EU-Arzneimittelagentur warnt vor Fencheltee für Babys & Kleinkinder

In der natürlichen Hausapotheke sehr beliebt, wird mittlerweile von Fencheltee für Kinder unter vier Jahren dringend abgeraten. Die EU-Arzneimittelagentur EMA warnte kürzlich davor, kleinen Kindern Fencheltee gegen Blähungen oder Bauchschmerzen zu verabreichen – das darin enthaltene Estragol kann in zu hoher Dosierung gesundheitsschädigend wirken.

Potenziell krebserregende Stoffe

Bei Eltern gilt Fenchel als beliebtes Hausmittel bei Blähungen oder Bauchschmerzen, da dadurch der Griff zu chemischen Entschäumern oder Zäpfchen vermieden werden kann. Auch wenn Babys unruhig sind und viel weinen, wird das Fläschchen gerne mit einem Fenchelaufguss befüllt, um dem Nachwuchs Linderung zu verschaffen. Nun warnen jedoch Kinderärzt*innen und die Arzneimittelbehörde EMA vor einer „Therapie“ mit Fencheltee bei Babys und Kleinkindern.

Bereits im Mai veröffentlichte das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) der EMA eine Richtlinie zur Gabe von Fenchel. Diese basierte unter anderem auf einer Reihe von Tierversuchen, die zeigten, dass eine hohe Dosierung von Fenchel, Krebserkrankungen (speziell an der Leber) und eine Veränderung von genetischen Zellen (Erbmaterial) verursachen kann.  Dafür verantwortlich ist der Wirkstoff Estragol, der ab einer gewissen Konzentration als gefährlich einzustufen ist. Problematisch ist neben dem offensichtlichen gesundheitlichen Risiko durch Estragol insbesondere der Faktor, dass der Estragol-Gehalt in Fencheltees schwankt. In von Untersuchungen erfassten Teeprodukten bewegte er sich zwischen 78,0 µg/l und 4633,5 µg/l. Bei Säuglingen schwankte die verabreichte Tagesdosis zwischen 0,008 µg/kg/d und 20,78 µg/kg/d. Das ist laut Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) zu riskant.

Kommen weitere Lebensmittel hinzu, denen Fenchel zugesetzt wurde, oder Gewürze, die Estragol enthalten, kann es passieren, dass die für Babys und Kleinkinder erlaubten Grenzwerte überschritten werden. Daher wurde die klare Empfehlung ausgesprochen, auf die Gabe von Fencheltee zu verzichten. Auch bei älteren Kindern sollten Eltern auf eine sparsame Dosierung von Fenchel achten – ein genauer Grenzwert wann Estragol krebserregend wirkt, ist derzeit aufgrund der dünnen Studienlage schwer festzusetzen.  Die ÖGKJ empfiehlt zudem bei anhaltender Unruhe, Weinen und/oder Bauchschmerzen beim Facharzt/bei der Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde vorstellig zu werden. Nicht immer sind Verdauungs- oder Trinkprobleme die Ursache für das Unwohlsein, eine medizinische Abklärung ist insbesondere bei Baby und Kleinkindern jedenfalls ratsam.

Auch für stillende Mütter tabu

Aufgrund der aktuellen Studienergebnisse wird auch stillenden Müttern vom Konsum größerer Mengen Fencheltee abgeraten. Das ist insofern relevant, als Fencheltee gemeinhin als Still- Hausmittel gilt, wenn die Mama über zu wenig Milch verfügt. Zwei bis drei Tassen Fencheltee pro Tag sollen die Milchproduktion anregen, wenngleich die Wirkung nicht wissenschaftlich erwiesen ist. Ebenso wurde dem Fencheltee eine vorbeugende Wirkung bei Bähungen des Babys zugesprochen, wenn er von stillenden Müttern getrunken wird. Auch das ist nun mit Einschränkung zu sehen. Wie immer gilt es hier die Dosis im Blick zu behalten und darauf zu achten, ob zusätzlich estragolhaltige Gewürze wie beispielsweise Anis, Basilikum oder Muskatnuss konsumiert werden.

So hilfst du deinem Baby bei Koliken

Glücklicherweise gibt es gute und wirksame Alternativen, die deinem Baby bei der Linderung von Koliken helfen können. Dazu zählen:

  • Babymassage und vor allem spezielle Bauchmassagen (nach Anleitung)
  • Massagen mit einem Bäuchleinöl oder einer sogenannten Windsalbe
  • Tragen in einem Tragetuch oder einer Tragehilfe
  • Vorsichtige Anwendung von Wärme, da diese krampflösend und entspannend wirkt (Babybad, Kirschkernkissen)
  • Ruhiger Tagesablauf, fixe Rituale und ausreichend „Rückzugsmöglichkeiten“ für dich und dein Baby, um einer Reizüberflutung vorzubeugen.

Quellenhinweis: www.kinderaerzte-im-netz.at

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Mehr erfahren:

Allergieprävention im Beikostalter

Wenn du mit Beikost beginnst, ist das eine aufregende Phase für dich und dein Baby. Schließlich hat es bislang ausschließlich Milch (Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung) getrunken und jetzt lernt es eine ganz neue Form der Nahrung kennen. Viel falsch machen kannst du bei der Beikosteinführung nicht. Du solltest Lebensmittel Schritt für Schritt einführen und ein wenig darauf achten, was du deinem Baby anbietest. Allergieprävention ist im Rahmen der Beikost auch ein Thema, wenngleich sich auch hier die Einführung aller Lebensmittel positiv auswirkt, wie aktuelle Erkenntnisse nahelegen.

Weiterlesen

Beikosteinführung: Schritt für Schritt

Dein Baby ist bereits beikostreif, du hast aber noch keine Idee, wie du mit festen Mahlzeiten beginnen sollst? Dann bist du bei uns richtig. Wir zeigen dir, worauf es bei der sanften Beikosteinführung ankommt, wie der Start gelingt und welche Rezepte schon den Allerkleinsten schmecken.

Weiterlesen

Babyschlaf

In den ersten Wochen und Monaten nach einer Geburt spielt der Nachwuchs natürlich die Hauptrolle. Frischgebackene Eltern wünschen sich nur das Beste für ihren kleinen Liebling und der wiederum weiß genau, wie er den Familienalltag auf links drehen kann. Während ein Baby seinen Hauptbeschäftigungen, Schlafen und Trinken, nachgeht, zerbricht sich so manche Mama jedoch den Kopf, ob ihr Kind wohl ausreichend versorgt ist und zudem genügend Schlaf bekommt. Vor allem die Nachtruhe ist da ein großes Thema – nicht nur für die Kleinsten.

Weiterlesen

Wie rege ich die Milchproduktion an?

Wir haben es bereits erwähnt: die Milch reguliert sich auf natürliche Art und Weise über Angebot und Nachfrage. Maßgeblich für die Milchproduktion verantwortlich ist das Hormon Prolaktin. Sobald sich der Prolaktin-Spiegel im Blut erhöht, beginnt das empfindliche Drüsengewebe in der Brust damit, Milch auszuschütten.

Weiterlesen

Melde dich zum Schwanger.at Newsletter an – dich erwarten spannende Artikel, Produkttests und Gewinnspiele!

Bitte rechnen Sie 1 plus 9.