Windpocken & Feuchtblattern bei Kindern

Windpocken (Feuchtblattern) oder auch Varizellen gehören zur Familie der Herpes viridae und sind hochansteckend. Es handelt sich dabei um eine der meistverbreiteten Kinderkrankheiten Europas. Der Erstkontakt erfolgt zumeist im Krabbelgruppen- oder Kindergartenalter.

Krankheitsbild

Windpocken sind hoch ansteckend – daher auch ihr Name. Wenn du dich mit einer infizierten Person in einem Raum befindest, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dich ansteckst, sehr hoch. Die Flüssigkeit kann buchstäblich auch mit dem Wind über weitere Strecken von einer Person zur anderen getragen werden. Auslöser für die weitverbreitete Kinderkrankheit sind Varicella-zoster-Viren, die über Tröpfcheninfektion übertragen werden und im Erwachsenenalter auch Gürtelrose auslösen können.

Windpocken sind gekennzeichnet durch einen Hautausschlag mit roten Pusteln, die sich mit Flüssigkeit füllen und sich zu Bläschen entwickeln. Zumeist geht mit den Bläschen ein großer Juckreiz einher. Der Ausschlag breitet sich über den ganzen Körper aus oder ist auf einen bestimmen Bereich begrenzt. Er zeigt sich ungefähr 14 Tage nachdem die Ansteckung erfolgt ist.

Tipp: Bei Verdacht auf eine Infektion solltest du auch die Kopfhaut und die Schleimhäute deines Kindes untersuchen. Auch dort können sich Pusteln ansiedeln.

Daran erkennst du Windpocken

Windpocken äußern sich sowohl bei Babys als auch bei Kleinkindern und Erwachsenen ähnlich. Der rote juckende Hautausschlag ist ein Hauptsymptom, das bei allen Betroffenen gleichermaßen zu beobachten ist. Er beginnt zumeist am Kopf oder im Rumpfbereich.

Symptome bei Babys

Säuglinge profitieren in den ersten Lebensmonaten vom sogenannten Nestschutz. Wenn die Mutter bereits Antikörper gegen Windpocken besitzt und das Kind regelmäßig gestillt wird, ist eine Ansteckung unwahrscheinlich. Mit der Zeit nimmt der Nestschutz jedoch ab und dann kann es selten aber doch vorkommen, dass ein Baby sich mit Windpocken ansteckt.  Die Krankheit beginnt, indem sich der Allgemeinzustand deines Kindes verschlechtert und es vielleicht sogar ein wenig Fieber bekommt. Säuglinge sind dann vermehrt weinerlich, kuschelbedürftig, möchten öfter an die Brust gelegt oder herumgetragen werden. Nach ein paar Tagen zeigt sich der typische Ausschlag, der möglicherweise auch juckt. Manche Babys stört das mehr, andere weniger. Falls die Pusteln in einem Bereich sind, die dein Baby mit den Fingern gut erreichen kann, solltest du ihm Handschuhe oder Söckchen anziehen, damit es sich nicht unabsichtlich kratzt. Steigt das Fieber an oder geht es deinem Baby rasch schlechter, solltest du sofort eine*n Kinderärzt*in oder die Ambulanz aufsuchen.

Symptome bei Kleinkindern

Windpocken treten vor allem im Kindergarten und Vorschulalter auf, da die Ansteckungsgefahr in Betreuungseinrichtung relativ groß ist, sobald ein Kind erkrankt. Vor allem im Winter und im Frühling zeigt sich die Krankheit vermehrt, oft stecken sich viele Kinder gleichzeitig an. In den ersten Tagen ist dein Kind vielleicht ein wenig abgeschlagen, müde und es hat erhöhte Temperatur oder Fieber. All das sind Symptome, die im Kleinkindalter so weit nicht ungewöhnlich sind und häufig auch im Zuge einer banalen Erkältung auftreten. Nach wenigen Tagen entdeckst du dann jedoch die ersten Pusteln, die charakteristisch rot leuchten und sich gruppiert vermehren. Diese Pusteln entwickeln sich zu Bläschen, die mit einer hoch infektiösen Flüssigkeit gefüllt sind. Wenn dein Kind stark unter Juckreiz leidet, solltest du darauf achten, dass es sich dennoch nicht kratzt. Erstens verteilt es dadurch die Flüssigkeit auf seine Finger, zweitens können weitere Keime in das offene Bläschen gelangen – die Haut kann sich an dieser Stelle entzünden. Mit der entsprechenden Behandlung verkrusten die Pusteln, Bäder mit antibakteriellen Zusätzen sind für dein Kind angenehm und unterstützen den Heilungsprozess.

Auch deinem Kleinkind kannst du Handschuhe anziehen oder Socken über die Hände streifen. Vor allem in der Nacht kratzen sich Kinder oft unbewusst. Achte zudem darauf, dass die Fingernägel kurz geschnitten, rund gefeilt und sauber sind. Kleinkinder sind üblicherweise nicht so stark betroffen, d.h. es sind nur einzelne Bereiche mit Windpocken befallen. Dazu zählen jedoch auch das Gesicht, die Kopfhaut und Schleimhäute (z.B. Genitalien).

Windpocken bei älteren Kindern und Erwachsenen

Bei älteren Kindern und Erwachsenen verlaufen Windpocken sehr ähnlich. Auf ein allgemeines Unwohlsein und grippeähnliche Symptome wie Mattheit, Müdigkeit und Gliederschmerzen folgen bald die ersten Pusteln, die sich am ganzen Körper ausbreiten können. Das Krankheitsgefühl und der Juckreiz sind im Erwachsenenalter stärker ausgeprägt – es entstehen üblicherweise auch mehr Pusteln als bei jüngeren Kindern. Als Spätfolge der Erkrankung kann es bei Erwachsenen auch zu einer Gürtelrose kommen. Vorsicht ist außerdem bei Schwangeren und immungeschwächten Personen geboten.

Hinweis: Wenn ein Erwachsener an Gürtelrose erkrankt, kann er ein Kind, das noch keine Antikörper gegen Windpocken hat, anstecken. Der Virus löst dann beim Kind eine Windpocken-Erkrankung aus.

Mögliche Komplikationen

Windpocken sind an sich eine Krankheit, die mild verläuft und bei der keine gröberen Komplikationen zu erwarten sind. Für immunschwache Menschen/Kinder oder Personen mit chronischen Erkrankungen ist das Risiko für einen schweren Verlauf jedoch erhöht. Zu den möglichen Komplikationen zählen:

  1. Bakterielle Infektionen der Haut: Durch das Kratzen der Windpockenbläschen können Bakterien in die Haut eindringen und Infektionen verursachen. Dies kann zu Abszessen oder Zellulitis führen.
  2. Lungenentzündung: Bei manchen Kindern können Windpocken zu einer Lungenentzündung führen, insbesondere bei Säuglingen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem.
  3. Enzephalitis: Obwohl selten, können Windpocken auch eine Entzündung des Gehirns verursachen, die als Enzephalitis bekannt ist. Dies kann zu schwerwiegenden neurologischen Problemen führen.
  4. Gürtelrose (Herpes Zoster): Nachdem eine Person Windpocken hatte, bleibt das Virus in ihrem Körper und kann später im Leben reaktiviert werden, was zu Gürtelrose führt. Gürtelrose verursacht schmerzhafte Hautausschläge und kann ernsthafte Komplikationen verursachen, insbesondere bei älteren Erwachsenen.

Infektionswege

Windpocken werden klassischerweise über Tröpfcheninfektion übertragen. Niest oder hustet eine Person oder teilen sich erkrankte Kinder ein Spielzeug, das auch mit Speichel benetzt ist, ist eine Übertragung sehr wahrscheinlich. Selbst beim Ausatmen verteilen Erkrankte kleinste Speichelpartikel, mit denen sich eine gesunde Person bereits infizieren kann. Daher ist, auch wenn man sich nur im gemeinsamen Zimmer aufhält (ohne näheren Körperkontakt), eine Ansteckung vorprogrammiert. Hochinfektiös ist zudem die Flüssigkeit, mit denen sich die roten Pusteln füllen und sich dadurch in Bläschen verwandeln. Platzen diese auf, wird die Flüssigkeit frei gegeben. Erst wenn sich über der Blase eine Kruste gebildet hat, ist die Pustel nicht mehr ansteckend.

Inkubationszeit

Bis die Krankheit ausbricht vergehen in der Regel 14- 16 Tage nach Kontakt mit einer*m Erkrankten. Man geht davon aus, dass Kinder schon zwei Tage vor den ersten Krankheitsanzeichen und bis zu sieben Tage nach Ausbruch und Abtrocknen der Bläschen potenzielle Überträger sind.

Øyvind Holmstad, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Diagnose & Therapie

Der Ausschlag bei Windpocken ist sehr eindeutig und kann medizinisch klar zugeordnet werden. Der*die Ärzt*in wird den Ausschlag mit einer Blickdiagnose begutachten und dich nach den weiteren klassischen Symptomen fragen. Bei Unklarheiten ist eine serologische Analyse möglich, diese ist jedoch in den seltensten Fällen erforderlich.

Wie werden Windpocken nun behandelt: Zur Linderung der Symptome und gegen den Juckreiz kann der*die Ärztin Lotionen und Salben verschreiben, die dann mit einem Wattestäbchen auf alle Pusteln getupft werden. Zudem gibt es Badezusätze mit juckreizstillenden Wirkstoffen. Wird der Reiz zu kratzen unerträglich, können auch juckreizstillende Tropfen verschrieben werden, die in der Behandlung von Allergien eingesetzt werden. Aciclovir wird Kindern üblicherweise nicht verabreicht.

Wann zum Arzt?

Wenn dein Kind einen unklaren Ausschlag hast oder du bereits Windpocken vermutest (weil es z.B. Erkrankungen im Kindergarten gegeben hat), informiere die Arztpraxis oder die Kinderambulanz noch bevor den allgemeinen Warteraum betrittst. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr werden Kinder mit Verdacht auf eine Infektionskrankheit in einem eigenen Wartebereich oder einem extra Zimmer isoliert.

Hilfsmittel aus der Hausapotheke

Grundsätzlich gilt: Typische Kinderkrankheiten sowie andere Krankheiten, bei denen sich der Gesundheitszustand deines Kindes verschlechtert, müssen primär medizinisch abgeklärt werden. Hausmittel oder alternativmedizinische Behandlungen können eine Ergänzung zur klassischen Therapie sein. Du solltest sie jedoch nur in Absprache mit deinem*r Kinderärzt*in anwenden. Hausmittel ersetzen keinesfalls jene Therapien, die dir für dein Kind verschrieben wurden.

Wenn dein Kind sehr viele Pusteln hat und/oder stark unter Juckreiz leidet, dann ist das sehr unangenehm und für das Kind oft schwer auszuhalten. Zuwendung und elterlicher Beistand sind in dieser Zeit besonders wichtig. Hilfreich sind Anwendungen, die kühlen. Du kannst beispielsweise kühl-feuchte Wickel mit einem Baumwolltuch machen oder weiche Handtücher kühlen und auflegen. Auch ein Bad in lauwarmem Wasser wird als sehr angenehm empfunden, achte jedoch darauf, die Haut nicht abzurubbeln, sondern eher trocken zu tupfen, um Bläschen nicht vorzeitig aufzureißen. Kamille, Eichenrinde oder Haferstrohextrakt können den Juckreiz lindern, z.B. als Zusatz im Badewasser oder verdünnt auf einem feuchten Wickel. Sprich unbedingt mit deiner*m Ärzt*in darüber, wenn du einen Zusatz verwenden möchtest.

Tipp: Ziehe deinem Kind lockere luftige Kleidung aus Baumwolle, Seide oder Leinen an. Sie ist atmungsaktiv und luftdurchlässig. Synthetische Fasern hingegen verstärken den Juckreiz und die Schweißbildung.

Schutz vor einer Infektion – Impfung

Im häuslichen Umfeld sollte man die üblichen Hygienemaßnahmen einhalten und vor allem immungeschwächte oder chronisch kranke Familienmitglieder und Schwangere schützen. Kinder, die an Windpocken erkranken, dürfen die Betreuungseinrichtung (Kindergarten, Schule, Tagesmutter) erst dann wieder besuchen, wenn eine ärztliche Freigabe erfolgt ist. Das ist frühestens eine Woche nach Beginn der Erkrankung möglich, sofern die Krankheit ohne Komplikationen verläuft und keine infektiöse Flüssigkeit mehr von den Bläschen ausgeschieden wird.

Gegen Windpocken gibt es eine Impfung, die im österreichischen Impfplan zwar vorgesehen ist, jedoch privat bezahlt werden muss. Es erfolgt eine Immunisierung ab dem ersten Lebensjahr und eine zweite frühestens vier Wochen darauf. Für 9-17-Jährige ist die Impfung ebenfalls empfehlenswert sowie für Erwachsene, die über keine Antikörper verfügen, z.B. weil sie die Infektion im Kindesalter nicht durchgemacht haben.

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag liefert ausschließlich allgemeine Informationen und ersetzt keinesfalls den fachkundigen Rat eines Arztes, einer Hebamme oder anderen dafür qualifizierten Experten (Stillberaterinnen, Therapeuten etc.)

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