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Einleitung der Geburt
Im Normalfall regt der Körper die Geburt von selbst an. ExpertInnen gehen davon aus, dass der Geburtsvorgang dann beginnt, wenn sich die Hormonkonzentration im Organismus der Mutter verändert und das ungeborene Baby bereit ist. Manchmal will der Prozess jedoch nicht so Recht in Gang kommen – dann kann unter Umständen eine künstliche Einleitung der Geburt erwogen werden.
Wichtige Parameter bei der Entscheidung für oder gegen eine Einleitung sind jeweils die Schwangerschaftswoche und der Gesundheitszustand des Kindes. Davon und von der Gepflogenheiten der Entbindungsstation hängt es ab, ob die Geburt bereits 7-10 Tage nach dem errechneten Termin angeregt wird oder ob Mutter und Kind den Termin vielleicht sogar bis zu 14 Tage überschreiten dürfen. Grundsätzlich gilt: nur 5% aller Babys kommen pünktlich zur Welt. Der Rest entscheidet sich erfahrungsgemäß in einem Zeitraum von 10 Tagen vor dem Termin bis zu 14 Tage danach dafür, den wohligen Mutterleib zu verlassen. Eine mögliche Abweichung zwischen tatsächlichen und errechneten Geburtstermin hängt auch mit der Genauigkeit der Berechnung und der individuellen Zykluslänge zusammen. Nur selten gelingt es, das Datum der eigentlichen Befruchtung exakt zu bestimmen. Daher sollte der Geburtstermin tendenziell als Richtwert und nicht als fixe Größe angesehen werden. Hebammen empfehlen sogar, schlichtweg von einem voraussichtlichen Geburtsmonat oder von „Geburtswochen“ zu sprechen, da so unnötiger Druck rund um ein Datum verhindert werden könnte.
Indikation
Ob eine Geburt künstlich herbeigeführt wird oder nicht, hängt immer vom individuellen Gesundheitszustand der Mutter beziehungsweise des ungeborenen Kindes ab. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) sieht eine Einleitungsrate von nicht mehr als 10% vor. Das bedeutet, dass Frauen, die ihren Termin lediglich überschreiten (Schwangerschaftswoche 40+1 bis Schwangerschaftswoche 41+6), vorerst einfach beobachtet werden sollten. Dazu zählen regelmäßige Überprüfungen der kindlichen Herztöne, der Wehentätigkeit und eine Beurteilung der Muttermundreife.
Ab der Vollendung der 42. Schwangerschaftswoche spricht man medizinisch gesehen von einer Übertragung. In diesem Fall sollte eine Einleitung ernsthaft erwogen werden, um gesundheitlichen Risiken oder einer Gefährdung des Kindes (z.B. schlechte Sauerstoffversorgung) vorzubeugen. Auch wenn die moderne Geburtshilfe immer mehr dazu übergeht, dem weiblichen Körper so viel Zeit wie möglich zu lassen, gibt es dennoch einige Faktoren, die eine künstliche Geburtseinleitung erfordern:
- Akute Gesundheitsgefährdung der Mutter oder des ungeborenen Kindes.
- Engpässe bei der Versorgung des Babys z.B. aufgrund einer Plazentainsuffizienz.
- Vorliegen einer echten Diabetes-Erkrankung der Mutter (nicht jedoch bei Schwangerschaftsdiabetes).
- Blasensprung und vorangegangene oder darauffolgende Wehentätigkeit.
- Übertragung des ungeborenen Kindes (damit sind gesundheitliche Risiken verbunden).
- Mehrlingsschwangerschaften (werden gelegentlich vor dem Termin eingeleitet, sofern eine natürliche Geburt möglich und/oder erwünscht ist).
Künstliche Einleitung
In den meisten Fällen werden Geburten künstlich dh. medikamentös eingeleitet. Derartige Einleitungen sind nur im Krankenhaus beziehungsweise unter ärztlicher Aufsicht möglich. Anschließend müssen Mutter und Ungeborenes engmaschig überwacht werden.
Verabreichung von Prostaglandin
Prostaglandine sind Gewebshormone, die auf den Muttermund wirken. Ist dieser noch verschlossen, wird künstliches Prostaglandin verabreicht. Die Form der Verabreichung variiert von Entbindungsstation zu Entbindungsstation. Das Hormon muss seine Wirkung so nahe wie möglich am Muttermund entfalten, daher greifen ÄrztInnen häufig zu Tampons, Zäpfchen oder Pessaren, die in die Scheide eingeführt werden.
Gelegentlich wird Prostaglandin auch vaginal als Gel verabreicht. Die Wirkung der Hormone setzt nicht sofort ein. Häufig muss die Einleitung mehrere Male wiederholt werden, meistens werden Wehen- und Herztöne des Kindes anschließend mittels CTG überwacht. Kommt es durch die Gabe von Prostaglandin zu einer Reifung des Muttermundes, setzen die Wehen entweder von selbst ein oder sie müssen weiterhin künstlich angeregt werden.
Oxytocin-Infusion
Oxytocin ist sozusagen ein Schlüsselhormon während Schwangerschaft und Geburt. Wird es rund um den errechneten Entbindungstermin in höherer Konzentration ausgeschüttet, wirkt dies häufig wehenauslösend. Kommt der Prozess nicht auf natürliche Art und Weise in Gang, können der werdenden Mutter Infusionen mit synthetisch hergestelltem Oxytocin verabreicht werden.
Da die Wehen fallweise relativ rasch und heftig einsetzen können, wird der Gesundheitszustand von Mutter und ungeborenem Kind in regelmäßigen Abständen überprüft. Die Gabe von Oxytocin ist die häufigste Form der Geburtseinleitung. Sie kann jedoch nur durchgeführt werden, wenn der Muttermund weich und gegebenenfalls auch schon leicht geöffnet ist.
Blaseneröffnung
Früher sehr häufig angewandt, wird von einer künstlichen Blaseneröffnung heutzutage weitgehend abgeraten. Diese Einleitungsmethode kommt nur mehr selten und wirklich nur, wenn es zwingend notwendig erscheint, zum Einsatz. Die künstliche Blaseneröffnung, manchmal auch Blasensprengung genannt, ist ein Eingriff, bei dem der Arzt/die Ärztin oder die Hebamme ein kleines Loch oder einen kleinen Riss in die Fruchtblase macht. Daraufhin tritt Fruchtwasser aus, die Gebärmutter wird möglicherweise zu Kontraktionen (Wehen) angeregt.
Alternativen
Zur künstlichen Geburtseinleitung gibt es selbstverständlich auch Alternativen. Die einzelnen Methoden sind unterschiedlich wirksam und sollten daher nur in Absprache mit dem Gynäkologen/der Gynäkologin oder der Hebamme durchgeführt werden.
Akupunktur & Homöopathie
In der Homöopathie und in der Traditionellen Chinesischen Medizin stehen einige Techniken und Mittel zur Verfügung, die bei der Geburtseinleitung behilflich sein können. Sowohl Akupunktur als auch die Einnahme von homöopathischen Globuli sollte nur nach Absprache mit der Hebamme oder einem Spezialisten/einer Spezialistin erfolgen.
Massage
Eine Massage des Bauches oder eine Fußreflexzonenmassage regen die Wehen möglicherweise an. Jedenfalls tragen sie zur Entspannung der Mutter bei – dies ist wiederum eine wichtige Voraussetzung für den Geburtsbeginn.
Kräuter-Anwendungen & Gewürze
Gewissen Kräutern und Gewürzen wird eine wehenauslösende Wirkung nachgesagt. Dazu zählen unter anderem Zimt, Nelken und Ingwer. Sie können als Sud getrunken oder in Form von Aromaölen (z.B. in der Duftlampe oder als Zusatz zum Massageöl) aufgenommen werden.
Geschlechtsverkehr
Ist der Muttermund noch geschlossen, empfehlen Hebammen, Sex als natürliches Mittel der Geburtseinleitung. Die im Sperma enthaltenden Prostaglandine sind in der Lage, die Wehentätigkeit anzuregen.
Baden
Ein nicht zu heißes Bad (maximal 38 Grad) entspannt nicht nur Körper und Geist, sondern gibt auch einen Hinweis darauf, ob leichte Wehen bereits „echte“ Geburtswehen sind. Steht die Geburt bevor, verstärken sich die Kontraktionen unter der Wärmeeinwirkung. Handelt es sich lediglich um Vorwehen, ebben diese beim Baden vollkommen ab.
Stimulation der Brustwarzen
Eine kräftige Massage der Brustwarzen für mindestens eine halbe Stunde kann dazu führen, dass auf natürliche Weise Oxytocin freigesetzt wird. Wichtig: zwischendurch ausreichend Massage-Pausen einlegen und nicht über die eigene Schmerzgrenze gehen.
Bewegung
Spricht aus medizinischen Gründen nichts dagegen, dürfen und sollen sich Frauen auch noch im hochschwangeren Zustand ausgiebig bewegen. Ob langsames Spazierengehen, vorsichtiges Treppensteigen, Tanzen oder die Durchführung einiger Yoga-Übungen – all das kann den Wehen ein wenig auf die Sprünge helfen.
Medizinische Überprüfung durch
OA Dr. Stefan Zawodsky
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Stellvertretender Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Medizinischer Leiter von YoungMum am St. Josefs Krankenhaus Wien
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