Helmtherapie

Wenn sich Verformungen des kindlichen Kopfes nicht von alleine zurückbilden, kann eine so genannte Helmtherapie verordnet werden. Der Säugling trägt dann für ein paar Wochen einen individuell angefertigten Therapiehelm.

Schädelverformungen bei Babys

Es steht wohl außer Frage, dass in den Augen ihrer Eltern alle Babys wunderschön und einzigartig sind. Manchmal kommen Säuglinge jedoch mit einer ungewöhnlichen Kopfform auf die Welt, bei einigen Kindern wird eine Deformation erst ein paar Wochen nach der Geburt sichtbar. Leichte Verformungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Studien zeigen, dass etwa 45% aller Babys einen leicht asymmetrischen Kopf haben. Das ist vorerst auch noch kein Grund zur Sorge.

Ob sich die Verformung von selbst zurückbildet oder ob es einer Therapie bedarf, hängt von mehreren Faktoren ab. Beispielsweise davon, ob die Verformung schon im Mutterleib entstanden oder „Nebenwirkung“ eines medizinischen Eingriffes während der Geburt ist. Zudem gibt es so genannte kraniofaziale Anomalien – es handelt sich hierbei um Fehlbildungen im Gesicht oder am Schädel. Diese können schwerwiegend ausfallen und sind nur operativ zu beheben. Derartige Anomalien sind stets angeboren und häufig auf eine Erbkrankheit z.B. Appert-Syndrom zurückzuführen. Der Großteil aller Schädelverformungen im Babyalter ist jedoch als eher harmlos einzustufen. Akute gesundheitliche Gefährdungen sind selten.

In folgenden Ausprägungen sind Deformationen des Schädels am häufigsten zu beobachten:

Abflachung (am Hinterkopf oder an einer Seite)

Wird manchmal auch als „Plattkopf“ bezeichnet. Es handelt sich um eine Verformung des Schädels am Hinterkopf oder links/rechts seitlich. Der Kopf ist an der betroffenen Stelle deutlich abgeflacht. Die Abflachung auf der Seite des Kopfes nennt man in der Fachsprache Plagiozephalie. Ist die Rückseite des Kopfes betroffen, spricht man von einer Brachyzephalie.

Schiefer Kopf

Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, überwiegt in diesem Fall der Eindruck, dass der Kopf in eine Richtung hin schief verläuft. Das Erscheinungsbild ist ähnlich der Plagiozephalie. In so einem Fall ist immer abzuklären, inwieweit auch Kiefer und Hals betroffen sind und ob es bereits Funktionsstörungen gibt.

„Windschiefer“ Kopf

Hierbei handelt es sich um eine Extremform des schiefen Kopfes. Die Asymmetrie in eine Richtung ist deutlich erkennbar.

Ursachen

Verformungen des Schädels können aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Für Abflachungen am Hinterkopf oder an der Seite ist meist die Liegeposition des Babys verantwortlich. ÄrztInnen und Hebammen empfehlen mittlerweile einstimmig die Rückenlage für Babys. Dies beugt dem plötzlichen Kindstod vor, da die Erstickungsgefahr in dieser Position sehr gering ist und sich die Babys bis zu einem gewissen Alter noch nicht alleine drehen können. Genau darin besteht aber auch das Problem: viele Eltern gehen nun dazu über, ihr Kind ausschließlich auf den Rücken zu legen, nicht nur beim Schlafen im Babybettchen, sondern auch tagsüber im Kinderwagen oder in der Wiege. Da die Schädelknochen noch sehr weich sind, kann es passieren, dass jene Stelle des Köpfchens, die permanent auf einer Unterlage (z.B. einer festen Matratze) aufliegt, ein wenig eingedrückt wird. Es kommt dann zu einer flachen Stelle, die nach wenigen Monaten klar ersichtlich oder fühlbar ist.

Ähnliches kann passieren, wenn das Baby bevorzugt immer auf einer Seite liegt – es entsteht eine Abflachung seitlich am Kopf. Eine schiefe Kopfhaltung kann ebenso durch einseitige Lagerung, aber beispielsweise auch aufgrund des Geburtsvorganges entstehen. Bei sehr langen oder extrem schnellen Geburten wird das Köpfchen des Babys stark in Mitleidenschaft gezogen. Kommen bei einer Geburt Hilfsmittel wie z.B. Saugglocke oder Geburtszange zum Einsatz, kann dies die Kopfform ebenfalls verändern. Diese Deformationen sind zumeist aber nicht von Dauer, sie verschwinden im Regelfall von selbst.

Komplizierter wird es, wenn die Verformung des Kopfes auf eine Erkrankung zurückzuführen ist. In solchen Fällen ist die Deformation eines von mehreren Symptomen; es gilt, die zugrunde liegende Krankheit zu diagnostizieren. Behandelt wird dann schrittweise, manchmal auch operativ z.B. wenn Hirnflüssigkeit auf eine bestimmte Stelle drückt. Welcher Auslöser auch immer für die Asymmetrie verantwortlich ist, eine Verformung ist nur deshalb möglich, weil die Schädelknochen eines Babys noch sehr weich sind. Sie verknöchern normalerweise erst im Laufe des ersten Lebensjahres. In seltenen Fällen kommt es zu einer frühzeitigen Verknöcherung, die wiederum eine Fehlbildung zur Folge hat.

Diagnose

Diagnostiziert wird eine Deformation vom Kinderarzt/der Kinderärztin oder von den behandelnden Ärzten direkt nach der Geburt, je nachdem zu welchem Zeitpunkt die Verformung zum ersten Mal auftritt. Entweder fällt den Eltern selbst auf, dass das Baby eine flache Stelle am Kopf hat oder sie werden vom Arzt/der Ärztin im Rahmen einer Mutter-Kind-Pass-Untersuchung darauf angesprochen. Vorerst wird er/sie die Empfehlung abgeben, die Liegeposition des Kindes regelmäßig zu verändern und weitere Kontrolltermine vereinbaren. Bestehen zusätzlich Entwicklungsverzögerungen, Funktionsstörungen oder andere Beeinträchtigungen wird vermutlich eine weitere Abklärung beim Spezialisten angewiesen werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei einer Kopfdeformation richtet sich die Therapie danach wie stark die Verformung ausgeprägt ist. Auch das Alter des Babys spielt eine Rolle. Bei der Behandlung kommen vorwiegend manuelle Therapien zum Einsatz, diese sind auch bei kleinen Babys anwendbar. Schwere Verformungen oder jene, die sich bei einer herkömmlichen Therapie nicht bessern, können mit einer so genannten Helmtherapie behandelt werden. Grundsätzlich gilt, je eher mit einer Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Aussichten auf Erfolg. In erste Linie empfehlen ÄrztInnen folgende Behandlungsformen:

Physiotherapie

Physiotherapeutische Behandlungen zählen zu den Klassikern der manuellen Therapie. Der ideale Zeitpunkt für eine Physiotherapie bei Kopfverformungen liegt zwischen dem ersten und dritten Lebensmonat.

Osteopathie

Es handelt sich hierbei um eine Spezialform der Physiotherapie. Mithilfe von Osteopathie werden Funktionsstörungen des Bewegungsapparates sowie Verspannungen behandelt. Das Zeitfenster für die Behandlung beginnt auch hier mit dem ersten Lebensmonat. Mittlerweile gibt es viele Osteopathen, die auf die Behandlung von Neugeborenen spezialisiert sind.

Lagerung des Babys

Diese Maßnahme ist für Eltern sehr einfach umzusetzen. Sie achten darauf, dass das Baby nicht mehr so häufig auf seiner bevorzugten Seite oder am Rücken liegt. Das bedeutet, dass Eltern das Kind bewusst in eine andere Position bringen müssen z.B. wird das Kind tagsüber zum Spielen und Beobachten vermehrt auf den Bauch gedreht. Für die Nacht gibt es auch spezielle Kopfpolster, die in der Mitte ein Loch haben. Dieses Loch verhindert, dass das Köpfchen des Kindes flach aufliegt.

Kopforthese – Therapie mit Helm

Eine Kopforthese wird dann verschrieben, wenn die Verformungen des Schädels sehr stark ausgeprägt oder mit Hilfe manueller Therapien nicht behandelbar sind. Die Orthese ist in diesem Fall nichts anderes als ein Helm, der individuell für das Kind angefertigt wird. Im Regelfall finden genaue Vermessungen der Kopfform statt. Eine Helmtherapie sollte rund um den sechsten Lebensmonat beginnen, da sich die Kopfform bis zum ersten Lebensjahr noch am leichtesten „beeinflussen“ lässt. Das Baby trägt den Helm 23 Stunden am Tag, für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten. Der Helm wird nur abgenommen, wenn er gereinigt wird bzw. das Baby baden soll. Wird die Helmtherapie konsequent durchgeführt, sind die Erfolgsaussichten sehr gut. In den meisten Fällen bildet sich die Verformung zurück. Kinder gewöhnen sich relativ rasch an den neuen Begleiter, nach wenigen Tagen ist das Tragen des Helms schon Routine.

Kosten

Die Kosten für eine Behandlung bei einer Kopfdeformation werden nur zum Teil von der Sozialversicherung übernommen. Physio- und Helmtherapie werden gegebenenfalls anteilsmäßig rückerstattet. Der Erfahrung nach ist die Kostenübernahme jedoch eher gering. Osteopathische Behandlungen werden selten rückerstattet. Wer eine private Zusatzversicherung hat, bekommt je nach Vertrag einen Teil der Kosten refundiert. Es lohnt sich, bereits im Vorfeld der Behandlung bei der zuständigen Krankenkasse nachzufragen, denn eine Helmtherapie ist vergleichsweise teuer.

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