Was kann ich gegen wunde Brustwarzen tun?

Wunde Brustwarzen sind während der Stillzeit ein sehr häufiges Problem und leider auch eine ungemein schmerzhafte Angelegenheit. Nicht selten entscheiden sich betroffene Frauen, das Stillen aufzugeben, da der Schmerz sie einfach überwältigt. Stillberaterinnen, Hebammen oder ein Facharzt/eine Fachärztin sollten zu Rate gezogen werden – sie helfen sowohl bei der Abklärung als auch bei der Therapie. Und mit der richtigen Unterstützung ist Abstillen bald kein Thema mehr.

Junge Mutter stillt ihr Baby

Ursachen

Erfahrene Stillberaterinnen wiederholen es wie ein Mantra: bei wunden Brustwarzen gilt es nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern auch die Ursache zu finden. Denn das Problem kehrt ansonsten immer und immer wieder, bis das Stillen irgendwann keinen Spaß mehr macht. Jede Frau, die schon einmal schmerzende Brustwarzen hatte, wird das verstehen. In der Stillzeit sind Mamille und Warzenvorhof noch einmal empfindlicher. Das Saugen des Babys erzeugt Druck, die Beanspruchung ist ungewohnt und solange die Milch noch nicht im Fluss ist, bleibt das Gewebe auch trocken.

Für die Praxis bedeutet das folgendes: in den ersten Tagen nach der Geburt „dürfen“ die Brustwarzen schon hier und da schmerzen, ziehen oder kribbeln. Schließlich müssen sie sich erst auf ihre neue Aufgabe einstellen. Meistens ist es eine Frage der Zeit, bis das Stillen als angenehm empfunden wird. Auch die Übung und eine fachgerechte Beratung direkt nach der Geburt/im Wochenbett tragen eine Menge zum gelungenen Stillstart bei. Halten die Schmerzen jedoch länger als ein paar Tage an oder treten sie nach ein paar Wochen das erste Mal auf, solltest du dich auf Ursachensuche begeben. Dabei helfen dir eine Stillberaterin, deine Hebamme oder ein Frauenarzt/eine Frauenärztin.

Die häufigsten Auslöser

Manchmal ist es sofort klar, warum die Mamillen schmerzen. Gelegentlich benötigt es jedoch ein wenig Zeit und Geduld, um die tatsächliche Ursache zu finden. Als besonders häufig gelten folgende Auslöser:

Falsche Anlegetechnik

Liegt die Brustwarze nicht richtig im Mund des Babys, kann dies auf Dauer zu Schmerzen beim Stillen führen. Es lohnt sich daher, die Anlegetechnik immer wieder selbst zu kontrollieren oder die Unterstützung einer Stillberaterin in Anspruch zu nehmen. Dein Baby sollte so viel Brustwarze und Warzenvorhof wie möglich erfassen und dabei einen so genannten „Fischmund“ machen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Baby nicht optimal saugt, kannst du den Saugverschluss vorsichtig lösen, indem du deinen kleinen Finger in den Mundwinkel des Babys schiebst. Anschließend legst du es noch einmal an.

Ein zahnendes Baby

Das wird dann ein Thema, wenn die Stillkinder schon größer sind und sich die ersten Zähnchen ankündigen. Das Zahnen ist für das Baby sehr schmerzhaft und daher kann es vorkommen, dass es dich beim Stillen beißt. Das ist keine Absicht, aber eine Qual für die Mama. Wichtig ist, deinem Baby zu signalisieren, dass es nicht zubeißen soll. Du kannst dein Kind von der Brust nehmen und ihm bestimmt erklären, warum du das nicht magst. Deine Worte versteht es natürlich noch nicht, aber es erkennt am Tonfall, dass du es ernst meinst. Beißt dein Baby neuerlich zu, empfiehlt es sich, den Stillvorgang zu unterbrechen. Du kannst ihm einen gekühlten Beißring oder ein Spielzeug zum Kauen anbieten. Sobald der Zahn durchgebrochen ist, sollte auch das Beißen ein Ende finden.

Störungen im kindlichen Trinkverhalten

Beispielsweise in der Brustschreiphase, während einer Saugverwirrung oder in einem Wachstumsschub können ebenso wunde Brustwarzen verursachen (weil das Baby dann hektisch oder unruhig trinkt und die Brustwarze dadurch stärker beansprucht wird).

Anatomische Ursachen

Eventuell spielen auch anatomische Ursachen beim Baby eine Rolle. Dazu zählen ein verkürztes Zungenbändchen sowie Verformungen am Gaumen.

In Punkto Hygiene gilt es die richtige Balance zu finden. Übertriebene Hygiene kann die Haut ebenso reizen wie mangelnde Hygiene. Wechsle deine Stilleinlagen in regelmäßigen Abständen und verwende Brustwarzensalben/Cremes eher sparsam. Die Reinigung mit klarem Wasser ist vollkommen ausreichend. Falls deine Brustwarzen bereits blutig sind, kannst du nach Rücksprache mit deinem Arzt/deiner Ärztin eine sterile Kochsalzlösung applizieren.

WICHTIG: normalerweise sind wunde Mamillen die unliebsame Reaktion auf eine falsche Anlegetechnik beziehungsweise falsches Saugen des Babys. Es können jedoch auch Krankheiten zugrundeliegen, die nicht gleich als solche erkannt werden. Das ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn das Baby gut an der Brust saugt, die Mutter dennoch in regelmäßigen Abständen über Wundsein klagt. Richtige Anlaufstelle in so einem Fall ist der Gynäkologe/die Gynäkologin oder (je nach Alter des Babys) auch die gynäkologische Ambulanz des örtlichen Krankenhauses. Dort wird man nach dem Ausschlussverfahren vorgehen, um festzustellen ob die Beschwerden eventuell von einem Pilz (Soor) oder einer Infektion hervorgerufen werden. Weitere mögliche Ursachen können Neurodermitis oder Herpes sein.

Diagnose

Wunde Brustwarzen sind nicht sonderlich schwer zu diagnostizieren, denn in den häufigsten Fällen zeigt die Haut Rötungen, Reizungen oder schuppenähnliche Veränderungen. Besonders schmerzhaft wird es, wenn sich auf der Brustwarze bereits blutige Risse (Rhagaden) bilden. Manchmal beginnt sich die Haut auch von der Brustwarze zu lösen. Kommt es durch die Beanspruchung beim Stillen zu einer raschen Verschlechterung und großen Schmerzen, ist ein Besuch beim Frauenarzt/bei der Frauenärztin dringend angeraten. Er/sie beurteilt die Hautreizung und empfiehlt Maßnahmen, die die Wundheilung fördern sollen. Bei Bedarf können auch stillverträgliche Schmerzmittel verschrieben werden.

Idealerweise lässt du es aber gar nicht so weit kommt. Befinden sich wunde Brustwarzen sozusagen im Anfangsstadium kannst du dir mit einigen Hausmitteln und Tricks selbst helfen. Und du kannst verhindern, dass die Wunde größer wird oder sich die Schmerzen verschlimmern. In so einem Fall ist deine Stillberaterin die richtige Ansprechpartnerin. Sie wird deine Anlegetechnik kontrollieren und dir sagen, worauf du beim Stillen achten kannst, um wunde Brustwarzen zu vermeiden. Wenn deine Hebamme ein Lasergerät besitzt, kannst du dich auch an sie wenden. Lasertherapie ist nämlich eine mögliche Behandlungsoption bei wunden Mamillen.

Das hilft bei wunden Brustwarzen

Je nachdem wie weit das Wundsein fortgeschritten ist, stehen unterschiedliche Therapien zur Verfügung. Manche Maßnahmen wirst du gemeinsam mit deinem Arzt/deiner Ärztin besprechen und durchführen, andere kannst du ganz einfach selbst ergreifen. Im Therapieplan können folgende Schritte enthalten sein:

Lasertherapie

Bei der Behandlung von wunden Brustwarzen kommt die so genannte Low-Level-Lasertherapie zum Einsatz. Es wird entweder der ganze Bereich samt Warzenvorhof oder nur eine kleine Stelle (punktuell) bestrahlt. Das Laserlicht kurbelt die Wundheilung an. Außerdem wirkt es schmerzstillend und entzündungshemmend.

Förderung der Wundheilung

Du solltest so oft wie möglich Luft und Licht an deine wunden Brustwarzen lassen. Du kannst nach dem Stillen einfach noch ein wenig sitzen bleiben, die Brust ist dabei frei. Wenn du möchtest, kannst du auch Muttermilch auf die betroffene Stelle träufeln. Die Luft trocknet die Haut sozusagen aus und das wiederum beschleunigt den Heilungsprozess. Salben, Kompressen und Auflagen sind ebenfalls empfehlenswert – allerdings solltest du immer auf ein gutes Gleichgewicht zwischen trockener und feuchter Wundheilung achten.

Kompressen

Auflagen oder Wickel rund um die Brust haben sich auch als hilfreich erwiesen. Wer möchte, besorgt sich in der Apotheke vorgefertigte Auflagen. Es handelt sich dabei um Kompressen, die zumeist mit einer wundheilenden Salbe oder einem Gel imprägniert sind. Sie werden nach dem Stillen auf die wunde Brustwarze gelegt und bestehen aus Inhaltsstoffen, die sowohl für Mutter als auch für Kind unbedenklich sind.

Ein Salbenverband lässt sich auch einfach selbst herstellen. Dazu benötigst du eine Stilleinlage aus Baumwolle oder Seide, die du in kleine Stücke teilst. Die Stücke sollten etwas größer sein als der Bereich, den du abdecken willst. Anschließend verteilst du eine erbsengroße Menge reines Lanolin auf der betroffenen Stelle und legst ein Stück Stilleinlage drauf.

Schmerzstillende Medikamente

Bis die offenen Stellen heilen, kann das Stillen als sehr unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden. Das ist vor allem dann belastend, wenn das Baby häufig gestillt werden möchte z.B. in einer Wachstumsphase. Dann dürfen Medikamente (mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol) eingenommen werden. Für Art, Dosierung und Dauer der Anwendung halte bitte Rücksprache mit deinem Arzt/deiner Ärztin oder einer Stillberaterin.

Der „Wiener“ Brust-Donut

Eine weniger bekannte, aber umso effektivere Methode der Schmerzlinderung bei wunden Brustwarzen ist das Anlegen eines sogenannten Brust-Donuts. Es handelt sich hierbei um einen weichen Ring, der in der Mitte eine Aussparung für die Brustwarze hat. Entwickelt wurde die Idee auf Wochenbettstationen im Klinikum Amstetten sowie der Krankenanstalt Rudolfstiftung. Du kannst den Donut selbst basteln und als Schutz auf deine Brust legen. Er hilft bei wunden Brustwarzen, Vasospasmus und sorgt durchgehend für eine gute Durchblutung des Gewebes.

Pflege & Vorbeugung

Eine gute Vorsorge ist in Hinblick auf wunde Brustwarzen das A & O. Du kannst selbst einige Vorkehrungen treffen, damit es gar nicht erst soweit kommt:

  • Wechsel der Stillpositionen: das ist eine Maßnahme, die während der Stillzeit ohnehin nie an Gültigkeit verliert. Wenn du regelmäßig unterschiedliche Haltungen einnimmst, beugst du nämlich auch einem Milchstau und einer einseitigen Beanspruchung der Brustwarze vor.
  • Vor allem wenn dein Baby schon älter ist, solltest du immer wieder deine Anlegetechnik überprüfen. Wenn ihr schon ein eingespieltes Team seid, kann es nämlich durchaus passieren, dass du mit der Zeit ungenau anlegst – das wiederum kann wunde Brustwarzen zur Folge haben.
  • Eine gute Brustwarzensalbe oder reines Wollfett (Lanolin) helfen dir dabei, die Brustwarze und den Vorhof stets geschmeidig zu halten.
  • Auf Hygiene achten: du solltest deine Hände insbesondere vor und nach dem Stillen gründlich waschen. So verhinderst du die Übertragung von Keimen beziehungsweise eine Verschmutzung der wunden Stelle.
  • Wunde Brustwarzen sollten außerdem gut geschützt werden. Das betrifft in erster Linie die Zeit zwischen den Stillmahlzeiten. Es empfiehlt sich, jede zusätzlich Beanspruchung zu vermeiden. Verzichte auf einengende Kleidung oder enge BHs, vermeide zusätzlichen Druck (z.B. durch ein zu fest gebundenes Tragetuch) und löse das Saugvakuum, wenn dein Baby nicht ordentlich trinkt.

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