Die Aufgaben des Geburtspartners

Wenngleich es in einigen Kulturen üblich ist, dass Frauen ihre Kinder ganz alleine zur Welt bringen, spielt der Geburtspartner hierzulande eine sehr große Rolle. Dass Väter, Freunde oder Familienmitglieder die Gebärende begleiten, ist eine vergleichsweise moderne Erscheinung in der Entbindungspraxis. Eine Geburt ist eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten, dem Geburtsbegleiter/der Geburtsbegleiterin kommen dabei ganz bestimmte Aufgaben zu.

Noch vor 40 Jahren war die Anwesenheit Dritter bei einer Geburt vollkommen unüblich. Väter mussten vor dem Kreißzimmer oder zu Hause warten, Frauen brachten ihre Kinder ausschließlich mit Unterstützung des Hebammen- und ÄrztInnen-Teams auf der Entbindungsstation zur Welt. Den ersten Kontakt zwischen Neugeborenem und Vater gab es häufig erst, nachdem Mutter und Kind auf die Wochenbettstation verlegt wurden. Mittlerweile hat sich das erfreulicherweise geändert.

Möglichkeiten im Vorfeld abklären

In Krankenhäusern wird überwiegend darauf geachtet, dass sich frischgebackene Eltern und der Familienzuwachs direkt nach der Geburt in Ruhe kennenlernen können. Väter werden wie selbstverständlich im Kreißsaal akzeptiert und aufgenommen, das Gleiche gilt für andere Bezugspersonen z.B. für die Mutter oder Freundin der Gebärenden. Es empfiehlt sich dennoch, rechtzeitig im Krankenhaus abzuklären, wie viele Begleitpersonen zur Geburt mitkommen dürfen und ob es diesbezüglich etwas zu beachten gibt. Aufschluss darüber geben Informationsabende für werdende Eltern, die regelmäßig von Krankenhäusern oder Sanatorien abgehalten werden. Im Rahmen dieser Veranstaltungen, können sowohl GeburtsbegleiterIn als auch die werdende Mutter Fragen stellen und sich nach der gängigen Krankenhausroutine erkundigen (eine Checkliste für die wichtigsten Fragen findest du hier).

Oma und Neugeborenes im Krankenhaus

Geburtsvorbereitung

Sind die Beschwerden des ersten Trimesters überwunden, wird früher oder später die Geburt ein Thema. Manche Frauen machen sich relativ früh Gedanken darüber, in welcher Atmosphäre sie ihr Kind auf die Welt bringen möchten und welche Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen. Wer eine Beleghebamme, eine Geburt im Geburtshaus oder eine Hausgeburt wünscht, sollte sich ab der 12. Schwangerschaftswoche mit potentiellen Hebammen in Verbindung setzen. Für die Anmeldung in einem Krankenhaus oder Geburtsspital ist hingegen wesentlich mehr Zeit. Ob außerklinische Entbindung oder Geburt im Krankenhaus, Schwangere und ihre Begleitperson sollten sich bereits im Vorfeld mit den bevorstehenden Ereignissen beschäftigen.

Eine Geburt ist etwas vollkommen Natürliches und gerade deshalb kann sie nicht bis ins Detail geplant werden. Dennoch ist es empfehlenswert, sich mit den Abläufen ein wenig vertraut zu machen. Es gibt schließlich viele Aspekte, die bedacht werden müssen: sollen Schmerzmittel zum Einsatz kommen? In welcher Position möchte die Gebärende die Wehenphasen verbringen? Soll der Geburtsbegleiter/die Geburtsbegleiterin die ganze Zeit anwesend sein? Ist ein Abweichen vom Geburtsplan in Akutsituationen denkbar? Gemeinsam mit ihrer Geburtsbegleitung sollte die werdende Mama alle Themen besprechen, die ihr rund um die Entbindung am Herzen liegen. Gemeinsam mit dem Geburtspartner/der Geburtspartnerin sollte sie außerdem einen Geburtsvorbereitungskurs z.B. im Krankenhaus oder bei einer Hebamme besuchen.

Aktive Unterstützung

Hin und wieder tut es der Gebärenden gut, wenn sie aktiv unterstützt wird. Das bedeutet, dass der Geburtspartner/die Geburtspartnerin vielleicht dazu animiert, unterschiedliche Gebärpositionen auszuprobieren oder einen kleinen Spaziergang zu machen. In besonders herausfordernden Momenten sollten Begleitpersonen die Gebärende an das „Ziel“ und daran, dass jede Wehe ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin ist, erinnern. Auch das gemeinsame Anwenden der erlernten Atemtechniken kann der Frau helfen, wieder in den eigenen Atemrhythmus zu finden.

Organisation

Aufgabe des Geburtspartners/der Geburtspartnerin ist es, der Gebärenden den Rücken frei zu halten. Es handelt sich hierbei um einen relativ pragmatischen Aspekt der Geburtsbegleitung. Insbesondere in Krankenhäusern gibt es in Bezug auf Formalitäten gewisse Routinen und Auflagen, die von PatientInnen zu erfüllen sind. GeburtspartnerInnen sollten sich schützend vor die Gebärende stellen und jegliche Anliegen des Krankenhauspersonals (Formulare, medizinische Fragen etc.) so gut wie möglich beantworten. Ebenso sollten BegleiterInnen jene Dinge, die sich die Gebärende gerade wünscht z.B. ein Glas Wasser, ein nasses Tuch, ein warmes Kirschkernkissen weitgehend selbst organisieren. Spezielle Anliegen wie z.B. die Bitte nach Schmerzmitteln sollen sie an die Hebamme weiterleiten.

Pausen

Nicht nur die Gebärende benötigt ab und zu eine Erholungspause, auch für den Geburtspartner sollte die Möglichkeit bestehen, sich kurz aus der Situation zu entfernen, um sich ein wenig zu erholen. Eine kleine Auszeit hilft ihm/ihr dabei, wieder neue Kräfte zu sammeln und das bisher Erlebte ein wenig zu verarbeiten. Manche Begleitpersonen gönnen sich einen kleinen Snack in der Cafeteria des Krankenhauses, andere nutzen die Gelegenheit, um sich am Telefon mit einem Freund/einer vertrauten Person auszutauschen. Solche Pausen sind durchaus legitim und keineswegs ein „im Stich lassen“ der Gebärenden. Hebammen empfehlen GeburtsbegleiterInnen sogar, rechtzeitig den Raum zu verlassen, noch bevor sie das Gefühl haben, dass alles zu viel wird. Etwaige Pausen sollten jedenfalls bei der Geburtsvorbereitung thematisiert werden, damit die Schwangere später nicht überrascht wird.

Berührung

Liebevolle Streicheleinheiten und körperliche Nähe unter der Geburt sind tatsächlich ein eigenes Kapitel. Während eine Berührung in einer bestimmten Wehenphase als angenehm empfunden wird, kann sie im nächsten Moment plötzlich vollkommen fehl am Platz sein. Abrupte Empfindungswechsel seitens der Gebärenden sind natürlich und nicht persönlich gegen den Geburtspartner/die Geburtspartnerin gerichtet. Frauen wissen schließlich selbst nicht genau, wie sich die nächste Wehe entwickelt und ob sie in der Wehenpause genügend Kraft schöpfen können. Als GeburtsbegleiterIn sollte man daher versuchen, möglichst flexibel zu reagieren und Berührungen dann anzubieten, wenn man das Gefühl hat, sie könnten der Gebärenden helfen. Bewährt haben sich Massagen im Schulter- und Nackenbereich, Massagen des Kreuzbeins sowie sanftes Streicheln überall dort wo es für beide angenehm erscheint.

Anwesenheit

Auch wenn es viele Dinge gibt, die ein Geburtspartner tun kann, sollte er dennoch in der Lage sein, sich im richtigen Moment zurückzuhalten. Die meisten Gebärenden legen nämlich nur auf eines Wert: die Anwesenheit des Partners. Die wichtigste Aufgabe des werdenden Vaters oder einer anderen Begleitperson ist es also, einfach da zu sein. Das erfordert viel Aufmerksamkeit und Hingabe. Die Gebärende soll bestmöglich gestützt und unterstützt werden. Geburtspartner können sich dabei ganz auf ihre Intuition verlassen. Sie werden im entsprechenden Moment wissen, was zu tun ist. Anderenfalls wird die Hebamme oder die Gebärende selbst Hinweise geben. In jedem Fall ist es für die werdende Mutter ein gutes Gefühl, eine vertraute Person an ihrer Seite zu wissen. Dies schafft eine positive Atmosphäre, die wiederum dazuführt, dass die Frau besser loslassen und die Geburt voranschreiten kann.

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