Das Immunsystem stärken

Wer eines oder mehrere Kinder zur Welt gebracht hat, der hat die Erfahrung bereits gemacht: in der Schwangerschaft ist nicht nur die Seele, sondern auch das Immunsystem besonders sensibel und pflegebedürftig.

Das Heranreifen des ungeborenen Babys im Mutterleib kostet dem weiblichen Organismus viel Kraft und das macht sich je nach Entwicklungsphase mehr oder weniger stark bemerkbar. Oft leidet in dieser Zeit auch das Immunsystem. Es ist in der Schwangerschaft ein wenig geschwächt und daher anfälliger für Infekte, Viren und Bakterien. Die gute Nachricht gleich vorweg: die Natur hat alles so eingerichtet, dass das Baby bestens geschützt ist. Kommt es tatsächlich zum Ausbruch einer Erkältung oder einer Grippe, ist davon in erster Linie die Mutter betroffen. Der Gesundheit des Nachwuchses schadet dies im Normalfall nicht.

Frau schnäuzt sich im Garten

Geschwächte Abwehr

Das menschliche Immunsystem ist ein Alleskönner und vollbringt wahre Wunder – häufig ist uns das gar nicht bewusst. Es besteht aus Zellen und Antikörpern, die dafür sorgen, dass der Körper gegen schädliche Erreger und fremde Stoffe geschützt ist. Bestimmte Organe wie beispielsweise die Milz unterstützen das System durch ihre Funktionsweise zusätzlich. Die Immunabwehr beginnt sofort mit der Arbeit, sobald es Viren oder Bakterien gelingt, in unseren Organismus einzudringen. Anschließend werden die Krankheitserreger mit Hilfe körpereigener Antikörper bekämpft.

Manche Erreger sind im Immunsystem bekannt (z.B. weil die Krankheit bereits einmal aufgetreten ist). In solchen Fällen „weiß“ der Organismus bereits, was zu tun ist, er kann gezielt gegen die schädlichen Keime vorgehen. Manchmal bekommt es die Immunabwehr jedoch auch mit so genannten unspezifischen Erregern zu tun. Diese können nur allgemein bekämpft werden, da die Abwehr dazu noch keine Erfahrungswerte hat.

In der Schwangerschaft befindet sich der Körper einer Frau ohnehin im Ausnahmezustand. Das würden auch ImmunulogInnen unterschreiben, wenngleich sie sich dabei ausschließlich auf das Immunsystem der Schwangeren beziehen. Was viele nicht wissen: ab Eintritt einer Schwangerschaft muss die Immunabwehr zwei vollkommen gegensätzliche Impulse unter einen Hut bringen.

Erstens muss sie den Embryo, der eindeutig Fremdanteile (die Gene des Erzeugers) enthält, tolerieren. Ein Kind ist in gewisser Art und Weise ein Fremdkörper, der trotz seiner Andersartigkeit im Körper bestehen muss. In einem zweiten Schritt gilt es jedoch, genau diesen „fremden“ Embryo und die Mutter ausreichend zu schützen, da sich bestimmte Infektionen und Krankheiten auf die gesunde Entwicklung des Babys niederschlagen können. Wenn man so will, ist das Immunsystem also im Grunde hin und her gerissen. Spurlos geht der stille „Kampf“ der Immunabwehr nicht vorüber. Schwangere sind tendenziell etwas anfälliger als Frauen, die nicht schwanger sind. Faktoren wie Stress, Ängste oder ein ungesunder Lebensstil können das Immunsystem zusätzlich schwächen.

Erkältung, Grippe und Co. vorbeugen

Mit der geschwächten Immunabwehr verhält es sich ähnlich wie mit anderen typischen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft: sie lassen sich nicht verhindern. Weiß man allerdings Bescheid, gibt es einige Dinge, die man tun kann, um die Symptome und Auswirkungen zu lindern. In Hinblick auf das Immunsystem lautet das Zauberwort Vorbeugung. Schwangere Frauen können ihren Organismus und damit auch die Immunabwehr stärken. Für viele ist dies in der kalten Jahreszeit von besonderer Bedeutung, da sie im Herbst/Winter ohnehin anfälliger für Krankheiten sind. Folgende Maßnahmen haben sich als hilfreich erwiesen:

Sport

In der Schwangeren-Vorsorge sind sportliche Aktivitäten äußerst beliebt, da sie zahlreiche Beschwerden lindern können. Wer sich regelmäßig bewegt, der stärkt sein Herz-Kreislauf-System, regt den Stoffwechsel und den Austausch von Sauerstoff an. Außerdem wirkt Sport wahre Wunder in Hinblick auf Stressabbau. Es kommt also zu einer allgemeinen Steigerung des Wohlbefindens, dadurch wird die Immunabwehr gestärkt. Tipp: es muss nicht immer gleich Yoga oder Radfahren sein. Flotte Spaziergänge an der frischen Luft (idealerweise 30 Minuten täglich) unterstützen das Immunsystem ebenfalls.

Ernährung

Sie spielt in der Schwangerschaft eine große Rolle. Über unsere Nahrung nehmen wir wichtige Vitamine und Nährstoffe auf – schwangere Frauen haben diesbezüglich also ohnehin einen erhöhten Bedarf. Eisen, Zink, Selen, Jod, Vitamin C, Vitamin E und Vitamin A sind wichtige Baustoffe für die Immunabwehr. Sie finden sich in Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten. Die Darmflora sorgt ebenfalls für eine effiziente Abwehr von Krankheitserregern. Wer sie intakt halten möchte, der setzt Ballaststoffe in Form von Vollkornbrot, Joghurt, Milchprodukten oder Sauerkraut auf den Speiseplan.

Ruhe

Anhaltender Stress und ein hektischer Lebenswandel schwächen mittelfristig den Organismus. Der Körper ist dann nicht mehr in der Lage, sich gegen äußere Einflüsse zu wehren, Krankheiten brechen schneller aus. Für Schwangere gilt daher umso mehr ein Ruheprinzip. Wann immer es möglich ist, sollten sie sich ausruhen und entspannen. Wer in der Nacht unter Schlafproblemen leidet, kompensiert dies durch ein kleines Nickerchen zu Mittag. Wer unter Überlastung im Job leidet, sollte versuchen, zu delegieren oder das Arbeitspensum generell zu reduzieren. Manchmal hilft auch ein Kurzurlaub mit dem Partner oder der besten Freundin dabei, die leeren Akkus wieder aufzuladen.

Kneipp

Die Kalt-Warm-Güsse kurbeln den Kreislauf an und stärken das Immunsystem, wenn sie regelmäßig wiederholt werden. In einigen Schwimmbädern oder Kuranstalten gibt es spezielle Kneipp-Becken, die auch von Schwangeren genutzt werden können. Einfacher geht es zu Hause in der Badewanne oder über dem Waschbecken.

Hilfe bei Husten und Schnupfen

Lästige Erkältungen machen leider auch vor schwangeren Frauen nicht Halt. Wenn die Viren also tatsächlich einmal zuschlagen, sollte man jedoch nicht automatisch zu jenen Mittelchen greifen, die sich auch vor der Schwangerschaft bewährt haben. Einige Präparate sind nämlich für Schwangere gar nicht geeignet. Eine ausführliche Beratung in der Apotheke oder (falls sich der gesundheitliche Zustand nicht bessert) beim Arzt/bei der Ärztin sind daher Pflicht. Gewisse Hausmittel wie Halswickel, Inhalation über Dampf oder Tee-Kuren können jedoch bedenkenlos angewandt werden. Wichtig: dem Körper ausreichend Ruhe gönnen und sich genug Zeit nehmen, um die Erkältung vollständig auszukurieren.

Kampf gegen Grippeviren

Ähnlich verhält es sich beim Kampf gegen Grippeviren, wenngleich diese aggressiver sind und den Körper dadurch stärker belasten als eine Erkältung. Kündigt sich eine Grippe an, sollten Schwangere es mit Ruhe, Schlaf und natürlichen Anwendungen (z.B. warme Wickel) versuchen. Bei hohem Fieber und starken Schmerzen ist es jedoch ratsam, einen Arzt/eine Ärztin zu konsultieren. Es gibt schmerzstillende, entzündungshemmende und fiebersenkende Medikamente, die Schwangere bedenkenlos einnehmen können. Welches Präparat passend ist, hängt jedoch von der Schwangerschaftswoche und der Ausprägung der Krankheit ab. Von Selbstmedikation ist abzuraten, da sich diese im schlimmsten Fall negativ auf die Gesundheit des ungeborenen Babys auswirken könnte.

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