Schreibaby? Wenn das Neugeborene sich stark ausdrückt

Dass die erste Zeit mit einem Neugeborenen manchmal auch ganz schön anstrengend ist, davon können erfahrene Väter und Mütter ein Lied singen. Selbst wenn die Freude über den Nachwuchs und die Liebe für das neue Familienmitglied keine Grenzen kennen, so ein kleiner Mensch stellt den Alltag der Eltern auf den Kopf. Die tägliche Routine dreht sich in der Anfangsphase um die einfachen Dinge des Lebens: Schlafen und Essen. Werden die Bedürfnisse des Babys nicht rechtzeitig gestillt, steht ihm lediglich ein starkes Ausdrucksmittel zur Verfügung. Es beginnt zu weinen oder zu schreien.

Wie lange und wie oft die Wein- oder Schreiphase dauert, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Während sich die einen schnell wieder von selbst beruhigen, benötigen andere mehr Aufmerksamkeit. Es gibt jedoch Babys, die nahezu ununterbrochen weinen oder schreien und sich von den Eltern trotz zahlreicher Versuche nicht beruhigen lassen.

Baby liegt im Bett und schreit

Rund um die Uhr

Normalerweise schreien Säuglinge über den Tag verteilt zwischen 1 oder 2 Stunden, manchmal auch mehr. Das Ausmaß der „Schreiphasen“ ist sehr individuell und sowohl vom Kind als auch von den Rahmenbedingungen abhängig. Diese Art sich auszudrücken, ist vollkommen normal. Schließlich können Kinder erst im heranwachsenden Alter über körperliche Befindlichkeiten, Bedürfnisse oder Ängste sprechen – im Säuglingsalter steht ihnen nur ein Kommunikationsmittel zur Verfügung. Einige Neugeborene unterscheiden sich jedoch maßgeblich von anderen: sie schreien übermäßig viel und bringen ihre Eltern dadurch oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Man geht davon aus, dass ungefähr 10-20 % aller Neugeborenen in den ersten Wochen oder Monaten ihres Lebens besonders ausdauernd schreien oder weinen.

Ob es sich beim eigenen Kind tatsächlich um ein so genanntes Schreibaby handelt, kann man anhand folgender Regel feststellen: schreit ein Kind mehr als 3 Wochen an mehr als 3 Tagen pro Woche für mehr als 3 Stunden, dann könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass es besondere Pflege und Fürsorge benötigt. Verallgemeinern lässt sich der individuelle Zustand eines Neugeborenen jedoch nicht – bei dieser Regel handelt es sich lediglich um eine grobe Richtlinie.

Anhaltendes Schreien stellt nicht nur für das Baby, sondern auch für die Eltern eine Ausnahmesituation dar. Wut, Frustration und Verzweiflung liegen da oft eng beieinander. Auch wenn sie sich noch so sehr bemühen, alle Bedürfnisse ihres Nachwuchses zu stillen, gelingt es ihnen dennoch nicht ihr Kind zu beruhigen. Dies führt nicht selten dazu, dass Eltern sich große Vorwürfe machen und ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.

Die Bedürfnisse des Neugeborenen

Wer versucht zu verstehen, wie sich ein neugeborenes Baby in seinen ersten Lebenswochen fühlt, der steht der Versorgung des Babys schon ein Stück weit gelassener gegenüber. Schreit ein Kind, bedeutet dies nicht automatisch, dass die Eltern etwas falsch machen. Es bedeutet vorerst lediglich, dass das kleine Wesen etwas braucht. Im Normalfall schreien Babys aus den folgenden Gründen:

  • Sie haben Hunger.
  • Sie haben eine volle Windel.
  • Sie haben Probleme beim Einschlafen.
  • Sie möchten getröstet und/oder getragen werden.
  • Es ist ihnen zu kalt oder zu warm.
  • Sie fühlen sich von Umgebungsreizen überfordert und dadurch nicht mehr „sicher“ (z.B. „singende“ Spielsachen, laute Musik, sonstige Geräusche)
  • Sie verspüren Sehnsucht nach der Wärme und Nähe der Eltern.

Keinesfalls darf man unterschätzen, welche enormen Anpassungsleistungen kleine Babys leisten müssen. 9 Monate wurden sie im Körper der Mutter getragen und das unter idealen Wachstumsbedingungen. Die Temperatur war angenehm, Geräusche wurden nur gedämpft wahrgenommen und das Fruchtwasser bildete eine schützende Hülle in der sich der Fötus sorgenfrei bewegen konnte. Schon mit der Geburt beginnt der Übergang in eine neue Welt, an die sich Säuglinge erst einmal gewöhnen müssen. Hier ist es lauter, heller und gänzlich anders als in Mamas Bauch.

Manchen Säuglingen fällt der Wechsel vom Mutterleib in die „reale“ Welt schwerer als anderen. Infolgedessen reagieren sie sensibler auf ihre Umgebung und es gelingt ihnen kaum, sich zu beruhigen. Hinzu kommt, dass sich bestimmte Organe erst auf ihre neuen Aufgaben einstellen müssen. Der gesamte Verdauungsapparat ist beispielsweise nur damit beschäftigt, die Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten. Nicht selten ruft dies schmerzhafte Koliken auf den Plan, die dazu führen, dass Babys vermehrt schreien.

In der Ruhe liegt die Kraft

Eltern verfolgen ein Ziel: es soll ihrem Nachwuchs an nichts fehlen. Die Versorgung des Neugeborenen wird jedoch zur echten Herausforderung, wenn das Baby außerordentlich viel schreit oder weint. Gerade bei besonders jungen Babys fällt es oft schwer festzustellen,  was dem Kind Probleme bereitet und wie man als Elternteil am besten helfen kann. Mit der Zeit lernt man jedoch, die „Äußerungen“ des Babys richtig zu deuten und entsprechend zu handeln. Im Zweifelsfall sollte der Weg auch immer zum Kinderarzt/zur Kinderärztin führen. Er/sie kann nach einer Untersuchung medizinische Ursachen ausschließen oder eine geeignete Behandlungsmethode vorschlagen. Manchmal hilft auch der Austausch mit einer Hebamme, da diese im Regelfall viel Erfahrung mit Neugeborenen besitzt. Darüber hinaus haben sich folgende Maßnahmen bewährt:

Einen geregelten Tagesrhythmus einhalten

Babys haben manchmal Probleme damit, sich an ihr neues „Leben“ zu gewöhnen. Eltern können sie in dieser sensiblen Phase unterstützen, indem sie auf eine regelmäßige Abfolge von Schlaf- Wach- und Fütterphasen achten und diese auch einhalten. Nach kurzer Zeit wird sich auch der Säugling auf diesen Rhythmus einstellen.

Den gesunden Schlaf des Babys fördern

In den ersten Monaten nach der Geburt haben die meisten Babys ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis. Manche schlafen bis zu 16 Stunden pro Tag und wachen nur dann auf, wenn sich der Hunger meldet oder der Bauch drückt. Feste Einschlafrituale helfen unruhigen Babys dabei, loszulassen. Spezielle Verdunkelungsrollos oder lichtundurchlässige Vorhänge schaffen eine geschützte Atmosphäre und signalisieren dem Kind, dass es nun Zeit ist zu schlafen.

Aufmerksamkeit auch in ruhigen Phasen

Auch wenn dies den Eltern zusätzlich Kraft kostet, sie sollten sich auch in ruhigen Phasen liebevoll und ausgiebig mit ihrem Baby beschäftigen. Familiäre Kuscheleinheiten, das Vorsingen von Liedern, sanftes Wiegen oder Spazierengehen fördern die positive Bindung zwischen Elternteil und Kind und tragen zur Entspannung auf beiden Seiten bei.

Geräuschpegel und/oder visuelle Reize reduzieren

Schreibabys nehmen audiovisuelle Reize von außen besonders intensiv wahr und fühlen sich dadurch oftmals stark abgelenkt oder beunruhigt. Werden diese jedoch reduziert, kann das dem Baby helfen, die Schreiphase schneller zu überwinden.

Schreiphasen geschickt abschwächen

Es mag fast unmöglich klingen, dennoch wirkt es sich positiv auf schreiende Babys aus, wenn es den Eltern gelingt, in der akuten Schreiphase Ruhe zu bewahren. Eine Ausfahrt mit dem Kinderwagen, das Tragen im Tragetuch oder eine Autofahrt können einen Schreianfall erträglicher machen oder vielleicht sogar eindämmen.

Anlauf- und Beratungsstellen für Eltern

Ein Schreibaby stellt eine besondere Belastung für die ganze Familie dar. Permanentes Schreien oder Weinen löst bei Eltern Stress und Verunsicherung aus. Schlagen sämtliche Beruhigungsversuche fehl, können Kinderärzte/Kinderärztinnen eine erste Anlaufstelle sein. Manchmal hilft auch schon der Austausch mit anderen Betroffenen oder den Freunden und der Familie. Spezielle Schreiambulanzen bieten neben einer umfassenden medizinischen Untersuchung zahlreiche Maßnahmen, die dabei helfen, die Bedürfnisse des Babys besser zu verstehen und die Eltern zu entlasten.

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Kommentare

Kommentar von Gabi_F |

Hallo ihr Lieben!
Vielen die ein Schreibaby haben, hilft es oft einfach schon zu wissen dass man nicht alleine ist. Am 23. März kommt nun ein Film zu diesem Thema in die Kinos. "Nicht von schlechten Eltern" behandelt sehr behutsam diese Thema und was damit zusammen hängt. Außerdem gibt es ganz nützliche Infos zu Anlaufstellen und Beratung.

Kommentar von Tom |

Viele Ratgeber schreiben, dass pucken helfen soll. Bei unserem Sohn war dem nicht so, aber ein eng gebundenes Tragetuch hat Wunder bewirkt. Es hat einen ähnlichen Effekt wie das Pucken, man hat zusätzlich aber noch die Wärme und Nähe des Vaters oder der Mutter. Wir schwören drauf, bei uns hilft nichts so gut wie das gute alte Tragetuch, gedämpftes Licht und leises Reden.

Kommentar von Lena k. |

Danke für den tollen Artikel!

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