Hausgeburt

Neben einer ambulanten oder einer stationären Geburt, besteht in Österreich die Möglichkeit, den Nachwuchs in den eigenen vier Wänden auf die Welt zu bringen. Jährlich werden 1,8 % der Kinder hierzulande zu Hause geboren.

Der Vorteil einer Hausgeburt: Zu Hause kannst du dein Baby aus eigener Kraft gebären und bist nicht den krankenhausinternen Regeln unterworfen. Die Betreuung durch deine Hebamme ist individuell auf dich und dein Kind zugeschnitten. Eine Hausgeburt bedeutet weitgehendste Selbstbestimmung für dich und eine durchgehende Betreuung deiner Hebamme während Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Im Idealfall lernst du deine Hebamme schon sehr früh kennen, triffst sie mehrmals in der Schwangerschaft, um alle Wünsche zu besprechen und dementsprechend Vorbereitungen treffen zu können.

Wenn du dich für eine Hausgeburt interessierst, fragst du dich vielleicht, welche Kosten auf dich zukommen. Hausgeburten, die Vertragshebammen begleiten, werden zur Gänze von den Krankenkassen übernommen werden. Und auch bei Wahlhebammen werden Anteile von der Krankenkasse oder privaten Versicherern übernommen. Mehr zu den Kosten, Rückerstattungen und Tarifen erfährst du weiter unten im Artikel.

Ob eine Hausgeburt für dich infrage kommt oder es doch Gründe gibt, die das Krankenhaus zum besseren Setting für deine Geburt machen, besprichst du am besten mit deiner Hebamme persönlich.

Schwangere Frau bei Hausgeburt

Hebammenbetreuung

Wenn du zu Hause in deiner Wohnung oder in deinem Haus gebären möchtest, erhältst du dabei Unterstützung einer Hausgeburtshebamme. Diese ist speziell auf Hausgeburten geschult und hat entsprechendes Equipment, ist drei Wochen vor bis zwei Wochen nach deinem Geburtstermin rund um die Uhr für dich rufbereit und steht dir von Beginn der Schwangerschaft an zur Seite.

Ablauf der Betreuung

Bei einem ersten Treffen macht sich die Hebamme ein Bild vom Gesundheitszustand der werdenden Mutter. Außerdem werden Vorstellungen, Ängste und Wünsche rund um die geplante Hausgeburt thematisiert. Schließlich ist eine Hausgeburt ein sehr intimes, persönliches Ereignis – daher muss die Gesamtsituation für alle Beteiligten (auch für den*die Partner*in) stimmig sein. Die Aufgabe der Hebamme ist es, die Familie auf ihrem Weg zu begleiten, sie in ihrer Gesundheit zu stärken und rechtzeitig zu erkennen, wenn es irgendwo Handlungsbedarf gibt. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen während der Schwangerschaft, unterstützt natürlich bei der Geburt und übernimmt danach die Betreuung im Wochenbett. Auch bei einem Schwangerschaftsverlust oder stillen Geburten ist deine Hebamme immer an deiner Seite.

Hast du deine Hausgeburtshebamme gefunden, dann gilt es, dich auf die Geburt vorzubereiten. Einen speziell auf die Hausgeburt abzielenden Geburtsvorbereitungskurs kann dir deine Hebamme bestimmt empfehlen. Du bekommst auch eine Checkliste über alle Anschaffungen, wie z.B. saugfähige Unterlagen, Wochenbettbinden, genügend Handtücher fürs Baby, etc.

Wo finde ich meine Hausgeburtshebamme?


In diesem Verzeichnis kannst du unter „Hebammensuche“ deine Postleitzahl eingeben, Hausgeburt anklicken und schon werden dir passende Hebammen angezeigt.

Achtung: Es empfiehlt sich, bereits innerhalb des ersten Trimesters eine geeignete Hebamme zu suchen und mit ihr Kontakt aufzunehmen.

Voraussetzungen

Verläuft eine Schwangerschaft ohne Komplikationen, dann ist eine Hausgeburt genauso sicher wie eine Geburt im Krankenhaus. Dies ist das Ergebnis mehrerer Studien, die zur Sicherheit von außerklinischen Geburten durchgeführt wurden. Aussagekräftige Zahlen bietet die jährliche Erhebung der QUAG (Qualitätssicherung außerklinischer Geburtshilfe Deutschland). Wenn sich eine schwangere Frau wünscht, in den eigenen vier Wänden zu gebären, dann werden bestimmte Voraussetzungen berücksichtigt: an erster Stelle steht der Gesundheitszustand von Mutter und Kind. Bei regelmäßigen Kontrollen verfolgen sowohl Arzt*Ärztin als auch deine Hebamme den Verlauf der Schwangerschaft und die Entwicklung deines Kindes. Regelmäßige Untersuchungen stellen eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar. Gewisse Risikofaktoren sollten ausgeschlossen werden können.

Dazu zählen unter anderem:

  1. Komplikationen bei vorangegangenen Schwangerschaft/Geburten mit Wiederholungsrisiko
  2. Mehrlingsschwangerschaften, Frühgeburten
  3. Lageanomalien des Kindes z.B. Steißlage, Querlage
  4. Andere Risikofaktoren wie beispielsweise hoher Blutdruck, bestimmte Medikamente
  5. Plazenta praevia (Plazenta verschließt den Muttermund teilweise oder vollkommen)

Zusätzlich zu den medizinischen und gesundheitlichen Faktoren spielen auch persönliche, individuelle Aspekte eine Rolle. Im Gespräch wird deine Hebamme dich fragen, warum du dich für eine Hausgeburt entschieden hast. Auch auf persönlicher Ebene sollte es zwischen dir und deiner Hebamme passen. Wenn du Glück hast und dich früh genug auf die Suche gemacht hast, kannst du vielleicht auch zwischen mehreren Hebammen wählen.

Hebammen-Tipp von Margarete Wana: Sofern medizinisch in Ordnung, ist es alleine deine Entscheidung (bzw. die von euch als Eltern), ob eine Hausgeburt für dich infrage kommt. Lass dich also nicht von deiner Verwandtschaft verunsichern, die oft keine Erfahrungen oder Kompetenzen in diesem Bereich hat - sondern informiere dich bei einer auf Hausgeburten spezialisierten Hebamme.

Verlegung ins Krankenhaus

10-15 % der geplanten Hausgeburten werden vor, während oder nach der Geburt aus unterschiedlichen Gründen doch in ein Krankenhaus verlegt. Wer also eine Hausgeburt plant, sollte sich sicherheitshalber gleichzeitig auch in einem Krankenhaus für die Geburt anmelden. Wenn sich herausstellt, dass die Geburt doch nicht wie geplant zu Hause stattfinden kann, ist zumindest der administrative Teil im Krankenhaus schon erledigt.

Vorteile einer Hausgeburt

Nicht für jede Schwangere ist die eigene Wohnung der ideale Ort, um den Nachwuchs auf die Welt zu bringen. Ob eine Hausgeburt in Frage kommt oder nicht, hängt von individuellen Bedürfnissen und Wünschen ab. Während die einen die medizinische Infrastruktur im Krankenhaus schätzen (z.B. auch mit einer Wahlhebamme), legen andere Wert auf Privatsphäre und Ruhe.

Frauen, die bereits zu Hause geboren haben sowie Hebammen führen, folgende Vorteile einer Hausgeburt an:

  • Gewohntes Umfeld: Du kannst selbstbestimmt, in deinem gewohnten Umfeld und aus eigener Kraft gebären. Kein Stress und Zeitdruck von außen, keine Vorgaben, wie du dich zu bewegen oder zu liegen hast. Im Gegenteil, zu Hause bekommen die meisten Frauen ihre Kinder im Wasser oder zumindest in aufrechter Position, was einer physiologischen, gesunden Geburtsdynamik entspricht. Für eine Geburt im Wasser kannst du dir auch einen speziellen Geburtspool ausborgen.

  • 1:1 Betreuung: Eine sogenannte 1:1-Betreuung durch deine Hebamme, die dir schon vertraut ist und in diesem Moment nur dich alleine betreut. Viele Hebammen haben auch Hebammenstudentinnen oder andere zwei Hände mit dabei.

  • Anwesende: Du suchst dir deine Begleiter*innen aus. Es können auch Geschwisterkinder oder Freund*nnen bei der Geburt dabei sein. Du kannst zusätzlich eine Doula engagieren.

  • Weniger Interventionen: Insgesamt ist die Interventionsrate (also wie oft medizinische Maßnahmen gesetzt werden, wie z.B. Dammschnitte) bei Hausgeburten wesentlich geringer. Auch Geburtsverletzungen sind durch die intuitiv gewählte Geburtsposition weniger häufig. Die Kaiserschnittrate liegt bei 4-5% (QUAG 2022). Dem gegenüber steht eine durchschnittliche Kaiserschnittrate von bis zu 30 % in den Spitälern.

Nachteile einer Hausgeburt

Häufigstes Argument von Kritikern ist die fehlende medizinische Infrastruktur bei einer Hausgeburt. Das ist natürlich ein Punkt, der im Vorfeld thematisiert werden muss. Grundsätzlich gilt: Hebammen sind verpflichtet, die Verlegung in ein Krankenhaus zu veranlassen, sollten sich unerwartete Komplikationen abzeichnen. Frauen mit schwierigem Schwangerschaftsverlauf werden bereits im Vorfeld nicht für eine Hausgeburt angenommen.

Folgende Nachteile bringt eine Geburt zu Hause mit sich:

  • Komplikationen: Im Verlegungsfall muss die Gebärende ins Krankenhaus transferiert werden, was einen Zeitverlust bedeutet. Die meisten Verlegungen geschehen in Ruhe, aber in seltenen Fällen braucht es eine schnelle Rettungskette mit Notarzt. Dann fährt man auch immer ins nächstgelegene Spital, das abweichend von der Wunschklinik sein kann.

  • Keine Schmerzmittel: Zuhause gebärst du aus eigener Kraft, es werden keine Wehenmittel und auch keine Schmerzmittel verabreicht, die Komplikationen hervorrufen könnten. Einleitungen, Wehentropf und PDA (Periduralanästhesie) sind also dem Krankenhaus vorbehalten.

  • Kosten: Du musst einen Teil der Kosten selbst tragen, wenn du dich für eine Wahlhebamme entscheidest. Außer du hast eine private Gesundheitsversicherung, die die Hebammenkosten deckt. Dies solltest du mit deinem Versicherer abklären.

Kosten

Bei einer Hausgeburt kannst du dich entweder von einer Kassenhebamme oder einer Wahlhebamme begleiten lassen. Die Wahl zwischen diesen beiden Optionen hat Auswirkungen auf die Kostenübernahme und den Abrechnungsprozess.

Kassenhebammen

Wenn du eine Kassenhebamme wählst, sind in den meisten Fällen Rufbereitschaft und Vorsorgeuntersuchungen bereits inkludiert. Für Eltern, die sich für eine Vertragshebamme entscheiden, sind die Hausgeburt und alle damit verbundenen Leistungen während der Schwangerschaft, rund um die Geburt und im Wochenbett kostenfrei. Die zuständige Krankenkasse übernimmt die Kosten und rechnet direkt mit der Hebamme ab.

Wahlhebammen

Bei der Betreuung einer Wahlhebamme (Hebamme ohne Kassenvertrag) musst du einen Teil der Kosten selbst tragen. Wahlhebammen rechnen üblicherweise in Pauschalen ab, die Vorsorge, Rufbereitschaft, Geburt und Nachbetreuung beinhalten. Die Pauschalen variieren, liegen aber meist zwischen ca. 2.600 und 3.400 EUR. Von diesen Kosten erstattet die Krankenkasse etwa 80 % des Kassentarifs (ca. 1.300 EUR). Es ist ratsam, sich im Vorfeld genau zu informieren, da die Bedingungen je nach Hebamme unterschiedlich sein können. Informiere dich vorab auch bei deiner privaten Gesundheitsversicherung, ob sie einen Teil der Kosten refundiert.

Info: Hebammen haben Aufklärungspflicht über die entstehenden Kosten vor Beginn der Betreuung.

Expert*innen-Überprüfung durch

Margarete Wana, MSc.

Hausgeburtshebamme seit 2007 in Wien und Umgebung, Sachverständige für Geburtshilfe, Podcasterin "Zuhausegeboren - der Podcast", Protagonistin in den Büchern „Zuhause geboren - die unglaublichen Erlebnisse der Hebamme Margarete“ von Judith Leopold. Mehr über Margarete erfahren.

Weiterführende Artikel:

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Kommentare

Kommentar von Josy Kühberger |

Auf dieser Seite stimmen teilweise Angaben nicht. Hausgeburt ist für Eltern kostenlos und eine Kassenleistung. Sie müssen dafür nichts zahlen.
Es sei denn, sie suchen eine Wahlhebamme aus.
Könnte man das bitte ändern?

LG Josy Kühberger, Hebamme

Antwort von Schwanger.at

Liebe Frau Kühberger, vielen Dank für den Hinweis aus Ihrer Hebammenpraxis - wir haben die entsprechenden Textstellen geändert, sodass die Übernahme der Kosten nun vollkommen klar und richtig dargestellt sein sollte. Wir freuen uns über weitere Inputs, alles Gute!

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