Kryokonservierung in Österreich

Die Kryokonservierung ermöglicht es, Ei- oder Samenzellen sowie Embryonen über Jahre hinweg in flüssigem Stickstoff einzufrieren und später für eine Kinderwunschbehandlung zu nutzen. In Österreich kommt dieses Verfahren hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn eine medizinische Indikation vorliegt.

Was ist Kryokonservierung?

Unter Kryokonservierung versteht man das Einfrieren von Eizellen, Spermien oder bereits befruchteten Eizellen (Embryonen) bei extrem niedrigen Temperaturen. Die Zellen werden dabei in flüssigem Stickstoff auf etwa minus 196 Grad Celsius abgekühlt. In diesem Zustand stellen sie ihre Stoffwechselaktivität vollständig ein und können praktisch unbegrenzt gelagert werden, ohne ihre Funktionsfähigkeit zu verlieren.

In der Reproduktionsmedizin wird heute meist die sogenannte Vitrifikation angewandt. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass beim Einfrieren keine schädlichen Eiskristalle entstehen, die die empfindlichen Zellen zerstören könnten. Stattdessen verglasen die Zellen und bleiben dadurch intakt. Beim späteren Auftauen nehmen die eingefrorenen Eizellen, Spermien oder Embryonen ihre normalen biologischen Prozesse wieder auf. So werden sie zu einem späteren Zeitpunkt für eine Kinderwunschbehandlung genutzt.

Gründe für Kryokonservierung

Die Gründe für eine Kryokonservierung sind vielfältig und reichen von medizinischen Notwendigkeiten bis zu Fragen der Lebensplanung.

  • Medizinisch: Bei bevorstehenden Krebsbehandlungen, Operationen, eingeschränkter Eizellreserve oder Endometriose kann das Einfrieren von Ei- oder Samenzellen die Chance auf eine spätere Schwangerschaft sichern.
  • Reproduktionsmedizinisch: Nach einer IVF- oder ICSI-Behandlung entstehen oft mehr befruchtete Eizellen, als in einem Zyklus übertragen werden. Diese können eingefroren und für spätere Transfers genutzt werden, ohne erneute Hormonstimulation.
  • Sozial: In vielen Ländern ist das sogenannte Social Freezing verbreitet, bei dem Eizellen ohne medizinischen Grund für eine spätere Familienplanung konserviert werden.

Die Kryokonservierung ist in Österreich vorwiegend ein Instrument zur medizinischen Absicherung der Fruchtbarkeit und zur effizienten Nutzung von IVF- und ICSI-Zyklen.

Ablauf der Kryokonservierung

Wie eine Kryokonservierung abläuft, hängt davon ab, ob Eizellen, Spermien oder Embryonen eingefroren werden.

  1. Bei Frauen werden die Eierstöcke zunächst mit Hormonen stimuliert, damit mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen. Diese werden anschließend in einem kurzen Eingriff entnommen. Danach lassen sie sich entweder direkt einfrieren oder – falls eine IVF oder ICSI geplant ist – nach der Befruchtung im frühen Stadium lagern.
  2. Bei Männern genügt in den meisten Fällen die Abgabe einer Samenprobe. Falls keine Spermien im Ejakulat vorhanden sind, können sie auch durch eine kleine Operation aus dem Hoden gewonnen werden.

Vor dem Einfrieren werden die Zellen in einer speziellen Lösung vorbereitet und dann innerhalb weniger Sekunden in flüssigem Stickstoff auf minus 196 Grad Celsius heruntergekühlt. Dort bleiben sie in einer Art „Kälteschlaf“ und können bei Bedarf wieder aufgetaut und für eine Kinderwunschbehandlung eingesetzt werden.

Chancen und Risiken der Kryokonservierung

Die Kryokonservierung bietet viele Vorteile. Sie ermöglicht Paaren nach einer IVF- oder ICSI-Behandlung, befruchtete Eizellen für spätere Zyklen aufzubewahren. So kann eine weitere Behandlung erfolgen, ohne dass die Frau erneut Hormone spritzen oder eine Eizellentnahme über sich ergehen lassen muss.

Auch für Patientinnen und Patienten, die vor einer Krebs- oder anderen belastenden Therapie stehen, eröffnet die Kryokonservierung die Chance, die eigene Fruchtbarkeit zu bewahren und den Kinderwunsch später zu verwirklichen. Moderne Verfahren wie die Vitrifikation sorgen heute dafür, dass eingefrorene Zellen nach dem Auftauen nahezu genauso gute Erfolgschancen bieten wie frische Zellen.

Dennoch gibt es auch Grenzen und mögliche Risiken. In seltenen Fällen können Zellen beim Einfrieren oder Auftauen Schaden nehmen und nicht mehr verwendbar sein. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt. Neben den Kosten für Entnahme und Vorbereitung fallen jährliche Lagergebühren an. Außerdem gilt es, rechtliche Vorgaben zu beachten.

Rechtliche Lage in Österreich

In Österreich ist die Kryokonservierung im Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) geregelt. Grundsätzlich erlaubt ist das Einfrieren von Eizellen, Spermien und Embryonen, solange ein medizinischer Grund vorliegt. Dazu zählen etwa eine bevorstehende Krebsbehandlung, Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit einschränken können, oder der Einsatz im Rahmen einer IVF- oder ICSI-Behandlung.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen medizinischem und sozialem Anlass: Das sogenannte Social Freezing, also das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen ohne medizinische Indikation, ist in Österreich nicht erlaubt.

Für die Lagerung gelten unterschiedliche Regeln. Embryonen dürfen höchstens zehn Jahre eingefroren bleiben. Für unbefruchtete Eizellen, Spermien oder Hodengewebe gibt es dagegen keine zeitliche Begrenzung. Eingefrorene Embryonen dürfen zudem ausschließlich für die Behandlung des betreffenden Paares verwendet werden, eine Weitergabe oder Spende ist rechtlich ausgeschlossen.

Was kostet die Kryokonservierung?

Die Kosten für eine Kryokonservierung in Österreich variieren je nach Art der Behandlung und Zentren deutlich. Für Frauen können Stimulation, Eizellentnahme und Einfrieren rund 3.000 bis 3.500 Euro kosten, wobei Medikamente in diesen Summen meist noch nicht enthalten sind.

Für die Kryokonservierung von Embryonen oder Spermien liegen die Preise deutlich niedriger, oft zwischen 300 und 500 Euro. Zusätzlich fallen jährliche Lagergebühren an, die in vielen Kliniken zwischen 300 und 400 Euro pro Jahr liegen. Es handelt sich hierbei um Richtwerte. Die tatsächlichen Kosten hängen stark vom individuellen Behandlungsplan, der Anzahl der gewonnenen Eizellen und den notwendigen Medikamenten ab. Deshalb erstellen die Kliniken in der Regel nach einem Erstgespräch einen individuellen Kostenplan.

Liegt ein medizinischer Grund vor, übernehmen die österreichischen Sozialversicherungsträger die Kosten für Entnahme, Aufbereitung und Lagerung. Zusätzlich beteiligt sich der IVF-Fonds an Behandlungen, bei denen kryokonservierte Eizellen oder Embryonen verwendet werden, was für betroffene Paare eine spürbare finanzielle Entlastung bedeutet.

Wichtig: Der IVF-Fonds ist eine staatliche Unterstützung in Österreich, die Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch finanzielle Hilfe bei einer künstlichen Befruchtung bietet. Er übernimmt bis zu 70 Prozent der Behandlungskosten für bestimmte Methoden, sofern die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu zählt unter anderem, dass beide Partner krankenversichert sind und bestimmte Altersgrenzen eingehalten werden (Frauen bis zum 40., Männer bis zum 50. Geburtstag).

FAQ: Kryokonservierung

Wie lange können Eizellen oder Spermien eingefroren bleiben?
Unbefruchtete Eizellen, Spermien oder Hodengewebe dürfen unbegrenzt lange gelagert werden. Für Embryonen gilt in Österreich eine maximale Lagerfrist von zehn Jahren.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Ja, wenn eine medizinische Indikation vorliegt, etwa vor einer Krebsbehandlung. In solchen Fällen übernehmen die Sozialversicherungsträger die Kosten für Entnahme, Aufbereitung und Lagerung.

Wie hoch sind die Erfolgschancen mit eingefrorenen Zellen?
Dank moderner Methoden wie der Vitrifikation sind die Erfolgsaussichten nach dem Auftauen nahezu vergleichbar mit frischen Eizellen oder Embryonen.

Ist Social Freezing erlaubt?
Nein, in Österreich darf eine Kryokonservierung nur erfolgen, wenn ein medizinischer Grund vorliegt. Das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen ohne medizinische Notwendigkeit ist nicht gestattet.

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