Neuartige Erstversorgung von Frühchen an der Nabelschnur

Wenn ein Baby zu früh das Licht der Welt erblickt, muss es direkt nach der Geburt medizinisch versorgt werden. Dazu wird es üblicherweise abgenabelt, Mutter und Kind werden getrennt voneinander betreut. Eine hochkomplexe Medizintechnologie, die neuerdings auf der Neonatologie der München Klinik zum Einsatz kommt, ermöglicht die rasche medizinische Betreuung eines Frühchens, ohne es von der Mutter abnabeln zu müssen. Der sogenannte „Concord Birth Trolley“ ist ein Versorgungstisch, der im Kreißsaal eingesetzt wird, um Mutter und Kind nebeneinander versorgen zu können.

Neuartige Erstversorgung von Frühchen an der Nabelschnur

Klinik spricht von Paradigmenwechsel

Frühchen sind im Grund genommen noch nicht bereit dafür, selbstständig außerhalb des Mutterleibs ohne Unterstützung von außen zu überleben. Wie es um die Lebensfähigkeit bestellt ist, hängt davon ab, wann das Kind geboren wird. Man spricht von späten Frühgeborenen (zwischen der 34. Und 37. Schwangerschaftswoche), Frühgeborenen mit einem niedrigen Geburtsgewicht, die zumeist noch vor der 32. Woche auf die Welt kommen, und Babys, die so früh geboren werden, dass sie an der Grenze zur Lebensfähigkeit liegen (um die 23. Schwangerschaftswoche). Je nach Geburtsgewicht und Schwangerschaftswoche müssen die Babys nach der Geburt entsprechend medizinisch (not)versorgt werden. Die Organe sind noch nicht ausreichend funktionsfähig, ebenso haben Frühchen ein sehr schwaches Immunsystem, wodurch sie anfälliger für Infektionen und Keime sind. Besonders die Lunge gilt als kritisches Organ, sie ist bei Frühgeborenen noch nicht reif, es droht ein Sauerstoffmangel.

In der München Klinik kommt derzeit ein Versorgungstisch zum Einsatz, der es erlaubt, dem zu früh geborenen Baby die erforderliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen, während es immer noch über die Nabelschnur mit der Mutter verbunden ist. Wenn man bedenkt, dass das rasche Durchtrennen der Nabelschnur bislang der Standard auf Geburtenstationen ist, könnte der Einsatz des „Concord Birth Trolley“ einen Durchbruch bedeuten. „In der Geburtshilfe ist es unser oberstes Ziel, die wichtige Mutter-Kind-Bindung von Anfang an zu stärken und eine Trennung nach der Geburt möglichst zu vermeiden. Doch bei instabilen Frühgeborenen, die eine unmittelbare Erstversorgung im Inkubator benötigen, ist das bislang nicht möglich gewesen. Dass die Versorgung am Kaiserschnitttisch nun gemeinsam stattfinden kann, ist ein echter Quantensprung und läutet einen Paradigmenwechsel in der Versorgung von Frühgeborenen ein“, sagt Prof. Christoph Scholz, Chefarzt der Frauenklinik in Harlaching und Neuperlach.

Neuartige Erstversorgung von Frühchen an der Nabelschnur
(c) München Klinik

Concord Birth Trolley

Es handelt sich hierbei um einen hochtechnischen Versorgungstisch, der direkt im Kreißsaal/Operationsraum zum Einsatz kommt. „Con“ steht für „mit“ und „Cord“ steht für „Nabelschnur“. Der Tisch besteht aus einer Liegeschale für das Frühchen und zahlreichen Sensoren, die wichtige Vitalparameter des Babys anzeigen. Ebenso gibt es eine Wärmelampe, die dabei hilft, die Körpertemperatur des Babys zu regulieren. Der Versorgungstisch kann direkt nach dem Kaiserschnitt direkt über den Bauch der Mutter geschoben werden, eine Abnabelung ist nicht mehr erforderlich.

In dieser Position erfolgt die Erstversorgung des Neugeborenen durch den Kinderarzt/die Kinderärztin, OP-Personal und weiteren SpezialistInnen, sofern erforderlich. Zeitgleich wird die Mutter nach der Geburt von der Hebamme, einem Arzt/einer Ärztin und dem Pflegepersonal betreut. Ein frühes Bonding ist trotz der anspruchsvollen Versorgungssituation möglich. Mutter und Kind können einander sehen, hören und fühlen. Der moderne Versorgungstisch wird in Deutschland derzeit in der München Klinik und auf zwei weiteren Geburtenstationen (Universitätsklinikum Dresden, Klinikum Links der Weser, Bremen) eingesetzt.

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Mehr erfahren:

Stillen & Kinderbetreuung – So gelingt die Eingewöhnung bei Tagesmutter, Krabbelgruppe und Co.

Stillen & Kinderbetreuung

Wenn du wieder arbeiten oder einfach mehr Zeit für dich möchtest, hast du ab einem gewissen Alter die Möglichkeit, dein Kind zu einer Tagesmutter, Leihoma oder in eine Kleinkind- bzw. Krabbelgruppe zu geben. In Kinderkrippen werden Babys und Kinder bis zum dritten Lebensjahr betreut, ebenso gibt es Tagesmutter, die kleinere Gruppen haben und dadurch jüngere Kinder aufnehmen können. Mamas, die ihr Kind noch stillen, stehen häufig vor der Frage, ob die Fremdbetreuung ein Abstillen erfordert oder wie sich Stillen und Kinderbetreuung vereinbaren lassen. Wir haben uns ein paar Gedanken zu dem Thema gemacht und die wichtigsten Tipps zusammengefasst, wie eine stillfreundliche Eingewöhnung gelingen kann.

Weiterlesen …

Frauen beim Yoga, entspannend

Sport nach der Geburt

Manche Frauen nehmen während der Schwangerschaft nur ein paar Kilo zu, andere bringen vor der Geburt fast doppelt so viel Gewicht auf die Waage. Wie viel du tatsächlich zunimmst, hängt von einigen individuellen Faktoren ab. Dein Körper hat einen erhöhten Nährstoffbedarf, dein ungeborenes Baby wächst und auch Gebärmutter, Fruchtwasser und das erhöhte Blutvolumen tragen zur Gewichtszunahme bei. Mit der Entbindung purzeln 4-5 kg zumeist von alleine und wenn du möchtest, darfst du nach zwei bis drei Monaten wieder sanft mit Sport beginnen. Warum du das Wochenbett einhalten und worauf du achten solltest, wenn du stillst, das erfährst du bei uns. Außerdem stellen wir dir die beliebtesten Workouts für Mama & Baby vor.

Weiterlesen …

Frau liegt mit nacktem Bauch im Bett

Nachsorge

Gerade im Wochenbett und manchmal auch noch danach spielt das Thema Nachsorge eine große Rolle. Hebammen, Doulas und ÄrztInnen sind im Rahmen dessen bemüht, die Jungfamilie so gut wie möglich zu unterstützen und die Mütter bei etwaigen Problemen (z.B. Stillprobleme, Schmerzen) zu beraten.

Weiterlesen …

Junge Mutter hält Baby auf der Brust

Der Alltag mit dem Neugeborenen

Nach neun Monaten ist es endlich soweit: die Geburt ist überstanden, die frischgebackenen Eltern und der Nachwuchs haben sich schon ein wenig kennengelernt, das Glück über den gesunden Neuankömmling lässt alle Strapazen der vergangenen Stunden und Monate vergessen. Nun gilt es, sich auch in den eigenen vier Wänden auf die neue Situation einzustellen.

Weiterlesen …

Melde dich zum Schwanger.at Newsletter an – dich erwarten spannende Artikel, Produkttests und Gewinnspiele!

Was ist die Summe aus 3 und 1?