Schlaf Kindlein schlaf – Schlafhygiene für Babys und Kleinkinder

Es ist ein Thema, das alle frisch gebackenen Eltern bewegt: das Schlafverhalten ihres Babys. Während die einen bereits von Geburt an selig schlummern, machen andere die Nacht zum Tag. Auch in Punkto Schlaf könnten Kinder nicht unterschiedlicher sein. In den ersten Lebenswochen fehlt ihnen ohnehin jeglicher Schlafrhythmus, sie müssen erst einmal in der neuen Situation ankommen. Und auch später ist der Schlaf störanfällig: Infekte, Schmerzen beim Zahnen, Albträume, ein Überfluss an unterschiedlichen Reizen sowie innere Anspannung – all dies kann Auswirkungen auf die Schlafqualität haben. Welche Schlafstörungen im Baby- und Kleinkindalter besonders oft vorkommen und warum Schlafhygiene wichtig ist, das erfährst du hier bei uns.

Tag-Nacht-Rhythmus

Bei Kindern verhält es sich ähnlich wie bei Erwachsenen: es gibt die Nachteulen, die Lerchen und diejenigen, die von beiden etwas in sich tragen. Man spricht von unterschiedlichen Schlaftypen: während einige von uns erst in der Nacht richtig aktiv werden, laufen andere in den frühen Morgenstunden zur Höchstform auf. Bei Kindern ist die innere Uhr noch nicht so stark ausgeprägt, es fehlt ihnen vor allem in den ersten Lebensjahren das Gefühl für den eigenen „Chronotyp“. Sie sind im Hier & Jetzt verankert, leben den Augenblick. Also liegt es an den Eltern, einen gewissen Tagesrhythmus zu etablieren, der sich natürlich auch auf die Abend- und Nachtruhe auswirkt.

12 bis 14 Stunden pro Tag

Aber beginnen wir ganz von vorne: wenn ein Baby auf die Welt kommt, hat es keinerlei Tag- und- Nacht-Rhythmus. Seine Schlafenszeiten richten sich nach den Still- bzw. Fläschchenmahlzeiten und umgekehrt. Nach ein paar Wochen machen Babys dann üblicherweise ein Nickerchen am Vormittag und eines am Nachmittag. Insgesamt schlafen Kinder in diesem Alter zwischen 12 und 14 Stunden, es gibt natürlich Ausnahmen. Etwa zu dieser Zeit beginnt sich ein gewisses Muster in Bezug auf Wach- und Schlafphasen auszubilden. Du wirst feststellen, dass dein Baby etwa zur gleichen Zeit abends einschläft und in der Früh immer zu einer bestimmten Uhrzeit aufwacht. Für viele ist das die erste Erholungsphase nach den abwechslungsreichen Wochen mit dem neuen Familienzuwachs.

Tipp: erwarte von deinem Kind nicht, dass es mit wenigen Monaten schon durchschläft. Von Durchschlafen spricht man dann, wenn der Schlaf ohne Unterbrechungen etwa 6-8 Stunden am Stück andauert. Es ist gerade in den ersten Lebensjahren vollkommen normal und auch wichtig, dass Kinder in der Nacht aufwachen. Die einen sind häufiger munter als die anderen, auch das ist im Rahmen. Wenn man so will, ist es ein Überlebensmodus, den sich die Natur schlauerweise ausgedacht hat.

Dein Baby befindet sich in der Nacht in leichten Schlafphasen, so dass der Körper auf gewisse Signale, z.B. Hunger, volle Windel, reagieren kann. Sobald diese an das Hirn deines Babys geschickt werden, beginnt es, durch Schreien oder Wimmern auf sich aufmerksam zu machen. Das wiederum gibt dir die Möglichkeit, auf das Bedürfnis des Nachwuchses einzugehen. Und nach einer kurzen Wickel- oder Fütterpause schlaft ihr beide gemeinsam wieder ein.

Die Einschlafbegleitung

Noch ein viel diskutiertes Thema möchten wir aufgreifen: die Einschlafbegleitung. Das Einschlafen ist für die meisten Kinder eine sehr sensible Phase. Zum einen sollen sie sich möglichst selbst beruhigen, zum anderen müssen sie die Anspannung des Tages abbauen, um in einen erholsamen Nachtschlaf übergehen zu können. Je kleiner das Kind, desto wichtiger ist die Unterstützung der Eltern. Es gibt viele Möglichkeiten, dein Kind am Abend zu begleiten: Neugeborene und kleine Babys werden gerne getragen und schlafen dabei meist ein. Anschließend werden sie in eine Wiege oder ein Babybettchen gelegt.

Co-Sleeping: das Familienbett

Manche Familien bevorzugen das sogenannte Familienbett: alle Familienmitglieder schlafen in einem großen beziehungsweise erweiterten Elternbett. Wie auch immer ihr euch entscheidet, die Lösung sollte für eure individuelle Konstellation passend sein. Wenn es für euch in Ordnung ist, den Nachwuchs jeden Abend in den Schlaf „zu tragen“, ist das genauso „richtig“ wie das Einschlafen im eigenen Bettchen. Eine Geschichte, ein Wiegenlied oder Körperkontakt sind in jedem Fall gute Ratgeber, egal in welcher Einschlafsituation ihr euch gerade befindet.

Junge Familie mit Säugling

Häufige Schlafstörungen

Nicht jede schwierige Schlafphase ist mit einer ernsthaften Schlafstörung gleichzusetzen. Dennoch gibt es gewisse Symptome, die auf ein gestörtes Schlafverhalten hinweisen können, wenn sie immer wieder auftreten. Bei Unsicherheiten und Fragen wende dich bitte an deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin. Schlafstörungen können auch organische Ursachen haben, eine medizinische Abklärung ist daher empfehlenswert. Im Baby- und Kleinkindalter lassen sich folgende Probleme beobachten:

Nachtschreck (Pavor Nocturnus)

Er tritt bei Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf, am häufigsten im Kindergartenalter. Das schlafende Kind schreit plötzlich auf, brüllt, keucht, weint oder schlägt um sich. Es wirkt angespannt und verängstigt. Manche Eltern beschreiben den Nachtschreck wie einen Anfall. Nach wenigen Minuten ist der Spuk wieder vorbei, dein Kind kann sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern, da es während des Nachtschrecks gar nicht wach ist.

Einschlafstörungen

Probleme beim Einschlafen sind sehr weit verbreitet. Auch wenn selten Anlass zur Sorge besteht, können solche Phasen zur echten Belastungsprobe für Familien werden. Für Einschlafstörungen gibt es unterschiedliche Ursachen: Ängste, Reizüberflutung am Abend (z.B. durch Fernsehen oder Spielen mit dem Tablet), emotionale Anspannung, Angst vor Dunkelheit (im Kinderzimmer) u.v.m. Feste Zeiten beim Zubettgehen sowie immer gleichbleibende Rituale können das Einschlafen erleichtern.

Albträume

Bei einem schlechten Traum spielen sich regelrechte Schreckensszenarien im Kopf deines Kindes ab. Es verarbeitet Ängste und Sorgen, von denen es bereits tagsüber geplagt wurde, vielleicht erschreckt es sich auch vor der Dunkelheit oder den Umrissen gewisser Möbelstücke im Halbdunkeln. Geräusche können ebenfalls dazu beitragen, dass ein Kind Fantasie und Realität im Schlaf vermischt. Bis zum sechsten Lebensjahr ist es Kindern auch nicht möglich, zwischen Vorstellung und Wirklichkeit zu unterscheiden. Albträume sind speziell im Kindesalter vollkommen normal. Wirken sich die nächtlichen Unterbrechungen jedoch auf die Tagesverfassung, die Entwicklung oder das Verhalten aus, sollte man sich an einen Experten/eine Expertin wenden.

Schlafwandeln

Tatsächlich gibt es auch Kinder, die in der Nacht umhergeistern und sich am nächsten Tag nicht erinnern können. Das Schlafwandeln tritt in Kombination mit Nachtschreck und Albträumen oder alleine auf. Wichtig ist dabei: Unfallgefahren aus dem Weg räumen und darauf achten, dass sich dein Kind nicht verletzt. Es empfiehlt sich auch, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Am häufigsten lässt sich diese Störung zwischen dem vierten und achten Lebensjahr beobachten.

Organische Schlafstörungen

Auffälligkeiten beim Schlafverhalten deines Kindes können mitunter organische Ursachen haben. Ein Kinderarzt/eine Kinderärztin hilft bei der Abklärung und führt gegebenenfalls eine Überweisung in ein spezielles Schlaflabor durch. Zu den organischen Schlafstörungen zählen Krampfanfälle, Atemstörungen, Schnarchen, Apnoe sowie die Verlegung der oberen Atemwege.

Schlafumgebung & Rituale

Kinder sind Individuen, darum gibt es auch kein Patentrezept für garantiert bessere Nächte. Es gibt jedoch zwei Dinge, die eine wichtige Rolle spielen: Schlafhygiene/Schlafumgebung und das Festhalten an gewissen Regelmäßigkeiten. Letzteres ist rasch erklärt. Achte darauf, dass dein Kind einen fixen Tagesablauf hat. Es sollte jeden Tag ungefähr zu gleichen Zeit aufstehen und auch zu Bett gehen. Es empfiehlt sich, den Abend ruhig zu gestalten. Das bedeutet, keine aufreibenden Aktivitäten, kein Fernsehen, kein Herumtoben kurz vor der Schlafenszeit. Stattdessen lieber Kuschelzeiten, eine Gute-Nacht-Geschichte oder entspanntes Planschen in der Badewanne einplanen.

Je eher sich der Nachwuchs auf bestimmte Abläufe verlassen kann, desto eher stellt sich der Körper auf Ruhezeiten ein, er „fährt“ leichter herunter. Wichtig: beobachte die Signale deines Kindes. Wenn es müde wird, solltest du es ins Bett bringen. Wenn es noch putzmunter wirkt, lohnt es sich, die Schlafenszeit etwas nach hinten zu verschieben.

Babys Schlafhygiene

Unter Schlafhygiene versteht man die Rahmenbedingungen, die du für den Schlaf deines Babys/Kindes schaffst. Ein gesundes Raumklima, angenehme Temperaturen (zwischen 16 und 18 Graf) und eine rauchfreie Umgebung sind diesbezüglich selbstverständlich. Babys schlummern idealerweise in einem Schlafsack im eigenen Kinderbett oder Beistellbett. Als Unterlage wählst du eine feste schadstofffreie Matratze, Kopfpolster und Decke sind im ersten Lebensjahr nicht unbedingt erforderlich. Auch später schlafen Kinder gerne im eigenen Bett, vielleicht auch schon im eigenen Kinderzimmer. Licht- und Lärmquellen haben im Schlafzimmer keinen Platz, ebenso wenig Ventilatoren oder Klimageräte. Pflanzen können die Raumluft verbessern, manche Sorten sind jedoch für kleine Kinder giftig und daher zu vermeiden. Wenn dein Kind in eurem Schlafzimmer oder im Familienbett übernachtet, solltest du auch dort auf eine kindgerechte Schlafumgebung Wert legen.

Martina Wolf (Kinderpraxis Augarten) erklärt in diesem BABY ACADEMY-Vortrag Wissenswertes und Hilfreiches über das kindliche Schlafbedürfnis, was „Durchschlafen“ eigentlich bedeutet, welche Rolle die Erwartungen der Eltern dabei haben, wann von „Ein- und Durchschlafschwierigkeiten“ die Rede ist, warum ein kritischer Blick auf Schlaftrainings und verschiedene Ratgeber wichtig ist und was Kindern und Eltern hilft, zur Ruhe zu finden:

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