Mutter-Kind-Pass: Ärztekammer droht mit Ausstieg

Seit einigen Wochen diskutieren Vertreter*innen der österreichischen Ärztekammer mit dem Gesundheitsministerium über die Weiterführung des Mutter-Kind-Pass in seiner aktuellen Form. Einige Bundesärztekammern kündigten an, mit Ende des Jahres aus dem Vorsorgeprogramm auszusteigen, sofern keine Anpassung der Honorare erfolgt. Derzeit befindet man sich noch in Verhandlungen, eine Einigung wurde vom Gesundheitsminister Johannes Rauch/Grüne in Aussicht gestellt.

Mutter-Kind-Pass: Ärztekammer droht mit Ausstieg

Tariferhöhung im Mittelpunkt der Verhandlungen

Die Ärztekammer machte bereits Anfang Oktober medienwirksam darauf aufmerksam, dass sie seit langem mit der Abrechnung von Mutter-Kind-Pass-Leistungen unzufrieden sei. Die Honorare wurden seit 1994 nicht mehr angepasst, man fordert eine Erhöhung um 80%. Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind für Schwangere und Mütter kostenlos. Die Termine werden von den Ärzt*innen mit der Krankenkasse abgerechnet. Es heißt, dass Gynäkolog*innen derzeit 18,02 Euro für eine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung bekommen. Daher auch die Forderung nach einer spürbaren Erhöhung der Honorare für Ärzt*innen. Da über Wochen keine Einigung erzielt werden konnte, verschärfte die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der österreichischen Ärztekammer nun die Forderungen mit einem Beschluss.

Sollten die Verhandlungen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kommen, kündigt man seitens der Ärztekammer das Mutter-Kind-Pass-Programm mit Ende des Jahres. Darauf würde 2023 ein vertragloser Zustand folgen, in dessen Rahmen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen von den Frauen privat bezahlt werden müssten. Man arbeite bereits gemeinsam mit Bundesfachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe an einem privaten Abrechnungsmodell, damit Schwangere und Kinder nicht auf diese wichtigen Vorsorgeuntersuchungen verzichten müssen.

Mutter-Kind-Pass und Kinderbetreuungsgeld

In dieser Woche erklärte Gesundheitsminister Johannes Rauch von den Grünen, dass der Mutter-Kind-Pass auf jeden Fall bestehen bleibt und Schwangere/Mütter auch künftig nicht für die Untersuchungen aufkommen müssen. Eine Einigung gibt es jedoch nicht, angeblich stehe man bei den Verhandlungen mit der Ärztekammer auf der Zielgeraden. Für dich bedeutet das derzeit: Untersuchungen sind nach wie vor kostenlos und sie werden das vermutlich auch bleiben.

Öffentlich ausgetragene Unstimmigkeiten über Leistungen und Honorare sollten nicht zur Verunsicherung werdender Eltern führen, solange noch keine Einigung erzielt wurde. Warum die Zusicherung zur Kostenübernahme wichtig ist? Die Absolvierung der vorgeschriebenen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen hat direkt Auswirkungen auf den Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld. Um dieses im vollen Bezug zu erhalten, musst du fünf Untersuchungen nach dem Mutter-Kind-Pass während der Schwangerschaft und fünf weitere Untersuchungen nach Geburt des Kindes durchführen und nachweisen. Würden die Kontrollen nun nicht mehr von der ÖGK bezahlt werden, stehen vor allem einkommensschwache- und armutsgefährdete Familien vor einem großen Problem. Sie müssten Untersuchungen privat bezahlen, um überhaupt Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld zu erhalten.

Untersuchungen in der Schwangerschaft und bis zum fünften Lebensjahr

Der Mutter-Kind-Pass ist ein Programm zur Schwangerschaftsvorsorge und Kindergesundheit, das 1974 ins Leben gerufen wurde. Es stellt eine umfassende medizinische Versorgung von werdenden Müttern, Babys und Kindern sicher. Während der Schwangerschaft sind fünf Untersuchungen vorgesehen:

  • Bis zur 16. Schwangerschaftswoche
  • Zwischen der 17. und 20. Schwangerschaftswoche
  • Zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche
  • Zwischen der 30. und 34. Schwangerschaftswoche
  • Zwischen der 35. und 38. Schwangerschaftswoche
  • Ebenso inbegriffen ist eine kostenlose Hebammensprechstunde zwischen der 18. und 20. Schwangerschaftswoche.

Nach der Geburt des Kindes erfordert der Mutter-Kind-Pass die Absolvierung von fünf weiteren Untersuchungen des Kindes bis zum vierzehnten Lebensmonat des Kindes. Es sind weitere Kontrollen bis zum fünften Lebensjahr vorgesehen: diese sind empfohlen, müssen aber nicht absolviert werden in Hinblick auf den Bezug von Kinderbetreuungsgeld.

 

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Mehr erfahren:

Erkältung in der Stillzeit

Schnupfen, Husten und Co. machen nicht nur unseren Kindern das Leben schwer, manchmal erwischt es eben auch die Mama. Üblicherweise verfügen stillende Mütter über ein sehr gutes Immunsystem aber im Winter oder zur Übergangszeit sind auch sie anfälliger für lästige Infekte. Nicht jedes Grippepräparat darf in der Stillzeit zum Einsatz kommen, einige Medikamente gehen in die Muttermilch über. Kranke Stillmamas benötigen vor allem Ruhe, ein paar helfende Hände und sanfte Heilmittel aus der Natur.

Weiterlesen …

Junge Mutter stillt ihr Baby

Meine Brust fühlt sich hart an – habe ich einen Milchstau?

Ob es sich tatsächlich um einen Milchstau handelt, hängt ein wenig davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Verhärtung auftritt und wie lange sie bestehen bleibt. Wenige Tage nach der Geburt findet der Milcheinschuss statt – in dieser Phase ist die Brust geschwollen, prall und fühlt sich gelegentlich hart an. Die Schwellung geht üblicherweise innerhalb von 24 bis maximal 48 Stunden wieder zurück. Wenn sich Verhärtungen mehrere Wochen nach der Entbindung bemerkbar machen, dann hast du vermutlich einen Milchstau. Das ist eine Komplikation, von der Stillende relativ häufig betroffen sind und die sich im Rahmen einer Stillkarriere auch regelmäßig wiederholen kann.

Weiterlesen …

Der Schlaf im Kleinkindalter

Der Schlaf des eigenen Kindes beschäftigt Eltern nicht nur in den ersten Lebensmonaten: Wie viel, mit welcher Regelmäßigkeit und wie gut geschlafen wird, das sind Themen, die Familien bis ins Kleinkindalter und oft darüber hinaus begleiten. Das Schlafverhalten eines Babys unterscheidet sich dabei maßgeblich von dem eines Kleinkindes. Im Schulalter gibt es die nächste Veränderung, genauso schlagen die Schlafbedürfnisse im Teenageralter noch einmal um. Wir rufen uns in diesem Artikel noch einmal die Merkmale des Babyschlafs in Erinnerung und sehen uns den Übergang zum Kleinkindschlaf an. Außerdem erzählen wir dir, was du tun kannst, um dein Kind zu unterstützen und eine angenehme Schlafumgebung für die ganze Familie zu gestalten.

Weiterlesen …

Babybrei selbst zubereiten: Tipps aus der Beikostküche

Es ist eine spannende Phase im Leben deines Babys: die Beikostphase. Während es in den ersten sechs Monaten mit Muttermilch oder künstlicher Säuglingsanfangsnahrung ausreichend und gut versorgt ist, steigt der Nährstoffbedarf mit dem Heranwachsen an. Zwischen frühestens dem fünften Lebensmonat und spätestens dem siebenten Monat solltet ihr langsam mit der ersten Beikost beginnen. Wenn du mit Brei startest (und nicht mit Finger Food) kannst du den Brei entweder fertig im Gläschen kaufen oder aber selbst zubereiten. Wir haben ein paar Tipps für dich und erzählen dir, mit welchen Gemüsesorten du beginnen kannst und was du beim Kochen beachten solltest.

Weiterlesen …

Melde dich zum Schwanger.at Newsletter an – dich erwarten spannende Artikel, Produkttests und Gewinnspiele!

Bitte addieren Sie 7 und 4.