fast wie von selbst nach. Nach der Erstversorgung durch die Hebamme, können die frischgebackenen Eltern den Nachwuchs in die Arme schließen.
Die Nachgeburtsphase
In der Nachgeburtsphase muss sich die Plazenta von der Gebärmutter lösen und durch den Geburtskanal nach außen gelangen. Um diesen Vorgang zu beschleunigen wird in vielen Krankenhäusern das Hormon Oxytocin verbreicht. Kontraktionen, die leichten Wehen ähneln, sorgen dafür, dass der Mutterkuchen abgestoßen wird und sich die Gebärmutter anschließend wieder zusammenzieht. Die Plazenta wird von der Hebamme oder dem Gynäkologen auf Vollständigkeit kontrolliert; sie muss sich komplett ablösen, ansonsten drohen zu einem späteren Zeitpunkt Blutungen.
Viele Frauen nehmen den Vorgang der Nachgeburt gar nicht bewusst wahr, da sie nur Augen für ihr Neugeborgenes haben oder es bereits zum ersten Mal stillen. Ist alles geschafft, stehen die Zeichen auf Entspannung. Mutter, Vater und Kind dürfen sich im Regelfall noch 1-2 Stunden im Kreißsaal aufhalten und einander kennenlernen. Bei einer Hausgeburt bleibt die Hebamme ebenfalls einige Zeit vor Ort, um die frischgebackenen Eltern zu unterstützen.
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Medizinische Überprüfung durch
OA Dr. Stefan Zawodsky
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Stellvertretender Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Medizinischer Leiter von YoungMum am St. Josefs Krankenhaus Wien
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