Mehrlingsschwangerschaften

Dass im Bauch der Mutter neues Leben heranwachsen kann, grenzt für viele Paare bereits an ein Wunder. Umso größer ist die Überraschung, wenn sich statt dem geplanten Nachwuchs, gleich zwei oder drei Babys ankündigen. Mehrlingsschwangerschaften bilden in Österreich statistisch gesehen jedoch eine Ausnahme. Unter den 78.952 Babys, die 2012 das Licht der Welt erblickten, gab es laut Statistik Austria 1.223 Mal Zwillinge, 19 Mal Drillinge und 1 Mal Vierlinge.

Die Zahl der Zwillinge und Drillinge hat im Vergleich zum Vorjahr 2011 ein wenig abgenommen, die Anzahl der Vierlinge blieb konstant. Lange Zeit galt in medizinischen Kreisen die so genannte Hellin-Regel. Diese besagt, dass bei 85 Geburten eine Zwillingsgeburt und bei 7725 Schwangerschaften eine Drillingsgeburt auftritt. Mittlerweile geht man jedoch davon aus, dass sowohl sozio-kulturelle, demographische als auch genetische Faktoren die Entstehung von Zwillingen beeinflussen. Wurden in der eigenen Familie beispielsweise häufiger Zwillinge oder Mehrlinge geboren, steigt die Wahrscheinlichkeit selbst ebenfalls mit mehreren Kindern gleichzeitig schwanger zu werden.

Zwillingsmädchen

Entwicklung

Bei einer „einfachen“ Schwangerschaft entsteht eine Ansammlung an Zellen, die sich einige Tage nach der Befruchtung in die Gebärmutter einnistet. Manchmal kommt es jedoch vor, dass sich aus der befruchteten Eizelle zwei oder mehrere Zellteile lösen beziehungsweise direkt zwei Eizellen befruchtet werden. Daher unterscheidet man bei Zwillingsschwangerschaften grundsätzlich eineiige (monozygote) und zweieiige (dizygote) Zwillinge. Erstere sehen sich sehr ähnlich da sie aus ein und derselben Eizelle stammen. Sie tragen beide das gleiche Geschlecht und verfügen über exakt identische genetische Voraussetzungen. Wie sie im Mutterleib heranwachsen hängt jedoch davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Teilung der befruchteten Eizelle eintritt. Eine Teilung, die zwei bis drei Tage nach der Befruchtung stattfindet, bedeutet, dass jeder Embryo seine eigene Plazenta und seine eigene Fruchtblase bekommt.

In den meisten Fällen teilen sich die Babys einen Mutterkuchen, während sie jedoch über ihre eigene Fruchtblase verfügen. Das geschieht, wenn die Teilung zwischen Tag 3 und Tag 8 stattfindet. Vergehen nach der Befruchtung mehr als 8 Tage verfügen die Zwillinge über einen gemeinsamen Mutterkuchen sowie eine gemeinsame Fruchtblase. Sehr selten kommt es vor, dass sich die Zelle sehr spät und nicht ausreichend teilt, dann spricht man von siamesischen Zwillingen.

Zweieiige Zwillinge sind voneinander unabhängiger, denn sich entstehen aus jeweils zwei befruchteten Eizellen. Das heißt in weiterer Folge auch, dass jedes Baby einen eigenen Mutterkuchen und eine eigene Fruchtblase besitzt. Mehrlinge (z.B. Drillinge, Vierlinge) entstehen auf gleiche Art und Weise wie Zwillinge, mit dem Unterschied, dass mehr als 2 Eizellen befruchtet werden oder sich eine Eizelle öfters teilt.

Risikoschwangerschaft

Ob eine Frau Mehrlinge erwartet, kann bereits in einem frühen Stadium der Schwangerschaft mittels Ultraschalluntersuchung diagnostiziert werden. Stellt der Arzt die Einnistung von zwei oder mehreren Embryos fest, ist dies für einige Eltern eine Hiobsbotschaft, vor allem wenn es in der Familie bereits Kinder gibt.

Zwillinge, Drillinge und Co. stellen den gesamten Familienverband nicht nur vor eine doppelte oder dreifache Herausforderung, sie sind auch für die negativ besetzte Kategorisierung „Risikoschwangerschaft“ verantwortlich. Die Einstufung ist in diesem Fall jedoch berechtigt und sinnvoll, da eine Frau, die mit Zwillingen oder Mehrlingen schwanger ist, sich in vielerlei Hinsicht einer erhöhten Anzahl an Risikofaktoren gegenübersieht. Daher achten Ärzte/Ärztinnen während einer Schwangerschaft auf ein engmaschiges Betreuungs- und Vorsorgenetzwerk. Es gilt, einerseits die 9 Monate so angenehm wir möglich zu gestalten und andererseits die gesundheitliche Entwicklung der Babys so zu überwachen, dass im Ernstfall eine rasche Reaktion auf medizinischer Seite möglich ist.

In Punkto Vorsorgemethoden unterscheidet sich eine Mehrlingsschwangerschaft nicht von einer „einfachen“ Schwangerschaft. Gewisse Aspekte werden jedoch häufiger untersucht wie zum Beispiel die Entwicklung der Babys, der Zustand des Mutterkuchens oder der Sauerstoffgehalt des Blutes.

Mögliche Komplikationen

Erwartet eine Frau Zwillinge, Drillinge oder Vierlinge ist dies eine ungewöhnlich hohe Belastung sowohl für Mutter als auch für die heranwachsenden Kinder. Mit der Komplexität der Schwangerschaft steigen wie bereits erwähnt auch bestimmte Risikofaktoren. Folgende Komplikationen können demnach während einer Mehrlingsschwangerschaft auftreten:

  • Erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt: Zwillinge kommen meist zwischen der 36. und 37. Schwangerschaftswoche oder früher zur Welt. Bei Drillingen verkürzt sich die Schwangerschaftsdauer auf 32-34 Wochen, bei Vierlingen auf 29-31 Wochen.
  • Vorzeitige Wehen und eine Insuffizienz des Muttermundes (dies wiederum kann zu einer Frühgeburt führen).
  • Häufiger als bei einfachen Schwangerschaften werden Bluthochdruck, Präeklampsie, Probleme mit der Plazenta sowie Diabetes und Stoffwechselstörungen diagnostiziert.
  • Funktionsstörungen der Plazenta und in Folge Versorgungsengpässe bei einem oder mehreren Babys.
  • Das Risiko eine Fehlgeburt zu erleiden ist bei Mehrlingsschwangerschaften höher als bei einfachen Schwangerschaften.

Beschwerden

Auch beim Verlauf von Mehrlingsschwangerschaften gibt es große Unterschiede. Während die einen typische Schwangerschaftssymptome stärker wahrnehmen, geht es anderen Müttern die meiste Zeit über sehr gut. Grundsätzlich gilt: wer Zwillinge oder Drillinge erwartet, leidet nicht automatisch mehr als andere Schwangere. Im Gegensatz zu einer einfachen Schwangerschaft werden jedoch im ersten Trimester mehr Hormone ausgeschüttet und dies kann zu verstärkter Übelkeit oder intensiveren Gefühlsschwankungen führen. Dass gleich mehrere Babys im Bauch wachsen, führt außerdem dazu, dass werdende Mütter stärker von Müdigkeit und Erschöpfungssymptomen geplagt sind.

Gegen Ende der Schwangerschaft berichten Mehrlingsmamas auch häufiger von Rückenbeschwerden und Atemnot, da das Gewicht der Kinder den gesamten Haltungsapparat immer mehr fordert und die Ungeborenen zusätzlich auf wichtige Organe „drücken“. Nehmen die Beschwerden überhand, empfehlen Hebammen, ausreichend Ruhepausen einzulegen und wenn möglich schon früher aus dem Beruf auszusteigen z.B. indem man vor Antritt der Karenz ein paar Urlaubstage aufbraucht. Dadurch wird die Bewältigung des Alltags erleichtert, der besonders im letzten Trimester schon etwas beschwerlich sein kann.

Mehrlingsgeburt

Nicht nur die Mehrlingsschwangerschaft sondern auch die Geburt selbst gilt als Risikofaktor– entbunden wird ausschließlich in Krankenhäusern oder Spitälern, die manchmal auch über eine direkt angeschlossene Kinderintensivstation (zur Versorgung der vorzeitig geborenen Kinder) verfügen. Eine Frau, die Zwillinge erwartet, kann grundsätzlich auch auf natürlichem Wege entbinden, sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht. Dies hängt jedoch von der Lage der Kinder ab. Liegt das erste Baby in Schädellage, wird vorerst herkömmlich entbunden. Das zweite Kind wird je nach Lage, entweder auf gleiche Art und Weise auf die Welt geholt oder es wird zuvor noch von der Hebamme gedreht. Im Notfall entschließt sich das Entbindungsteam manchmal auch für die Durchführung eines Akut-Kaiserschnittes. Beim Vorliegen bestimmter gesundheitlicher Risiken für Mutter oder Kinder, ist ein Kaiserschnitt immer das erste Mittel der Wahl. Das gilt in der Regel auch für Drillings- oder Vierlingsgeburten.

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