Covid-19-Impfung in der Schwangerschaft: Eine systematische Überprüfung

Wie sich der SARS-CoV2 Virus verbreiten, verändert und wie man die Pandemie am ehesten in den Griff bekommt – all das sind Themen, die uns seit Ausbreitung des Virus beschäftigen. Zu Beginn der Pandemie war nicht klar, ob Schwangere einem größeren Krankheitsrisiko ausgesetzt sind oder nicht. Man muss sich auch in der Schwangerschaftsvorsorge und der Geburtshilfe mit dem Thema auseinandersetzen und letztlich einen Umgang mit potenziellen Risiken finden. Zentrales Steuerungselement ist derzeit die Immunisierung gegen SARS-CoV2. Eine Meta-Studie (Preprint) hat sich den bisherigen Wissensstand analysiert und jene Impfstoffe herauskristallisiert, die für Schwangere als sicher gelten.

Fakten-Box

Titel im Original: Covid-19 Vaccination in Pregnancy: A Systematic Review

Veröffentlichungsdatum: 06.07.2021

StudienautorInnen: Nando Reza Pratama, Ifan Ali Wafa, David Setyo Budi, Manesha Putra, Manggala Pasca Wardhana, Citrawati Dyah Kencono Wungue

Status: PrePrint

Link: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.07.04.21259985v1.full-text

Hintergrund der Studie

Wenngleich sich die Datenlage zu Covid-19 und Schwangerschaft im Laufe der Monate wesentlich verbessert hat, bleibt der Pool an wissenschaftlich gesicherten Ergebnissen überschaubar. Die AutorInnen der Studie legen dar, dass Schwangere keine Risikogruppe sind, eine Erkrankung jedoch bei einer schwangeren Frau einen schwereren Verlauf nehmen kann als bei einer gesunden Frau. Das ist auf die veränderte Immunkonstitution und eine an sich erhöhte Anfälligkeit für Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen in der Schwangerschaft zurückzuführen. Man weiß auch, dass Infektionen mit SARS-CoV2 bei Schwangeren häufig mild und asymptomatisch verlaufen, dadurch besteht jedoch auch ein höheres Risiko, andere Menschen anzustecken, z. B. im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung, bei Geburtsvorbreitungskursen o.ä. Eine Immunisierung wird demnach auch für Schwangere und Stillende empfohlen. In diesem Zusammenhang ist bekannt, dass Schwangere bislang kaum in Impfstoffstudien aufgenommen wurden, die Wirkung und Verträglichkeit der Impfung jedoch relevant ist.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Die hier angeführte Studie wurde als systematische Reviewstudie basierend auf den PRISMA-Richtlinien geleitet. PRISMA („Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses”, bevorzugte Report Items für systematische Übersichten und Meta-Analysen) wurde aus dem QUORUM-Statement heraus entwickelt und ist ein Werkzeug, um Reviews und Berichte zu systematisieren. Um den Wissenstand zur Covid-19-Impfung in der Schwangerschaft abzubilden, wurde bis zum 20. Juni 2021 in medizinischen Registern (ClinicalTrials.gov, WHO Clinical Trial Registry und EU Clinical Trial Registry) und Datenbanken (MEDLINE, ScienceDirect, Cochrane Library, Proquest und Springer) gesucht. Inkludiert wurden alle verfügbaren Studien: Retrospektive, prospektive, Kohorten-, randomisierte kontrollierte Studien (RCT), Fallserien, Fallkontrollen, Querschnittsstudien und Crossover-Studien.

Studienergebnisse

Aus zwölf Beobachtungsstudien mit insgesamt 40.509 schwangeren Frauen geht hervor, dass mRNA-basierte Impfstoffe eine Infektion mit dem Coronavirus verhindern können (p=0,0004). Zu oben genannten Impfstoffen zählen die Vakzine der Hersteller BioNTech-Pfizer und Moderna, die beispielsweise auch in Österreich und vielen anderen europäischen Ländern zugelassen sind. Das ungeborene Baby und der weitere Schwangerschaftsverlauf sind durch die Immunisierung nicht gefährdet. Bei Schwangeren sind ebenso die typischen Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfweh zu beobachten. Die Reaktionen sind jedoch vorübergehend. In Studien konnte man zeigen, dass das Immunsystem der geimpften Schwangeren relativ rasch mit dem Aufbau von Antikörpern reagierte, diese werden auch an das Baby weitergeben. Nach der zweiten Teilimpfung zeigten sich noch höhere Antikörper und ein deutlich verbessertes fetales Antikörpertransferverhältnis.

Empfehlungen der AutorInnen

In ihrer Conclusio empfehlen die VerfasserInnen der Studie basierend auf den Ergebnissen des systematischen Reviews die Immunisierung von Schwangeren mit den Impfstoffen von BioNTech sowie Moderna. Sie können Bezug nehmend auf die Beobachtungstudien als verlässlich und sicher angesehen werden. Empfohlen wird die Verabreichung von zwei Impfdosen. Erhöht man die Latenzzeit zwischen den beiden Impfungen, verbessert sich die fetale Antikörperreaktion.

Covid-19 Impfung für Schwangere: Stellungnahme der österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)

Im März 2021 brachte die OEGGG eine Stellungnahme zur Impfung von Schwangeren und stillenden Müttern heraus, diese Empfehlung erhielt im April 2021 ein Update. Grundsätzlich legt man sich darauf fest, dass der Schutz der schwangeren Frau durch die Herstellung einer Herdenimmunität erfolgen sollte. Das gilt insbesondere für jene Gruppen, die in direktem Kontakt mit Schwangeren stehen, sie medizinisch betreuen oder sich im privaten Umfeld befinden. Der Schutz wäre hier also indirekt zu erzielen. Zusätzlich schließt man sich in Österreich den Empfehlungen der führenden internationalen Fachgesellschaften an, indem sich dafür ausspricht, Schwangeren den Zugang zur Impfung zu ermöglichen, da sie aufgrund ihres Zustandes eher gefährdet sind, schwer an SARS CoV2 zu erkranken. Schwangere sollten im Impfplan priorisiert werden, wenngleich erst ab dem zweiten Trimester geimpft werden sollte.

Ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem betreuenden Gynäkologen sowie eine sorgfältige Abwägung der Nutzen und Risiken ist insbesondere bei Vorerkrankungen oder risikoreichen Schwangerschaftsverläufen unerlässlich. Für Mütter, die ihr Kind bereits geboren haben und stillen, ist eine Impfung auch möglich. Laut OEGGG können hier sowohl mRNA- als unter Umständen auch Vektorimpfstoffe empfohlen werden. Man geht davon aus, dass Antikörper über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden. Die Stellungnahmen der OEGGG ist als Living Guideline zu verstehen, da sich der wissenschaftliche Stand derzeit zeitgleich mit dem Virus dynamisch verändert.

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