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Schwanger werden: So beeinflusst die Schilddrüse deine Fruchtbarkeit
Es gibt viele Gründe, warum es schon mal ein wenig dauern kann, bis du schwanger wirst. Manchmal liegt es am Stress, manchmal sind körperliche Beschwerden dafür verantwortlich, häufig stehen auch Zyklusprobleme im Vordergrund. Funktionsstörungen der Schilddrüse gelten als mögliche Auslöser. So geht man davon aus, dass etwa 10% aller Frauen mit einem unerfüllten Kinderwunsch unter eine Schilddrüsenfunktionsstörung leiden.
Die Rolle der Schilddrüse
Die Schilddrüse ist eine zentrale Hormondrüse in deinem Körper, die für die Produktion von stoffwechselwirksamen Hormonen verantwortlich ist. Der Sitz der Schilddrüse ist ein wenig unterhalb des Kehlkopfes, gesteuert wird sie vom Hypothalamus und von der Gehirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie bekommt also aus dem Gehirn die entsprechenden Signale, die sogenannten Schilddrüsenhormone zu produzieren. Es handelt sich hierbei um T3 (Triiodthyronin) und T4(Thyroxin). Beide Hormone regen wichtige Stoffwechselprozesse im Körper an, wie beispielsweise den Fettstoffwechsel, den Umsatz von Energie sowie die Ausschüttung von Insulin. Zudem unterstützen sie Reifungsprozesse im Gehirn und eine gesunde Funktion des Nervensystems – das ist vor allem bei ungeborenen Babys wichtig, wenn die Organe im Mutterleib entsprechend ausreifen.
Ist die Schilddrüse nicht in der Lage, ihrer Aufgabe nachzukommen, spricht man von Schilddrüsenfehlfunktionen, seltener von Schilddrüsenerkrankungen. Man unterscheidet Schilddrüsenüberfunktion und -unterfunktion, die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, Schilddrüsenkrebs und Entzündungen sowie eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse (Struma).
Wichtig: Die Schilddrüse spielt in deinem Organismus tatsächlich eine große Rolle. Unbemerkt steuert sie viele Prozesse, die für deinen Körper relevant sind. Funktionsstörungen und entsprechende Symptome solltest du also insbesondere bei Kinderwunsch ernst nehmen. Man kann in der modernen Medizin mittlerweile erfolgreich gegensteuern und die Hormone künstlich zuführen, wenn der Körper nicht in der Lage ist, sie selbst in ausreichender Menge zu produzieren.
Schilddrüsenunterfunktion
Hierbei handelt es sich um eine Fehlfunktion der Schilddrüse, die sehr häufig in der westlichen Bevölkerung vorkommt. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Bei einer Unterfunktion schüttet die Schilddrüse zu wenig T3 und T4 aus. Das hat negative Auswirkungen auf gewisse Körperfunktionen, wie z.B. deinen Zyklus. Wenn du unter eine Unterfunktion leidest, hast du vielleicht einen unregelmäßigen Zyklus oder deine Blutung bleibt aus. Weitere Symptome sind depressive Verstimmungen, starke Müdigkeit, Erschöpfung, Blutarmut und Verstopfung. Vielleicht nimmst du auch aus unerklärlichen Gründen an Gewicht zu, leidest unter Haarausfall oder hast häufig kalte Füße. Dann ist eine Abklärung beim Internisten/einer Internistin jedenfalls ratsam. Behandelt wird eine Schilddrüsenunterfunktion mit dem künstlich hergestellten L-Thyroxin, das die Hormonproduktion wieder ins Gleichgewicht bringt.
Schilddrüsenüberfunktion
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion passiert genau das Gegenteil. Die Schilddrüse produziert zu viel T3 und T4, das anschließend ausgeschüttet wird. Dadurch geraten alle davon beeinflussten körperlichen Prozesse ebenso ins Ungleichgewicht. Der Stoffwechsel wird derart angekurbelt, dass der Körper davon überfordert ist. Du leidest unter Heißhungerattacken und gesteigertem Appetit – aufgrund des übersteigerten Stoffwechsels aber zum Teil auch unter Durchfall, weswegen du nicht zunimmst. Zu weiteren Symptomen zählen starkes Schwitzen, Nervosität, Unruhe, Herzrasen, Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Probleme mit dem Zyklus. Die Diagnose erfolgt gleich wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion über die Erhebung der Blutwerte. Zusätzlich kann ein Ultraschall der Schilddrüse erfolgen. Bei der Therapie geht es darum, die Überproduktion zu hemmen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Verordnet werden im Regelfall Medikamente, eine Radio-Jod-Therapie oder seltener eine Operation.
Hashimoto-Thyreoiditis
Hashimoto ist eine Krankheit, die ebenfalls mit der Schilddrüse in Zusammenhang steht. Sie zählt zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen, bei der der Körper Abwehrstoffe gegen sich selbst bildet. In diesem Fall versucht er, jenes Eiweiß zu bekämpfen, das die Schilddrüse jedoch für eine gesunde Funktion benötigt. Dadurch kommt es zu einer Schilddrüsenentzündung und in weiterer Folge zu einer Unterfunktion. Wenn du trotz ausreichend Schlaf an permanenter Müdigkeit, chronischer Erschöpfung, brüchigen Haaren und Nägeln, Motivationsproblemen, Verstopfung und trockener Haut leidest, solltest du deine Schilddrüsenwerte überprüfen lassen. Behandelt wird Hashimoto mit Levothyroxin, in seltenen Fällen mit Kortison. Hat sich die Schilddrüse bereits stark vergrößert, muss eine Operation angedacht werden.
Kinderwunsch und Schilddrüsenbehandlung
Die Schilddrüse spielt eine Schlüsselrolle in unserem Hormonhaushalt – ist sie in ihrer Funktion gestört, leidet zumeist auch dein Zyklus darunter. Zyklusstörungen wiederum bedeuten, dass es vermutlich schwieriger ist für dich, schwanger zu werden. Vielleicht bleibt deine Monatsblutung aus und du hast Probleme damit, deine fruchtbaren Tage zu bestimmen, sofern überhaupt eine Eizelle gebildet wird. Die Schilddrüsenfehlfunktion beeinflusst jedoch nicht nur deine Fruchtbarkeit. Wirst du mit einer unentdeckten Schilddrüsenunterfunktion schwanger, steigt auch das Risiko für eine Fehlgeburt an. Sollte dein Kinderwunsch länger als 12 Monate ohne Verhütung oder länger als sechs Monate (für Frauen über 35) unerfüllt bleiben, ist es ratsam, die Schilddrüsenwerte zu erheben. Man geht davon aus, dass ein TSH -Wert von 1,5 mU/l die Fruchtbarkeit begünstigt, wenngleich diese Normwerte auch immer kritisch gesehen werden. Damit es mit der Schwangerschaft klappt, müssen viele unterschiedliche Faktoren zusammenpassen.Wenn deine Schilddrüse jedoch gut eingestellt ist und die Therapie anschlägt, hast du hohe Chancen, schwanger zu werden.
Tipp: Hat es geklappt, wende dich relativ rasch an deinen Internisten/deine Internistin, da es vor allem in der Schwangerschaft wichtig ist, dass deine Schilddrüse funktioniert. Stoffwechselprozesse werden durch die Schwangerschaft beschleunigt, der Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigt. Bei einer Funktionsstörung hat der Körper jedoch Schwierigkeiten damit, den Bedarf zu decken. Üblicherweise erfolgen engmaschige Kontrollen deiner Werte im Abstand von vier Wochen. So kann man zu jedem Zeitpunkt angemessen reagieren und die Dosis deiner Schilddrüsenmedikamente entsprechend einstellen. Möglicherweise wird dir auch die zusätzliche Einnahme von Jod verschrieben. Dein Körper benötigt es zur Produktion der Schilddrüsenhormone.
Vorsicht bei Schilddrüsenerkrankungen in der Frühschwangerschaft
Wir haben es bereits erwähnt, es ist von großer Bedeutung, dass deine Schilddrüse gut arbeiten kann – nicht nur bei einem bestehenden Kinderwunsch, sondern auch in den ersten Wochen deiner Schwangerschaft. Studien haben gezeigt, dass bei einer Hashimoto-Erkrankung ein erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten besteht. Außerdem ist die intakte Funktion deiner Schilddrüse essenziell für die gesunde Entwicklung des ungeborenen Babys. Es benötigt ausreichend Schilddrüsenhormone, der Bedarf ist durch den erhöhten Stoffwechsel in der Schwangerschaft um 50% gesteigert. Kommt es zu einer Mangelversorgung durch Jod und Schilddrüsenhormonen, kann dies Fehlentwicklungen auf geistiger und körperlicher Ebene zu Folge haben. Wenn du jedoch mit deinen Medikamenten gut eingestellt bist, diese nach Verschreibung nimmst und die monatlichen Kontrollen absolvierst, besteht kein erhöhtes Risiko für das Baby im Bauch.
Hinweis: Auch wenn du zuvor keine Probleme mit deiner Schilddrüse hattest, empfiehlt es sich, die Schilddrüsenwerte bei der ersten Laboruntersuchung nach dem positiven Schwangerschaftstest zu erheben. Eine vorübergehende Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion ist in diesen neun Monaten nicht unüblich. Du bekommst dann Medikamente, die den Hormonhaushalt regulieren und die du im Regelfall nach der Schwangerschaft wieder absetzen kannst.
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