Die Hebamme im Wochenbett

Hebammen spielen eine wichtige Rolle in jeder Phase deiner Schwangerschaft. Nach der Geburt übernehmen sie viele Aufgaben rund um die Wochenbettbetreuung der Mutter, sie kümmern sich auch um das Neugeborene. In Österreich besteht übrigens ein Anspruch auf Hebammen-Hilfedie Krankenkasse bezahlt die Kosten für eine festgelegte Anzahl an Besuchen bei der frisch gebackenen Familie. Wie Hebammen im Wochenbett unterstützen und warum du dich rechtzeitig um deine „Wunschhebamme“ kümmern solltest, erfährst du bei uns.

Tägliche Hausbesuche im Wochenbett

Idealerweise begleitet dich deine Hebamme von der Frühschwangerschaft bis ins späte Wochenbett. Sie ist Vertrauensperson und Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um körperliche Veränderungen, die Geburt und die Entwicklung des Neugeborenen. Je eher ihr euch kennenlernt, desto besser gelingt es, ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander aufzubauen. Vertrauen und „die richtige Chemie“ sind wichtige Zutaten für eine entspannte Schwangerschaft. Eine Hebamme hilft dir auch während der Geburt, dich auf die Wehen und den Prozess einzulassen.

Sie leitet dich gewissermaßen durch die Entbindung, bis dein Baby das Licht der Welt erblickt hat. Danach beginnt die Wochenbettbetreuung. Die Krankenkasse kommt für Hausbesuche an den ersten fünf Tagen nach der Entbindung (je ein Besuch pro Tag) auf. Bei Bedarf werden sieben weitere Besuche oder Sprechstunden in der Hebammenpraxis übernommen (vom sechsten Tag bis zur achten Woche nach der Geburt).

Tipp: Die Betreuung einer schwangeren Frau bis hin zur Geburt ist sehr zeitintensiv. Kassenhebammen als auch jene, die freiberuflich arbeiten, haben ein begrenztes Kontingent in Bezug auf die Aufnahme von Schwangeren. Das österreichische Hebammengremium empfiehlt daher, sich ehestmöglich um eine Hebamme zu kümmern. Wann genau die erste Kontaktaufnahme stattfindet, hängt natürlich davon ab, ob du die Betreuung bereits ab der Frühschwangerschaft oder erst später im Wochenbett beanspruchen möchtest. Wünschst du dir eine bestimmte Hebamme, macht es Sinn, dich bereits in den ersten Schwangerschaftswochen bei ihr zu melden.

Zwischen der 18. und 22. Schwangerschaftswoche steht dir laut Mutter-Kind-Pass auch eine kostenlose Hebammensprechstunde zu. Im Rahmen eines einstündigen Gespräches kannst du individuelle Fragen zur Ernährung, zum Schwangerschaftsverlauf und zur Geburtsvorbereitung klären. Teilweise wird die Sprechstunde auch in Kleingruppen abgehalten – das bietet dir die Möglichkeit, erste Kontakte zu anderen werdenden Mamas zu knüpfen.

Rückbildung

Die Gebärmutter ist gewissermaßen ein Hauptakteur während deiner Schwangerschaft und der Geburt. Sie wächst von etwa 70 Gramm auf knappe 1000 Gramm in der letzten Schwangerschaftswoche und bietet deinem Baby einen wunderbar geschützten Raum, um zu gedeihen. Ihre starken Muskelkontraktionen (Wehen) sorgen während der Entbindung dafür, dass das Kind seinen Weg durch den Geburtskanal findet.

Hat der Nachwuchs nun das Licht der Welt erblickt, muss sie sich wieder auf den Ursprungszustand zurückbilden. Das geschieht üblicherweise im Wochenbett, wenn man davon ausgeht, dass es vier bis sechs Wochen dauert. Der Prozess wird begünstigt durch das Stillen und eine veränderte Zusammensetzung der Hormone. Deine Hebamme kontrolliert jeden Tag den sogenannten Fundustand, indem sie die Oberkante der Gebärmutter über die Bauchdecke ertastet. Es gibt zudem die Möglichkeit, einer wohltuenden Rückbildungsmassage. Die Hebamme verwendet dann ein spezielles Öl, mit dem sie deinen Bauch in bestimmten Bewegungen massiert. Das fördert die Rückbildung.

Apropos: Nicht nur die Gebärmutter, sondern auch dein Beckenboden muss sich rückbilden. Du darfst unter Anleitung deiner Hebamme mit ersten Übungen aus der Rückbildungsgymnastik beginnen. Achte jedoch immer darauf, wie du dich fühlst. Wichtig: Nach einem Kaiserschnitt braucht der Körper mehr Zeit, um zu regenerieren. Rückbildung steht erst dann am Programm, wenn es der Heilungsverlauf der Kaiserschnittnarbe zulässt.

Wochenfluss

Darunter versteht man Blut und Wundsekret, das in den ersten sechs Wochen nach Geburt von deinem Körper abgestoßen wird. Die Plazenta löst sich in der Nachgeburtsphase von der Gebärmutterwand und dadurch entsteht eine Wunde. Diese muss natürlich erst verheilen – der Wochenfluss gibt Auskunft darüber, wie die Heilung voranschreitet. Es ist eine wichtige Aufgabe der Hebamme im Wochenbett, sich bei dir zu erkundigen, wie stark deine Blutungen sind, wie sich die Farbe des Wochenflusses verändert und ob du beim Geruch Veränderungen feststellst (das könnte ein Hinweis auf eine Infektion sein).

Tipp: Verzichte auf Tampons – eine dicke Einlage, Nachtbinden oder Wegwerfslips sind Mittel der Wahl im Wochenbett.

Geburtsverletzungen

Wenn du bei der Geburt Verletzungen erlitten hast, wird die Hebamme auch diese im Wochenbett kontrollieren. Sie legt besonderes Augenmerk auf deine Kaiserschnittnarbe und darauf, dass du Belastungen, wie z.B. schweres Heben, vermeidest. Dammschnittnarben werden ebenso beobachtet. Eine Entfernung der Fäden ist üblicherweise nicht mehr erforderlich, da sich die Fäden innerhalb weniger Tage selbst auflösen. Deine Hebamme kann dir dennoch Tipps geben, die betroffenen Stellen zu kühlen oder dir auch bei Schmerzen zur Seite stehen. Es gibt schmerzstillende entzündungshemmende Medikamente, die auch während der Stillzeit eingenommen werden dürfen. Sollte es zu Problemen im Abheilungsprozess kommen, hat die Hebamme die Möglichkeit, rasch zu reagieren und dich an einen Facharzt/eine Fachärztin zu verweisen.

Emotionale Veränderungen

Ein zentrales Anliegen deiner Hebamme ist es, dich auch auf emotionaler Ebene zu begleiten. Schließlich verändern sich durch die Geburt nicht nur dein Körper und dein Hormonhaushalt, sondern auch deine Befindlichkeit. Du bist jetzt Mutter, rund um die Uhr für ein kleines zartes Wesen verantwortlich. Vielleicht hast du traumatische Geburtserfahrungen gemacht, die du erst in Ruhe verarbeiten musst. Ziemlich sicher leidest du unter Schlafmangel, auch die Milchproduktion fordert deinem Körper einiges ab.

Die soziale Konstellation ändert sich – aus einem Paar wird eine frisch gebackene Familie, eine bestehende Familie wird um ein weiteres Mitglied ergänzt. Alle müssen sich nun erst in der neuen Situation einfinden, jeder braucht etwas Zeit, um seine Rolle, seine Aufgaben und seinen Platz neu zu definieren. Eine Hebamme ist in dieser Phase wichtige Ansprechpartnerin und Vertrauensperson. Sie hilft dir, die Erlebnisse der Entbindung zu verarbeiten und aktuelle (neue) Gefühle zu sortieren. Bei starken Stimmungsveränderungen und überbordenden Gefühlen der Überforderung wird sie ebenfalls handeln und entsprechende professionelle Unterstützung organisieren.

Unterstützung beim Stillen

In den ersten Wochen und Monaten dreht sich dein Alltag in erster Linie darum, dein Baby zu versorgen. Du wirst es wickeln, tragen, füttern und es in den Schlaf wiegen. Das Stillen spielt, sofern du deinem Kind die Brust geben magst, natürlich eine große Rolle. Idealerweise legst du das Neugeborene kurz nach der Geburt zum ersten Mal an. Die Hebamme im Krankenhaus wird dir dabei behilflich sein. Sie erklärt dir, wie Brustwarze und Vorhof richtig vom Mund des Babys umschlossen werden und wie du das Saugvakuum vorsichtig lösen kannst. Kommt es im Wochenbett zu Problemen beim Stillen, ist deine Hebamme ebenfalls wichtigste Ansprechpartnerin.

Sie berät dich bei einem Milchstau, einer Brustentzündung, einem zu starken Milchspendereflex oder anderen Komplikationen. Zum einen kann sie dir praktische Hilfe leisten und z.B. kontrollieren, ob dein Baby richtig ansaugt. Zum anderen gibt sie dir Tipps, wie du gewisse Probleme selbst in den Griff bekommen kannst. Sie kann dir unterschiedliche Stillpositionen zeigen und auch, wie man in der Nacht im Liegen stillt. Ein Wechsel der Stillpositionen beugt Verspannungen vor und sorgt für eine gleichmäßige Entleerung der Brust.

Kontrolle des Neugeborenen

Eine Hebamme besucht nicht nur die Mutter, sondern auch das Neugeborene. Sie kontrolliert die Gewichtsentwicklung des Babys und mögliche Anzeichen auf Neugeborenengelbsucht oder andere Erkrankungen (Herzschlag, Atemgeräusche, Muskeltonus usw.). Sie überprüft, ob sich das Kind gut entwickelt, ob es sich langsam an die neue Umgebung gewöhnt oder es auffällige Anpassungsschwierigkeiten gibt. Eine Hebamme achtet zudem darauf, wie der Nabelrest abheilt und sie hilft den Eltern dabei, eine Pflegeroutine zu entwickeln.

Wenn du eine Hausgeburt oder eine Geburt in der Hebammenpraxis hattest, wird die Hebamme dir und deinem Partner beim Wickeln, beim Baden und beim Anziehen zur Seite stehen. Hast du im Spital entbunden, werden dir diese Alltagsroutinen bereits auf der Wochenbettstation gezeigt. Wichtiges Thema natürlich auch beim Baby: Wie klappt das Stillen oder das Füttern mit dem Fläschchen? Trinkt das Baby regelmäßig, meldet es sich bei Hunger, wird nach Bedarf gestillt oder verschläft es manchmal auch Mahlzeiten? Kann es die Milch gut im Magen behalten oder spuckt es? Je nach Problemstellung, wird dir deine Hebamme weiterhelfen.

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