Allergieprävention im Beikostalter

Wenn du mit Beikost beginnst, ist das eine aufregende Phase für dich und dein Baby. Schließlich hat es bislang ausschließlich Milch (Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung) getrunken und jetzt lernt es eine ganz neue Form der Nahrung kennen. Viel falsch machen kannst du bei der Beikosteinführung nicht. Du solltest Lebensmittel Schritt für Schritt einführen und ein wenig darauf achten, was du deinem Baby anbietest. Allergieprävention ist im Rahmen der Beikost auch ein Thema, wenngleich sich auch hier die Einführung aller Lebensmittel positiv auswirkt, wie aktuelle Erkenntnisse nahelegen.

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Allergierisiko

Das deutsche Robert Koch-Institut geht davon aus, dass etwa 20% aller Kinder im Laufe ihres Lebens eine Allergie entwickeln. Das können eine Lebensmittelallergie, Pollenallergie, Neurodermitis oder eine Überreaktion auf Insektenstiche sein. Apropos: eine Allergie ist nichts anderes, als eine Überreaktion des Immunsystems auf ein Allergen. Der Körper erkennt einen bestimmten Reiz, z.B. Duftstoffe, Tierhaare, Blütenpollen, als Bedrohung und aktiviert daraufhin das gesamte Abwehrsystem. Die Symptome einer Allergie sind je nach Erreger und auch individuell verschieden. Überwiegend werden jedoch Hautausschläge, Ekzeme, Atemnot, eine Überreaktion der Schleimhaut (Niesen, Schnupfen) sowie Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Erbrechen) beobachtet. Aber nicht nur Kinder, auch Erwachsene sind betroffen. Laut Robert Koch-Institut leiden etwa 30-35% aller Erwachsenen unter einer chronischen Allergie. Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma bronichale zählen zu den häufigsten Allergien. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang:

  • Typ-1-Allergien mit Sofort-Reaktion, wie z.B. Heuschnupfen, Asthma
  • Typ-2-Allergien mit einer etwas zeitversetzten Reaktion von wenigen Stunden, z.B. Agranulozytose
  • Typ-3-Allergien mit ebenfalls zeitversetzter Reaktion, z.B. allergische Entzündungen der Gefäße
  • Typ-4-Allergien mit einer verspäteten Reaktion (nach mehreren Stunden oder Tagen), z.B. Ekzeme

Ob dein Kind allergiegefährdet ist oder nicht, hängt davon ab, ob es in der Familie bereits Allergien gibt. Sind beide Elternteile Allergiker, besteht ein Risiko von 60-80%. Ist nur ein Elternteil von einer Allergie betroffen, gibt es immerhin noch ein Risiko von 30-50%, dass der Nachwuchs ebenfalls auf das entsprechende Allergen reagiert. Wenn es allergische Geschwisterkinder gibt, gilt dein Kind übrigens auch als gefährdet. Interessant zu wissen: das Robert Koch-Institut hat erhoben, dass im Kindesalter Buben häufiger betroffen sind als Mädchen. Später kehrt sich das Verhältnis um, dann leiden mehr Frauen als Männer unter einer Allergie. Der Kinderarzt/die Kinderärztin ist in diesem Zusammenhang deine erste Anlaufstelle. Bei Bedarf kann ein Allergietest durchgeführt oder ein Allergologe hinzugezogen werden. Bei Kindern wird üblicherweise über das Blut getestet, später ist auch ein so genannter Pricktest möglich.

Ernährungsempfehlungen

Wenn dein Baby feste Nahrung zu sich nimmt, kommt es zum ersten Mal in Berührung mit bestimmten Allergenen, die in Lebensmitteln enthalten sind. Typische Lebensmittelallergien sind Nussallergien (z.B. Erdnuss), Kuhmilchallergie, Sojaallergie, Weizenallergie sowie allergische Reaktionen nach dem Verzehr von Eiern.

Experten empfehlen jedenfalls Allergie und Unverträglichkeit zu unterscheiden. Denn nicht jede Reaktion auf Kuhmilch steht für eine Allergie, häufig reagiert der Körper einfach auf die in der Milch enthaltene Laktose, die er nicht entsprechend abbauen kann. Unverträglichkeiten sind auch unter der Bezeichnung „Intoleranz“ bekannt, z.B. Histamin-, Laktose- oder Fructoseintoleranz. Unverträglichkeiten lassen sich erkennen, indem du ein Ernährungstagebuch für dein Baby führst. Darin notierst du, welche Lebensmittel dein Schatz zu sich genommen hat, welche neu dazugekommen sind und ob dein Baby bestimmte Reaktionen gezeigt hat. Dein Kinderarzt/deine Kinderärztin hilft dir bei der Auswertung deiner Aufzeichnungen, er/sie kann im Anlassfall auch einen Allergietest durchführen.

Während man in den letzten Jahren noch davon ausgegangen ist, dass die beste Prävention die Vermeidung von allergenen Lebensmitteln sei, haben ErnährungsexpertInnen diese Ansicht mittlerweile revidiert. Aktuell gilt folgende Empfehlung: in der Phase der Beikosteinführung darfst du alle Lebensmittel anbieten. Das betrifft auch potentiell allergieauslösende Nahrungsmittel wie Nüsse, Soja, Eier oder Kuhmilch. Entscheidend sind lediglich das Tempo (Schritt für Schritt), der Zeitpunkt und die Menge. Zu Beginn sollten Babys nur kleine Mengen zu sich nehmen (z.B. 50-100ml Kuhmilch im Getreide-Milch-Brei). Man geht davon aus, dass der Körper zwischen der 17. und 26. Lebenswoche besonders tolerant auf unbekannte Lebensmittel reagiert. Daher auch die Empfehlung, den Beikoststart in diesen Zeitraum zu legen. Milch sollte man nicht vor dem sechsten Lebensmonat einführen, Gluten nicht vor dem Fünften. Vorsicht ist auch bei Nüssen/Erdnüssen geboten. Sie sind für Babys und Kleinkinder nicht geeignet, da sie nicht nur verschluckt, sondern auch eingeatmet werden können (Erstickungsgefahr). Nussmus ist da eine gute Alternative. Du kannst es selbst herstellen oder fertig kaufen und unter den Brei mischen.

Zöliakie

Bei Zöliakie handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Darms, die zumeist chronischen Charakter hat. Ausgelöst wird die Krankheit durch glutenhaltige Lebensmittel wie z.B. Hafer, Roggen, Weizen, Kamut, Dinkel oder Grünkern. Erkrankte reagieren auf das Klebereiweiß (Gluten) - es reizt die Darmschleimhaut. In Folge kommt es zu Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit und häufig zu einem Blähbauch. Der deutsche Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte geht davon aus, dass sich Symptome bei Kindern etwa 3-6 Monate nach dem erstmaligen Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel bemerkbar machen. Es kann also durchaus sein, dass dein Kind zeitverzögert auf Gluten reagiert. Die beste Therapie bei Zöliakie im Erwachsenenalter ist es, sich vollkommen glutenfrei zu ernähren. Für allergiegefährdete Babys gilt folgendes: mit der Einführung von Gluten nicht vor dem fünften Lebensmonat beginnen und vorerst nur kleine Mengen verabreichen. Ein paar Nudeln oder eine Handvoll Flocken sind ausreichend. Wenn die Lebensmittel gut vertragen werden, darfst du die Menge natürlich nach und nach steigern. Man geht davon aus, dass der Körper eine Toleranz entwickelt, wenn er von Anfang an mit gewissen Allergenen in Berührung kommt. Im Idealfall zeigt er dann im späteren Leben keine Abwehrreaktion mehr.

Stillen und HA-Nahrung

Muttermilch ist nicht nur das ideale Nahrungsmittel für dein Baby, ihr kommt auch in der Allergievorsorge eine wichtige Rolle zu. Mittlerweile geht man davon aus, dass Lebensmittel (auch potentiell allergieauslösende) unter dem Schutz er Muttermilch eingeführt werden sollen. Studien legen nämlich den Schluss nahe, dass der Körper eher bereit ist ein Allergen zu akzeptieren, wenn er zeitgleich Muttermilch erhält. Das bedeutet natürlich nicht, dass du gleichzeitig stillen und Brei verabreichen sollst. Es heißt vielmehr, dass es ratsam ist, länger zu stillen, also auch noch in der Beikostphase und darüber hinaus, wenn du es möchtest. Die WHO-Empfehlungen lauten: Babys sollten bis zum sechsten Lebensmonat nach Möglichkeit voll gestillt werden. Anschließend ist eine schrittweise Einführung von Beikost und langsames Abstillen vorgesehen. Du möchtest oder kannst nicht stillen? Für allergiegefährdete Babys gibt es so genannte HA-Milch. Dabei handelt es sich um hypoallergene Säuglingsanfangsmilch, deren Eiweiße bereits stark aufgespalten wurden. Man verspricht sich davon eine bessere Verträglichkeit. Ob diese Form der Spezialnahrung für dein Baby notwendig ist, sollte im Vorfeld mit deinem Kinderarzt/deiner Kinderärztin geklärt werden.

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