Forscherteam findet Ursache für Schwangerschaftsübelkeit

An der Universität Cambridge hat sich ein internationales Forscher*innen-Team rund um Marlena Fejzo und Stephen O’Rahilly intensiv mit dem Thema Schwangerschaftsübelkeit auseinandergesetzt. Ziel war es, die Ursache für die extreme Ausprägung Hyperemesis gravidarum zu finden, die eine enorme Belastung für Schwangere darstellt. Hauptauslöser soll ein Hormon mit dem Namen GDF15 sein, dass ab einer bestimmten Konzentration schwere Verläufe von Schwangerschaftsübelkeit verursachen kann. Das erläutern die Forscher*innen in einem Beitrag in der Zeitschrift Nature.

GDF-15 löst Erbrechen und Übelkeit aus

Ist ein Baby unterwegs, sind die ersten Wochen für die werdende Mama eine Umstellungsphase. Der Körper aktiviert alle Ressourcen, um dem Fötus eine optimale Nährstoffversorgung und sichere Wachstumsbedingungen zu ermöglichen. Hormone spielen dabei eine große Rolle, sie setzen alle wichtigen Prozesse in Gang. Die Folge: Beschwerden wie Müdigkeit, Spannungsgefühl in den Brüsten, Geruchsempfindlichkeit, Blähungen oder leichte Kopfschmerzen. Eine der häufigsten Beschwerden ist die typische Schwangerschaftsübelkeit, die entweder allein oder gemeinsam mit anderen Symptomen auftritt. Bis etwa zur sechzehnten Woche können Übelkeit und Erbrechen tägliche Begleiter sein, unter denen etwa 80% aller Schwangeren leiden. Für Betroffene nicht angenehm, üblicherweise bekommen sie die Beschwerden aber gut in den Griff. Eine bis drei von 100 Frauen leiden jedoch an einer besonders schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit: Hyperemesis Gravidarum. Ihnen ist übermäßig und beinahe durchgehend übel, sie müssen übermäßig häufig erbrechen und können kaum Nahrung oder Flüssigkeit zu sich nehmen/behalten. Das bedeutet eine enorme Belastung und eine Einschränkung im Alltag für Schwangere. In manchen Fällen ist auch eine medizinische Behandlung oder eine vorübergehende Unterbringung im Krankenhaus erforderlich. Flüssigkeitsverlust und Dehydrierung können ab einem gewissen Punkt ein gesundheitliches Risiko für Mama und Baby darstellen.

Co-Autorin der Studie Dr. Marlena Fejzo von der Universität Südkalifornien war während ihrer Schwangerschaften selbst betroffen und hat in dieser Zeit festgestellt, wie wenig man über schwere Verläufe von Schwangerschaftsübelkeit weiß. Während man bislang davon ausging, dass das Schwangerschaftshormon beta-hCG für Erbrechen und Unwohlsein verantwortlich ist, gelang es Fejzo und ihrem Team jenes Hormon zu identifizieren, das Schwangerschaftsübelkeit tatsächlich auslöst. GDF15 ist ein Wachstumsdifferenzierungsfaktor, der in erhöhter Konzentration bei jenen Schwangeren nachgewiesen werden konnte, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden. Produziert wird er im fötalen Kreislauf in der Plazenta und gelangt dadurch in den Blutkreislauf zur Mutter. Maßgeblich ist dabei auch, wie viel GDF15 vor der Schwangerschaft produziert wurde. Wenn die Mutter einen niedrigen GDF15 Spiegel hatte und der Fötus in den ersten Wochen eine relativ hohe Menge desselben Hormons produziert, ist die Wahrscheinlichkeit, an Schwangerschaftsübelkeit zu erkranken, besonders hoch.

Therapieansätze

Stellt sich nun die Frage, wie man diese neuen Erkenntnisse nun umsetzen kann, um betroffenen Schwangeren zu helfen. Grundsätzlich gibt es bei Schwangerschaftsübelkeit und Hyperemesis Gravidarum keine klassische Therapie, die Linderung versprechen würde. In der Behandlung geht es vorrangig darum, Symptome abzuschwächen und schweren Folgen durch Flüssigkeits- und Elektrolytverlust vorzubeugen. Künftig könnte es nun jedoch möglich sein, Schwangerschaftsübelkeit und insbesondere schwere Verläufe besser zu therapieren oder präventiv zu behandeln. Hier sollen nun weitere medizinische Untersuchungen folgen. Diskutiert wird die Möglichkeit, gewisse Dosen von GDF15 an Frauen zu verabreichen, die eine Schwangerschaft planen und Übelkeitsgefährdet sind. Ebenso denkbar ist eine medikamentöse Absenkung des GDF15 Spiegels während der Schwangerschaft oder eine Gabe von Hormonblockern, die die Aufnahme des Hormons an den entsprechenden Andockstellen verhindern soll.

Tipps gegen Schwangerschaftsübelkeit

Bei einfachen Verläufen von Schwangerschaftsübelkeit und gelegentlichem Erbrechen können folgende Hausmittel und Tricks helfen:

  • Gerüche und Lebensmittel meiden, die Brechreiz oder Übelkeit auslösen, sofern bekannt.
  • Trockenfrüchte, Nüsse, Mandeln und Rosinen in kleinen Mengen verzehren.
  • Auf ausreichend Flüssigkeit achten! Wasser oder Tees können auch schluck- oder löffelweise aufgenommen werden, wenn nicht anders möglich.
  • Mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen.
  • Scharf, fette, stark gewürzte, frittierte und stark gezuckerte Speisen meiden.
  • Trockene Kekse, Toast, Zwieback oder Cracker griffbereit halten.

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Mehr erfahren:

Frau hält Menstruationstasse in den Händen

Die Periode nach der Geburt

Eine Geburt ist ein einschneidendes Erlebnis und bringt einige Veränderungen mit sich. In den ersten Wochen danach steht vor allem das Kind im Lebensmittelpunkt der frischgebackenen Eltern. Doch auch der Körper der Mutter braucht viel Aufmerksamkeit und Zeit, damit er sich erholen kann.

Weiterlesen …

Baby mit Schühchen liegt auf weissem Untergrund

Neurodermitis bei Babys & Kleinkindern

Neurodermitis ist eine weit verbreitete Hautkrankheit, die in unterschiedlichsten Ausprägungen etwa 10-20% aller Kinder betrifft und zumeist chronisch verläuft. Während manche Kinder ihr Leben lang unter entzündlichen Hautstellen leiden, sind andere nur im Baby- und Kleinkindalter betroffen. Verhindern lässt sich Neurodermitis nicht – die ganze Familie kann aber lernen, mit dem Wechsel zwischen akuten und nicht akuten Phasen umzugehen.

Weiterlesen …

Baby wird beim Arzt untersucht

Erste Hilfe bei Säuglingen

So unterschiedlich Kulturen und Erziehungsstile auch sein mögen, eines verbindet alle Eltern dieser Welt: sie wollen, dass es ihrem Baby gut geht. Leider gibt es jedoch auch immer wieder Not-Situationen, die sowohl Eltern als auch Kinder an ihre Grenzen bringen. Kommt ein Säugling zu Schaden beispielsweise durch Verbrennungen oder Atemnot, gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Weiterlesen …

Kochtipps für die Stillzeit

Wenn du dein Baby stillst, sorgst du dafür, dass es mit idealen Voraussetzungen ins Leben startet. Muttermilch gilt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als optimale Nahrungsquelle in den ersten Monaten. Sie hat immer die richtige Temperatur, passt sich in Menge und Inhaltsstoffen den Bedürfnissen deines Babys an und ist gut verträglich. Für die Milchproduktion benötigt dein Körper in der Stillzeit eine Extra-Portion Energie. Deine Ernährung spielt dabei neben möglichst viel Schlaf, ausreichend Bewegung und Erholungspausen eine wichtige Rolle. Wie du dich neben deinem Stillbaby selbst gut versorgen kannst und warum ausgewogene Mahlzeiten auch dann möglich sind, wenn du nicht viel Zeit hast, das erfährst du in diesem Artikel.

Weiterlesen …

Melde dich zum Schwanger.at Newsletter an – dich erwarten spannende Artikel, Produkttests und Gewinnspiele!

Bitte rechnen Sie 9 plus 5.